Schäfer Hans Heymann ist mit seiner Geduld am Ende. In der vergangenen Woche hatte es wieder einen Angriff auf seine Schafherde im Vreeser Naturschutzgebiet gegeben. 5 Tiere sind tot. Es war bereits der 7. Vorfall dieser Art, die vorangegangenen wurden einwandfrei als Wolfsangriffe bestätigt. Der jüngste Vorfall werde geprüft, der zuständige Wolfsberater habe eine DNA-Probe genommen, sagt Heymann.
Innerhalb von 24 Monaten hat der Schäfer nach eigenen Angaben 125 Schafe an den Wolf verloren. Allein 3-mal biss das Raubtier in diesem Jahr zu. "So darf es nicht weitergehen", klagt Heymann. "Jeder spricht vom Wolfsmanagement. Manager haben wir aber genug, es müssen Taten folgen."
Schutzhunde können nicht eingesetzt werden
Unterstützung holte der Schäfer sich jetzt von Vertretern der CDU im Emsland. Heymann berichtete ihnen, dass er die vorgeschriebene Zaunhöhe von 90 Zentimetern einhalte. Eine Erhöhung auf 110 Zentimeter schütze die Tiere auch nicht vor dem Wolf. Seine Schafe könne er nicht jede Nacht in den Stall bringen. Der Aufwand sei zu hoch, ebenso die Mehrkosten, klagt Heymann. Er schätzt sie auf 50.000 Euro pro Jahr.
Schutzhunde darf der Vreeser nicht bei der Herde einsetzen. Diese würden die seltenen Brutvögel im Naturschutzgebiet, darunter den Brachvogel, vertreiben. Seine Rasse, die "weiße hornlose Moorschnucke", gehöre außerdem selbst zu den bedrohten Arten.
Auch die Menschen haben Angst vor dem Raubtier
Vrees Bürgermeister Heribert Kleene plädierte für die Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht. Der Bestand sei hierzulande schon lange nicht mehr gefährdet, sagt er. Ihm gehe es auch um den Erhalt des Naturschutzgebietes, um das sich der Schäfer mit aller Kraft kümmere. "Sollte er seine Arbeit aufgeben, verlieren wir die Vielfalt der Vreeser Wiesen, und die Bodenbrüter werden völlig verschwinden", so Kleene.
"Im Dorf geht die Angst um, dass der Wolf eines Tages auch Menschen angreift", berichtet Christof Dierkes. Der Landwirt sagt, er überlege erst 2-mal, ob er mit seiner Familie zu Fuß oder mit dem Fahrrad den nahe an seinem Hof liegenden Wald durchquere. Auch sorgt er sich um seine Kälber in Offenstallhaltung.
Förster Johannes Dierkes wusste zu berichten, dass im Eleonorenwald im vergangenen Jahr mindestens 6 Wölfe geboren wurden. In diesem Jahr gebe es eine tragende Wölfin, die unmittelbar vor dem Wurf stehe. Von den CDU-Politikern erhielt Heymann Unterstützung. Die Wölfe hätten keine natürlichen Feinde und müssten in die Schranken gewiesen werden, hieß es übereinstimmend.