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Wie Schüler in Garrel Lust aufs Handwerk bekommen sollen

Mit neuem Format und frischen Impulsen dem Fachkräftemangel entgegenwirken: Die Firma Friedrich-Haug-Messen hat jetzt mit Kooperationspartnern den Handwerkstag in der Oberschule Garrel durchgeführt.

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Schweißen an einem Simulator: Auf dem Handwerkstag an der Oberschule Garrel konnten die Schülerinnen und Schüler herausfinden, ob eine Ausbildung im Handwerk etwas für ihre Zukunft ist. Foto: Hoff

Schweißen an einem Simulator: Auf dem Handwerkstag an der Oberschule Garrel konnten die Schülerinnen und Schüler herausfinden, ob eine Ausbildung im Handwerk etwas für ihre Zukunft ist. Foto: Hoff

Dem Nachwuchsmangel im Handwerk entgegenwirken und gleichzeitig Jugendlichen eine bessere Berufsorientierung ermöglichen: Das ist das Ziel des Handwerkstages, der am Donnerstag in der Oberschule Garrel angeboten wurde. Unter dem Motto „Deine Zukunft: Handwerk“ organisiert Martin Vorwerk, Geschäftsführer der Firma Friedrich-Haug-Messen aus Molbergen, Handwerkstage an Oberschulen und Gesamtschulen, um Schülerinnen und Schüler mit örtlichen Betrieben zielgerichtet zusammenzubringen. Die Veranstaltungen werden in Kooperation mit dem Landkreis Cloppenburg, der Kreishandwerkerschaft, der Agentur für Arbeit, dem Pro-Aktiv-Center und der BBS Technik durchgeführt.

Nachdem das neue Format bereits in Cappeln, Emstek, Molbergen und Cloppenburg ein voller Erfolg war, folgte nun die Oberschule Garrel. 14 Aussteller, ausschließlich Garreler Handwerksfirmen, präsentierten sich von 9.30 Uhr bis 12 Uhr den Jahrgängen 9 und 10. Grundsätzlich hätte die Zahl der Unternehmen, die sich beteiligen, noch größer ausfallen können, "aber wir sind zufrieden, wir starten gerade erst mit diesem neuen Konzept", sagte Vorwerk. Er sei sich bewusst, dass es für Handwerksbetriebe auch nicht immer leicht sei, Personal abzustellen, wenn die Aufträge abgearbeitet werden müssten. Dank der kooperierenden Partner erhielten die Schüler aber auch Infos zu Berufszweigen, die nicht vor Ort vertreten seien. Ziel sei es, den Handwerkstag einmal im Jahr durchzuführen.

Wie werden Mauersteine richtig gesetzt? Mit dieser Frage beschäftigten sich die Oberschüler am Stand von Kleine Stüve Bau.  Foto: HoffWie werden Mauersteine richtig gesetzt? Mit dieser Frage beschäftigten sich die Oberschüler am Stand von Kleine Stüve Bau.  Foto: Hoff

"Wir müssen uns heute bei den Jugendlichen bewerben und nicht umgekehrt", betonte Uwe Behrens, der mit seiner Firma Behrens Metallbau GmbH mit einem Stand vertreten war. Die jungen Leute könnten sich ihren Ausbildungsplatz mittlerweile selbst aussuchen. Umso wichtiger sei es, solche Gelegenheiten wie den Handwerkstag zu nutzen, um sich zu präsentieren. "Jeder kämpft um gute Leute", sagte er. Er selber biete in seiner Firma schon mehrere Arbeitszeitmodelle an, darunter auch die 4-Tage-Woche, "um seinen Mitarbeitern eine hohe Flexibilität zu ermöglichen, sonst suchen sie sich etwas Neues", ist Behrens überzeugt.

Die Schirmherrschaft für den Handwerkstag an der Oberschule Garrel hat Bürgermeister Thomas Höffmann übernommen. In seiner Rede berichtete er davon, selber aus einer Handwerkerfamilie zu stammen. Kurz fasste er den Lebenslauf seines Vaters zusammen, der zunächst eine Maurerlehre absolviert und letztlich als Architekt gearbeitet hatte. "Die Aufstiegschancen im Handwerk sind sehr gut", betonte Höffmann und ergänzte: "Wer Fleiß und Willen hat, dem stehen alle Türen offen." Der technische Wandel in den Handwerksberufen sei deutlich spürbar, die Arbeit sei weniger körperlich als noch vor Jahren, viele Abläufe seien mittlerweile technisiert. "Durch die stetige Entwicklung eröffnen sich auch immer wieder neue Berufsfelder, für die junge, engagierte Köpfe gebraucht werden."

Er sei sich sicher, dass sich der Fachkräftemangel noch weiter zuspitzen werde, "viele Betriebe hören auf, weil sie keine Nachfolge finden, aber nicht, weil die Auftragslage nicht stimmt", hob der Verwaltungschef hervor und sprach in diesem Zusammenhang von "krisensicheren Berufen".

2022 konnten bundesweit mehr als 630.000 Stellen nicht besetzt werden

Die Zahlen belegen den anhaltenden Fachkräftemangel, der 2022 ein neues Rekordniveau erreicht hat. Mehr als 630.000 Stellen konnten nicht besetzt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des arbeitgebernahen Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung. Besonders ausgeprägt waren die Engpässe im Bereich Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung sowie im Bereich Bau, Architektur Vermessung und Gebäudetechnik. 

Um herauszufinden, welcher Beruf am besten zu den eigenen Interessen und Fähigkeiten passt, erhielten die Schüler und Schülerinnen einen Laufzettel, den es auszufüllen galt. "Als kleine Hilfe, damit ihr besser mit den Firmen ins Gespräch kommt", erklärte Stefan Hack, Zweiter Konrektor, eingangs. Er hatte den Handwerkstag von Seiten der Oberschule hauptverantwortlich mit organisiert. Dabei mussten die Jungen und Mädchen beispielsweise herausfinden, welchen Schulabschluss sie vorweisen müssen, um sich auf die von den Firmen angebotenen Ausbildungsplätze bewerben zu können.  Weitere Fragen lauteten: Wie lange dauert die Ausbildung? Wie hoch ist das Gehalt? Was gibt es anschließend für Möglichkeiten? Die Unternehmen freuten sich über das Interesse und gaben gerne Auskunft.

Vor allem die praktischen Angebote kamen bei den Schülern gut an: Schweißen an einem Simulator, Mauersteine setzen oder als Zimmerer Nägel ins Holz schlagen. 

  • Info: Ebenfalls auf dem Handwerkstag vertreten waren die Unternehmen A+T Nutzfahrzeuge, Drees Orthopädietechnik, Högemann Automatisierungstechnik, Bauklempnerei Clemens Neumeister, Kurmann Holzbau, MKG Montagekrane, Fleming und Wendeln sowie Kleine Stüve Bau.

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