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Wie Künstliche Intelligenz Schule aufmischt

Die Schulstiftung St. Benedikt hat Lehrkräfte fortgebildet. Diese sehen sich konfrontiert mit unendlichen Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen durch ChatGPT und Co.

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Fachpublikum: Etwa 40 Lehrkräfte der Schulstiftung St. Benedikt nahmen an einer KI-Fortbildung in Vechta teil. Foto: Heuer

Fachpublikum: Etwa 40 Lehrkräfte der Schulstiftung St. Benedikt nahmen an einer KI-Fortbildung in Vechta teil. Foto: Heuer

Seit November 2022 sind Begriffe wie „Künstliche Intelligenz“ und die Software ChatGPT in aller Munde. Berichte über Möglichkeiten, Auswirkungen und Gefahren der neuen Technologie überschlagen sich täglich. Viele Menschen sind fasziniert und gleichzeitig schockiert. In Schulen und Universitäten ist KI schnell eingezogen, viele Lehrkräfte und Schüler arbeiten schon damit. Die Schulstiftung St. Benedikt hat jetzt eine schulübergreifende Fortbildung zu dem Thema veranstaltet, wie sie berichtet. Demnach nahmen etwa 40 Lehrkräfte aus Cloppenburg, Vechta, Oldenburg und Wilhelmshaven in der Liebfrauenschule Vechta daran teil.

„ChatGPT und Co haben einen unmittelbaren Einfluss auf die Lern- und Prüfungskultur in Schulen“, sagte Referent Hendrik Haverkamp, am Evangelisch Stiftischen Gymnasium Gütersloh zuständig für die Koordination der Digitalität. Der Deutsch- und Sportlehrer gilt laut Mitteilung der Schulstiftung St. Benedikt als einer der Pioniere in Sachen ChatGPT. Schon im letzten Oktober, das heißt vor dem öffentlichen Start der Software, hatte er sie im Rahmen einer Klassenarbeit eingesetzt und damit bundesweit Aufmerksamkeit erzeugt.

„Sie können ChatGPT gar nicht verhindern“, machte er seinen Zuhörern klar. An seiner Schule würden inzwischen alle Schüler damit arbeiten. Als Vorsitzender des Instituts für zeitgemäße Prüfungskultur rät Haverkamp, ChatGPT zuzulassen, statt zu verbieten. Mit KI lassen sich fast perfekte Texte zu allen erdenklichen Themen und in allen Sprachen erstellen. Und das in Sekundenschnelle. „Aber nicht alles davon stimmt“, warnte Haverkamp laut Mitteilung. „Es ist manchmal auch Quatsch dabei.“

ChatGPT kann auch Informationen und Quellen fälschen

Denn zum einen stamme das weltweit eingepflegte Material aus Milliarden von Texten und Bildern aus der Zeit bis 2021 und berücksichtige keine aktuellen Entwicklungen, zum anderen sei es noch stark von westlicher Kultur und Sichtweise geprägt. Manchmal gebe das System in höflichem Ton zu, dass es eine Antwort nicht geben könne, manchmal aber erfinde es auch eine, die sogar plausibel klinge und nicht immer als Fake zu erkennen sei. Selbst Quellen können erfunden werden. Doch das System lerne schnell hinzu, alle paar Monate kämen neue Versionen auf den Markt. Die Schüler müssten daher dafür sensibilisiert werden, dass sie die Verantwortung für die Richtigkeit des Materials übernehmen. Mit ChatGPT generierte Texte lassen sich kaum als solche erkennen.

Das Angebot ergänzender Tools wächst in atemberaubender Geschwindigkeit. Alleine in einem Teilbereich waren am Tag der Fortbildung schon 13 neue Tools erschienen, konnte Haverkamp online zeigen. Texte, Musik, Bilder, Töne – alles möglich. ChatGPT ersetzt nicht das Lernen, aber es kürzt viele Routinen ab. Auch Lehrkräfte können laut Mitteilung damit – bei aller gebotenen Vorsicht – schneller Unterrichtsmodule oder Klassenarbeiten vorbereiten.

Mit ChatGPT generierte Texte lassen sich kaum als solche erkennen

Lassen sich mit ChatGPT generierte Texte als solche erkennen? Immerhin muss in Zukunft damit gerechnet werden, dass ganze Facharbeiten, Hausarbeiten oder Referate mit der Software erstellt werden. „Kaum“, räumte Haverkamp laut Mitteilung ein. Die Schüler können mit einem Tool einen Text im Englischen schreiben lassen, ihn von einem anderen Tool in jede beliebige Sprache übersetzen und mit Hilfe eines dritten Tools mit jahrgangstypischen Fehlern versehen lassen. „Da können sie nicht mehr erkennen, ob der Text von einem Schüler oder der KI stammt.“ Kontrolltools seien noch zu unzuverlässig. „Da können Sie auch würfeln, was stimmt.“ Wichtig sei es daher, Rechtssicherheit zu bekommen. Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen hätten schon Richtlinien für den Schulgebrauch erlassen, in Niedersachsen seien sie in Vorbereitung. „Unabhängig davon aber wird die Zahl der Fake News dramatisch steigen“, gab Haverkamp seinen Zuhörern, wie es abschließend heißt, mit auf den Weg.

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