Behördengänge wahrnehmen, Arzttermine organisieren, Einkaufen: In einer belastenden und traumatisierenden Ausnahmesituation, wie es die in der Region angekommenen Menschen aus der Ukraine in dieser Zeit erleben, können alltägliche Handlungen zu einer wahren Zerreißprobe werden. Lediglich mit dem nötigsten Gepäck und ohne ausreichende Sprachkenntnisse kommen die Flüchtlinge aus der Ukraine nach Deutschland. Eine prekäre Situation, in der jede Form von Hilfe einen Unterschied machen kann.
Vernetzungsplattform für Hilfsangebote
Die gemeinschaftliche Initiative "Wir helfen Vechta", die in Kooperation mit der Gemeinde Bakum und der Stadt Vechta ein Netzwerk errichtet hat, will genau bei diesen Herausforderungen Abhilfe schaffen. Auf dem Anmeldeportal wir-helfen-vechta.de sollen sich solidarische und engagierte Bürger aus dem Umkreis melden, die sich durch eine sogenannte Patenschaft zur Verfügung stellen, ukrainischen Flüchtlingen in ihren Alltagssituationen vor Ort zu unterstützen. Dies teilte Hanno Leidig, Initiator des Projekts, auf Anfrage von OM-Online mit.
Insgesamt soll die Homepage als allgemeine Vernetzungsplattform dienen, bei der sich alle Organisationen, Vereine, Institutionen sowie Privatpersonen melden können, die gerne Hilfe leisten möchten. Ziel sei die Bündelung und Kanalisierung der Hilfsangebote. Der Ausbau dieses Projekts soll dabei in den nächsten Tagen und Wochen fortlaufen, alle Kommunen im Umkreis sind eingeladen, an dem Projekt teilzunehmen. Auch interessierte Sportvereine sollen sich an dieser Aktion beteiligen, sodass die Integration der Flüchtlinge in allen Gesellschaftsbereichen erfolgen könne. Zudem sei in naher Zukunft eine Verknüpfung mit dem Landkreis geplant.
Patenschaft als Unterstützung im Alltag
Im Falle einer Patenschaft erhalten alle beteiligten Vermittler, wie die Bürgerbüros der Kommunen, das Caritas Sozialwerk oder der Malteser Hilfsdienst, Zugang zu den angegebenen Daten der Patenschaft. Bürokratische Prozesse sollen so beschleunigt werden. Bei Bedarf könne dann schnell und vor allem zielgerichtet geholfen werden. Insgesamt haben sich bereits mehr als 80 Paten aus dem gesamten Landkreis gemeldet (Stand: 14. März).
Sobald das Netzwerk einen passenden Paten für einen hilfebedürftigen Geflüchteten gefunden hat, werde dieser von den Vermittlern angerufen. Je nach Möglichkeit werde man dann für 1 bis 4 Wochen als Alltagshelfer eingesetzt. Zu den Aufgaben eines Paten gehörten nach Angaben der Initiative vor allem Behördengänge, die Beschaffung von Alltagsgegenständen, das gemeinsame Einkaufen, die Organisation von Terminen oder das einfache Zuhören. Außerdem werde ausdrücklich nach Dolmetschern gesucht, sodass Sprachbarrieren überwunden werden können. „Patenschaft bedeutet, im Grunde genommen Hilfe zur Selbsthilfe“, erklärt Leidig abschließend.