Wo fängt häusliche Gewalt an? Soziale Meile Cloppenburg will aufklären
Vom 2. bis 22. Juni finden die Aktionswochen der Sozialen Meile zum Thema "Häusliche Gewalt" statt. Die Beratungs- und Interventionsstelle des DRK berichtet von bis zu 900 Fällen im vergangenen Jahr.
Kinder leiden besonders: Kita-Leiterin Ulla Meirowski beobachtet in Folge der Corona-Pandemie mehr Fälle häuslicher Gewalt gegen Kinder. Foto: dpa
Wo fängt häusliche Gewalt an? Welche Möglichkeiten haben Betroffene? Auf welche Alarmsignale sollten Außenstehende achten? Diese und weitere Fragen rund um das Thema "Häusliche Gewalt" will die Arbeitsgruppe der sozialen Einrichtungen in Cloppenburg (Soziale Meile Cloppenburg) während ihrer Aktionswochen vom 2. bis zum 22. Juni beantworten. "Die aktuellen Zahlen der Fälle häuslicher Gewalt im Landkreis Cloppenburg zeigen uns, wie wichtig es ist, auf dieses Tabuthema aufmerksam zu machen", betont Irene Keller, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Cloppenburg.
Stephanie Bonk von der Beratungs- und Interventionsstelle (BISS) des DRK Cloppenburg hat direkt mit entsprechenden Fällen zu tun. Sie erklärt, dass häusliche Gewalt auch subtilere Formen als körperliche Gewalt annehmen kann, was vielen nicht bewusst sei. Dazu zähle zum Beispiel verbale Gewalt oder, wenn ein Ehepartner dem anderen ein eigenes Einkommen oder den Führerschein verbiete. Häusliche Gewalt schleiche sich oft langsam in den Familienalltag. Meist seien Frauen betroffen. Wichtig sei es, früh zu reagieren und sich Hilfe zu holen, um aus der Gewaltspirale zu entkommen.
Podiumsdiskussion zum Start
Etwa 800 bis 900 Fälle aus den Landkreisen Cloppenburg und Vechta erreichten die BISS im vergangenen Jahr, so Bonk. Die Zahlen zeigen, wie präsent häusliche Gewalt im Oldenburger Münsterland ist. Auch deshalb wolle die Soziale Meile das Thema ins Bewusstsein rufen und an die Öffentlichkeit bringen. Wie die Leiterin der St-Andreas-Kindertagesstätte, Ulla Meirowski, sagt, leiden insbesondere die Kinder unter häuslicher Gewalt. Sie berichtet von Fällen, in denen Eltern ihre Kinder unter die kalte Dusche stellen, ihnen drohen und sie schlagen. Während der Corona-Pandemie hätten die Fälle noch zugenommen, glaubt Meirowski.
Oft seien die Eltern überfordert oder "bis an die Grenze belastet", weil sie unter besonderen Herausforderungen stünden. Dazu zählten aktuell Geldnot und Zukunftsangst.
Vertreter der Sozialen Meile stellten die geplanten Aktionswochen in einem Pressegespräch vor. Foto: Niemeyer
Zum Start der Aktionswochen findet am 2. Juni (Donnerstag) um 17 Uhr im Cloppenburger Rathaus eine Podiumsdiskussion statt. An der Diskussion werden unter anderem Vertreter der Staatsanwaltschaft Oldenburg, der Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta, des Jugendamts sowie der BISS teilnehmen. Besucher werden gebeten, sich bis zum 23. Mai (Montag) per Mail (i.keller@cloppenburg.de) bei der Stadt anzumelden.
Ausstellung im Rathaus
Zudem findet vom 2. bis 22. Juni im Rathaus eine Ausstellung der Awo (Arbeiterwohlfahrt) Hannover mit dem Titel "Subtile Formen häuslicher Gewalt" statt. Interessierte können die Ausstellung während der Öffnungszeiten des Rathauses besuchen. Zum Ende der Aktionswochen, am 22. Juni um 18 Uhr, wird im Cine-Center in Cloppenburg der Kinofilm "Festung" vorgestellt. Im Foyer des Kinos soll es zusätzliche Informationen von Fachleuten und Stände von Polizei, Weißer Ring und BISS geben.
Dem Arbeitskreis Soziale Meile gehören soziale Organisationen aus Cloppenburg an, zum Beispiel kirchliche und karitative Einrichtungen. Einmal im Jahr veranstaltet der Arbeitskreis Aktionswochen. 2018 machte die Soziale Meile etwa auf das Thema Wohnungsnot aufmerksam. In den vergangenen 2 Jahren mussten die Aktionswochen aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen.
Info:Wenn Sie von häuslicher Gewalt betroffen sind und Hilfe suchen, können Sie sich unter Telefonnummer 04471/930830 oder über die Mail-Adresse frauenberatung@drk-cloppenburg.de an die Beratungs- und Interventionsstelle des DRK Cloppenburg wenden.