Zieht der Dinklager Jugendtreff in die ehemalige CSW-Druckerei? Vielleicht!
Die CDU kritisiert die Verwaltung und möchte weitere Optionen prüfen. Der Bürgermeister ist sauer. Und was ist eigentlich mit den Anliegern?
Frederik Böckmann | 25.08.2023
Die CDU kritisiert die Verwaltung und möchte weitere Optionen prüfen. Der Bürgermeister ist sauer. Und was ist eigentlich mit den Anliegern?
Frederik Böckmann | 25.08.2023
Die Räume sind zu klein: Leiterin Anna Nies würde es begrüßen, wenn der Jugendtreff in die ehemalige Druckerei ziehen könnte. Foto: Böckmann
Der Dinklager Jugendtreff? Er wird seinen Standort am TVD-Sportpark zum 31. Dezember 2024 verlassen müssen. Die ehemalige Druckerei des Caritas-Sozialwerks (CSW) indes steht leer. Könnte der Jugendtreff also in das Gebäude, das ein paar Meter entfernt auf der anderen Seite der Schulstraße steht, ziehen? So schlägt es zumindest die Verwaltung vor. So empfehlen es auch die Grünen, die SPD und Teile des Bürgerforums. Diese Lösung würde auch Jugendtreff-Leiterin Anna Nies begrüßen. Ob es tatsächlich so kommt? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Vielleicht wird das Gebäude auch von weiteren Akteuren aus der Jugend- und Familienarbeit genutzt. Viele Fragen und noch keine Antworten. Denn: In der Sitzung des Fachausschusses am Donnerstag gab es etwas überraschend doch noch keine Beschlussempfehlung, wie das CSW-Gebäude künftig genutzt werden soll. Die CDU und Henning Lampe vom Bürgerforum sprachen sich dafür aus, das Thema noch einmal in den Fraktionen zu beraten. Für die Christdemokraten erklärte Wulf Schwarte in sachlichem Ton, aber doch mit vernehmbarer Kritik an der Verwaltung, dass seine Fraktion "derzeit weder die Notwendigkeit noch eine ausreichende Grundlage zur Beschlussfassung" sehe. Ohnehin sei die Fraktion vom Inhalt der Sitzungsvorlage überrascht. Das ehemalige CSW-Gebäude biete die "vielleicht einmalige Gelegenheit, die Kinder-, Jugend- und Familienarbeit in Dinklage langfristig räumlich, inhaltlich und konzeptionell weiter auszubauen. Diese Chance sollte nicht durch eine vorschnelle Entscheidung vertan werden". Es gelte Gründlichkeit vor Schnelligkeit. Schwarte monierte: Die CDU habe von der Verwaltung ein dazu passendes Nutzungskonzept eingefordert. Das gebe es nicht. Damit sei die CDU nicht einverstanden. Politik, Verwaltung, Kitas, Schulen, Jugendparlament, Pro Jugend (als Trägerverein der Jugendarbeit) und weitere Akteure müssten gemeinsam überlegen, was am Standort Schulstraße entstehen könne. Und Schwarte ergänzte: Mögliche bauliche Veränderungen seien ebenso wenig von der Verwaltung aufgezeigt worden wie die Frage der Finanzierung. Bürgermeister Carl Heinz Putthoff war spürbar irritiert über das Statement der CDU. Er sei "sauer und ein bisschen enttäuscht" über das Vorgehen der Christdemokraten. Die Verwaltung lasse sich nicht "den Schwarzen Peter zuschieben". Die CDU habe doch selbst vorgeschlagen, zu prüfen, ob der Jugendtreff in das CSW-Gebäude einziehen solle. Die Verwaltung habe nun einen Vorschlag unterbreitet und das sei trotzdem nicht richtig, wunderte sich Putthoff und erinnerte daran, dass wegen des Auszugs des Jugendtreffs aus seinen jetzigen Räumen (der TVD hat Eigenbedarf angemeldet) auch ein gewisser Zeitdruck bestehe. Birgit Sandmann (SPD), Mirja Morthorst (Grüne) und Claudia Bausen (Bürgerforum) unterstützen den Vorschlag der Verwaltung. "Es bietet sich doch wahnsinnig an, diese Räume zu nutzen", sagte Morthorst. Claudia Bausen nannte den CDU-Vorschlag, weitere Optionen zu prüfen, verständlich. Sie wundert sich trotzdem über den "Eiertanz" der Christdemokraten. Das Thema sei ein Dauerbrenner. Ein neues Gebäude für die Jugendarbeit sei "hypernotwendig". Jugendtreff-Leiterin Anna Nies glaubt, dass die ehemalige Druckerei ein idealer Standort für ihre Arbeit wäre. Zur Einordnung: Der Jugendtreff hat eine Größe von 176 Quadratmetern, er wird aber nicht nur für die klassische Jugendarbeit genutzt, sondern auch von den Hort-Kindern und der Ü14-Hort-Gruppe. Viel zu klein sei der jetzige Standort, sagte Nies. Sie konterte auch die etwas überspitzt formulierten Aussagen einiger Ausschussmitglieder, die Jugendlichen könnten sich in der 485 Quadratmeter großen, ehemaligen Druckerei verlaufen. Mehrere Räume, sagte Nies, seien optimal. Damit sich alle Angebote entzerrten, und auch, um persönliche Gespräche zu führen. Unterstützung für den CDU-Vorschlag gab es vom beratenden Mitglied Inge Bruckmann. „Ich finde es vernünftig, zu überlegen, wie die Räume optimal genutzt werden können.“ Die Tagesmutter könnte sich eine Art Familienzentrum vorstellen. Und sie erinnerte daran, dass auch das Clemens-August-Werk, zurzeit in den Seniorenhausgemeinschaften der St.-Anna-Stiftung untergebracht, mehr Platz benötige. Konsens herrschte im Ausschuss schließlich darüber, in der nächsten Woche die ehemalige Druckerei zu besuchen. Denn: Sowohl die Politik als auch Jugendtreff-Leiterin Nies kennen das Gebäude nur von außen respektive den Raumplan. War damit alles gesagt? Nein. Inge Bruckmann wunderte sich am Ende der Diskussion, dass weder aus Verwaltung noch aus der Politik jemand über die Sorgen der Anwohner sprach, die bei einem Jugendtreff-Umzug in die ehemalige Druckerei erhöhten Lärm befürchten. Dies müsse man doch zumindest diskutieren. Provokativ fragte Bruckmann in die Runde: "Wer von uns möchte denn direkt neben einem Jugendtreff wohnen?" Eine Reaktion darauf gab es dann zumindest von Wulf Schwarte. Wenn ein Konzept vorliege, dann müssten natürlich auch die Anwohner ins Boot geholt werden. Dann ließen sich Gerüchte wie jene verhindern, der Umzug des Jugendtreffs in das CSW-Gebäude sei für die CDU-Fraktion "beschlossene Sache".Noch keine Beschlussempfehlung
Bausen kritisiert "Eiertanz" der CDU
"Wer will denn von uns neben einem Jugendtreff wohnen?" Inge Bruckmann
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