Wo in Damme 6 Turmfalken an einem Giebel aufwachsen
Ronald Narberhaus hat derzeit ganz besondere Mitbewohner. In einem von ihm gebauten Nistkasten wachsen derzeit gut bewacht von den Elternvögeln junge Turmfalken auf. Sie leben hoch über der Erde.
Dicht aneinander gedrängelt: Die 6 jungen Turmfalken haben im Moment nur die Aufgabe, zu wachsen. In etwa 2 Wochen werden sie hinsichtlich des Gewichts ausgewachsen sein. Foto: Lammert
Die jungen Turmfalken drängeln sich eng aneinander. Am 8. Mai sind die 6 Küken geschlüpft. Jetzt heißt es für sie wachsen. Fasziniert beobachtet der Dammer Ronald Narberhaus das Geschehen. Das Turmfalkenpaar hat als Ort der Aufzucht seiner Jungen die östliche Giebelwand seines Hauses gewählt.
Das allerdings nicht von ungefähr. Denn der 53-Jährige hatte den Falken quasi ein Nistangebot gemacht, indem er in der Spitze des Giebels ein Fenster ausbaute und stattdessen einen aus einer Siebdruckplatte gefertigten und zuvor selbst konstruierten Nistkasten befestigte.
Eine Klappe gibt Blicke auf die Jungfalken frei
Der Kasten misst 45 Zentimeter in der Höhe, 35 Zentimeter in der Tiefe und 60 Zentimeter in der Breite. An der Innenseite hat der gelernte Tischler eine Klappe eingebaut, die er öffnen und so einen Blick auf die Jungen werfen kann.
"Das Männchen sitzt schon seit mehreren Jahren immer wieder auf der Firstfette meines Hauses."Ronald Narberhaus
Es war ein Bauen auf gut Glück. Denn natürlich wusste Ronald Narberhaus nicht, ob die Turmfalken den Nistkasten annehmen würden. In der Osterwoche begannen sie, die gelegten ockergelblich bis braunen, stark gefleckten Eier auszubrüten. Die Jungen des Turmfalken schlüpfen in der Regel nach einer Brutzeit von 27 bis 29 Tagen.
Dass sich ein Turmfalke in der Nähe seines Haues aufhält, ist für Ronald Narberhaus nicht neu. "Das Männchen sitzt schon seit mehreren Jahren immer wieder auf der Firstfette meines Hauses."
Natürlich hat er auch Bedenken
Doch in diesem Jahr war es plötzlich anders. Bei einem Arbeitseinsatz in der Nachbarschaft entdeckte er ein auf einem Eisenträger sitzendes weibliches Tier. Die Idee, einen Nistkasten zu bauen, reifte. Allerdings brauchte es einen Moment.
"Doch dann habe ich mir gedacht, dass der Turmfalke genauso hier in die Gegend gehört, wie das Krähen eines Hahnes."Ronald Narberhaus
"Ich hatte abgewogen, ob ich wegen der vielen Singvögel bei uns tatsächlich einen solchen Kasten aufhängen sollte. Doch dann habe ich mir gedacht, dass der Turmfalke genauso hier in die Gegend gehört, wie das Krähen eines Hahnes", berichtet der passionierte Geflügelzüchter, der unter anderem chinesische Bambushühner, Rebhühner, chinesische Zwergwachteln, Kanarienvögel, Burgsittiche und Grünflügeltauben besitzt. Schon als Kind habe er Ziergeflügel gehabt. An der Leidenschaft habe sich bis heute nichts geändert.
Ein bisschen, räumt er ein, habe er auch Bedenken wegen des Kots gehabt, der sich an der Hauswand und auf dem Pflaster befinden wird, wenn die jungen Turmfalken erst aufstehen und an den Rand des Nistkastens gehen können.
" Wahrscheinlich finden die Falken derzeit genügend Mäuse, weil es ja lange nicht geregnet hat."Ronald Narberhaus
Zumindest die Sorge wegen der Singvögel hat sich bislang nicht bestätigt. "Wahrscheinlich finden die Falken derzeit genügend Mäuse, weil es ja lange nicht geregnet hat", sagt der 53-Jährige, der freiberuflich als Hausmeister für 5 Kindertagesstätten der St.-Viktor-Kirchengemeinde tätig ist und zudem sein Geld als selbstständiger Möbel- und Zaunbauer verdient.
Nachdem also auch die letzten Bedenken ausgeräumt waren und der Nistkasten angebracht war, geschah eine Woche lang nichts. Dann waren die Turmfalken eingezogen, wie Ronald Narberhaus nach dem Öffnen der Klappe feststellte.
Falken wehren Hohltauben, Dohlen und Krähen ab
Kurz danach mussten die beiden Falken ihre neue Heimat bereits mit Schnäbeln und Klauen verteidigen. Hohltauben, Krähen und Dohlen versuchten, die Hausherren zu vertreiben. Letztlich erfolglos, wie Ronald Narberhaus zufrieden feststellt.
Nun hat er allerdings die Sorge, dass andere Raubvögel das ein oder andere Junge aus dem Kasten holen könnten. Denn die Öffnung ist so groß, dass auch eine Krähe mühelos hineinpasst. Ganz offensichtlich wissen jedoch auch die beiden Falken um die Gefahr. "Entweder halten sie sich zum Schutz ihrer Brut im Kasten auf oder aber zumindest in der Nähe", hat er beobachtet.
"Vermieter": Ronald Narberhaus baute den Nistkasten. Foto: Lammert
Die Jungvögel werden Ende kommender Woche das Körpergewicht eines ausgewachsenen Turmfalken – Männchen rund 200 Gramm, Weibchen bis zu 220 Gramm – erreicht haben. Ob sie, wenn sie das Nest verlassen haben, allerdings in einem Jahr auch noch leben, ist äußerst ungewiss. Die Wahrscheinlichkeit liege bei 50 Prozent, weiß Ronald Narberhaus.