Yes oder no?
Kolumne: Das Leben als Ernstfall – Der Herbst- und Winterblues schleicht sich ganz langsam an, aber es gibt Mittel gegen die depressive Verstimmung.
Sandra Hoff | 19.10.2022
Kolumne: Das Leben als Ernstfall – Der Herbst- und Winterblues schleicht sich ganz langsam an, aber es gibt Mittel gegen die depressive Verstimmung.
Sandra Hoff | 19.10.2022
Vor wenigen Monaten habe ich hier in dieser Kolumne noch gejammert, dass ich kein Kind des Sommers bin. Zu heiß. Zu viel Schweiß. Zu viel nackte Haut. Zu viel Föhn-Luft. Rückblickend betrachtet, muss ich mich fragen, ob ich an diesem Tag, an dem ich entsprechende Zeilen verfasst habe, nicht alle Tassen im Schrank hatte. Eine Unverschämtheit, dass ich diese lichtdurchfluteten Sonnentage, die lauen Sommernächte oder die schier unendlichen Möglichkeiten, Zeit draußen zu verbringen, nicht gewürdigt habe. Wie schön war es bitte, morgens von warmen Sonnenstrahlen geweckt zu werden? Jetzt sitze ich hier und schaue aus meinem Bürofenster heraus und was sehe ich? Grauen Einheitsbrei. Die Blätter halten sich nur noch mit Mühe und Not am Baum fest, sie klammern sich an die Äste mit dem Wissen, dass sie fallen werden, bunt und leise. Es herbstet. Und auch wenn ich die Goldenen Oktobertage, wie wir sie in dieser Woche schon zweimal erleben durften, sehr liebe, schleicht sich so langsam der Herbst- und Winterblues an, um spätestens im November, nach der Zeitumstellung am 30. Oktober, wie ein Phönix voller Elan aus dem Blätterhaufen emporzusteigen. Wir stehen im Dunkeln auf, reiben uns die müden Äuglein und wenn die Feierabendstunde schlägt, ist die Sonne schon wieder von dannen. Wenn sie sich denn überhaupt gezeigt hat. Der graue Alltag hat uns wieder, kein großes Fest ist in Sicht, keine Kirmes, kein Schützenfest, kein Stoppelmarkt, kein Freimarkt, kein Cityfest. Die Hochzeitssaison ist ebenfalls beendet. Worauf sollen wir uns denn freuen? Was hat die Schmuddelzeit zu bieten? Der Gedanke an die Weihnachtszeit mit all ihrem Zauber, den Weihnachtsmärkten, den leckeren Schoko-Mandel-Zimt-Marzipan-Honig-Printen-Nelken-Weihnachtsmännern und dem heißen Glühwein, ist zwar ein Lichtblick, aber bis Heilig Abend ist noch sooo lange hin. Genauer gesagt 66 Tage oder auch 95.040 Minuten. Aber, wer zählt schon. Bleibt die Frage: Was machen wir mit der Zwischenzeit, dem November? Wir starten die Aktion Yesvember und konzentrieren uns auf die vielen Vorteile. JA zu weiten Kuschelpullis, die so schön die kleinen Schokoladenröllchen am Bauch verstecken. JA zu langen Film- oder Spieleabenden. JA zu gemütlichen Raclette- oder Käsefondue-Runden mit den Freunden. JA zu den Kuschelsocken, die zwar meist vor Hässlichkeit verboten werden müssten, aber die die Füße so schön warm halten. JA zum abendlichen Kakao. JA zum Ende der Pollen- und Mücken-Zeit. JA zu langen Waldspaziergängen. JA zur Lese- und Kuschelzeit. JA zu leckeren Tees. JA zum offiziellen Start des Faul-Sein-Dürfens. Ich sage JA. Und zwar sehr laut. Machen Sie doch mit! "Die Blätter halten sich nur noch mit Mühe und Not am Baum fest, sie klammern sich an die Äste mit dem Wissen, dass sie fallen werden, bunt und leise."Sandra Hoff
Zur Person:
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