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Worauf wir alles verzichten können

Kolumne: Das Leben als Ernstfall – Die Fastenzeit regt dazu an, Gewohnheiten abzulegen und Neues zu riskieren. Hier ein paar gewagte Vorschläge für Südoldenburg.

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Verzichten Sie auf das Auto: Fahren Sie doch mal mit dem Stadtbus in die Innenstadt von Vechta. Setzen Sie sich aufs Fahrrad. Das ist gesund und lüftet die Klamotten. Bedenken Sie: Autos nehmen so viel Platz in der City weg. Ein Parkplatz – und davon gibt es in Vechtas Innenstadt mehr als viele meinen – hat im Durchschnitt eine Größe von 11 Quadratmetern. Was wir auf dieser Fläche alles unterbringen könnten! Zum Beispiel 11 Mastschweine. Oder Hähnchen mit einem Gesamtgewicht von rund 380 Kilogramm (nach Tierwohlkriterien).  Auf nur einem einzigen Parkplatz. Das ist wahrscheinlich mehr Geflügelfleisch, als Kathmann an einem Samstag auf dem Wochenmarkt verkauft.

Wie viele Tiere könnten wir halten, würde die gesamte Große Straße endlich autofrei!? Das Mastschwein ersetzt die PS-Sau. Nur mit dem Verzicht auf Fleisch würde es in dieser Fastenzeit wohl nichts werden.   

Straßen: Wer kein Auto mehr fährt, benötigt auch keine Straßen. Damit verzichten wir auch auf Flächen und deren Versiegelung. Die derzeit diskutierte Nordwestumgehung Lohne soll mindestens 5,2 Kilometer lang werden. Das macht einen Flächenverbrauch von 143.000 Quadratmetern. Würde diese Fläche mit Photovoltaikanlagen besetzt, könnte das fast den kompletten Strombedarf von Dinklage  – die Dinklager sind ja sparsam – decken. Unter der PV-Anlage könnten die Landwirte noch Tierfutter für die Schweine und Hähnchen anbauen, die wir auf der Großen Straße in Vechta angesiedelt haben. 

"Stoppelmarkt: Darauf haben wir schon zweimal nacheinander verzichtet. Und war das schlimm? Nein, es war schlimmer als das."Stefan Freiwald

Und günstiger wäre der Verzicht auf die Umgehungsstraße auch noch. Wir könnten mit dem Geld für etwa 50 Jahre eine Überland-Buslinie betreiben oder jeder Lohnerin und jedem Lohner ein E-Bike für 2000 Euro schenken. Damit kommen sie prima und staufrei bis nach Vechta zum Shoppen. 

Stoppelmarkt: Darauf haben wir schon zweimal nacheinander verzichtet. Und war das schlimm? Nein, es war schlimmer als das. Es war unmenschlich. Vergessen wir die Idee.

Dann verzichten wir doch lieber auf montägliche Spaziergänge. Zugegeben, Bewegung an der frischen Luft ist gesund und regt den Kreislauf an. Außerdem haben wir ja gerade dazu aufgefordert, das Auto mal zu Hause stehenzulassen. Dennoch sollten wir auch an die Gefahren denken. Gemeint sind jetzt nicht die grunzenden Schweine auf den Parkplätzen vor Rossmann, Weiss, Wolke und Co. Die tun nix. Aber dafür ist das Infektionsrisiko mit dem Virus der Dummheit und der Ignoranz montags an der frischen Luft besonders hoch.  

Auch darauf können wir gut verzichten: auf den Krieg in der Ukraine und alle anderen 25 auf der Welt tobenden bewaffneten Auseinandersetzungen. Aber das wird wohl nichts. 


Zur Person:

  • Stefan Freiwald (48) arbeitet als Redakteur für OM-Medien und hat ein Büro für PR, Marketing und Nachhaltigkeitsmanagement in Vechta. Er wohnt mit seiner Familie in Oythe.

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