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Wie Ieva Bitte einen echten Prinzen traf

Die junge Lettin weilt über ein Austauschprogramm des Vereins AFS für 10 Monate bei der Familie Bach in Damme. Ihre Austauschfamilie hat einiges für sie organisiert.

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Bild mit Prinz: Ieva Bitte und Carnevalsprinz Uli Finkemeyer verstanden sich offenber sehr gut. Foto: privat

Bild mit Prinz: Ieva Bitte und Carnevalsprinz Uli Finkemeyer verstanden sich offenber sehr gut. Foto: privat

Wenn Ieva Bitte Anfang Juli in ihre lettische Heimatstadt Kuldiga am Fluss Vente zurückkehrt, wird sie ihrer Familie und ihren Freundinnen und Freunden gewiss vieles zu erzählen haben. Vor allem aber darf sie dann auch berichten, einen leibhaftigen Prinzen getroffen und mit ihm ein Foto gemacht zu haben.

Gut, es war nicht das Mitglied eines europäischen Königshauses. Aber es war der zumindest für die Dammer wichtigste Prinz, den es gibt: der Prinz Carneval. Ieva Bitte war dabei, als Ulrich „Uli“ Finkemeyer, Tollität der jüngst zu Ende gegangenen Dammer Fastnachtssession vor den Umzügen die Zehntklässler des Gymnasiums besuchte, als die an ihrem Carnevalswagen bauten.

Der Carneval scheint allerdings nicht nur deswegen nachhaltigen Eindruck auf die 16-Jährige gemacht zu haben. Sie möchte auf jeden Fall im nächsten Jahr aus ihrer lettischen Heimat wieder anreisen, wenn die Narren die Dammer Straßen beherrschen.

Lettin kommt dank gemeinnützigen Vereins nach Deutschland

Dass die junge Frau, deren Vorfahren mütterlicherseits deutsche Wurzeln hatten, den Dammer Carneval überhaupt kennenlernen und sich infizieren lassen konnte, verdankt sie nicht zuletzt dem Verein „AFS Interkulturelle Begegnungen“ und der Familie Bach. AFS ist ein gemeinnütziger Verein, der sich den Jugendaustausch und das interkulturelle Lernen auf die Fahnen geschrieben hat, um so auch weltweit für mehr Völkerverständigung und Toleranz zu sorgen.

Familie Bach mit Jens und Anna-Kathrin sowie den Kindern Paulina und Jakob als Teil des Komitees Osnabrück gehört zu den weltweit mehr als 50.000 Ehrenamtlichen, die die interkulturellen Begegnungen überhaupt möglich machen. Ieva Bitte ist seit 2016 – damals kam die Chinesin Anqi Wang nach Damme – bereits die 5. Jugendliche, die die Bachs unentgeltlich für fast ein Jahr aufnehmen und es ihr ermöglichen, eine für sie bis dato unbekannte Kultur kennenzulernen.

Die Lettin ist im vergangenen September nach Damme gekommen, sprach damals aber kaum Deutsch. In Kuldiga hatte sie als erste Fremdsprache Englisch, als 2. Russisch. „Deutsch habe ich erst in Deutschland gelernt“, sagt sie. Und das nicht nur am Gymnasium, wo sie die 10. Klasse besucht, sondern auch in der Familie Bach, die die Gespräche im Laufe der ersten Wochen mehr und mehr von Englisch auf Deutsch umstellte sowie privat Deutschunterricht organisierte, und auch im Verein Rot-Weiß Damme, wo sich die ehemalige Volleyballerin der weiblichen Handball-B-Jugend angeschlossen hat und als Außenspielerin im Einsatz ist.

Stichwort Schule: In der läuft nach Ieva Bittes Worten alles glatt. Englisch und Sport sind die Lieblingsfächer. Auch Mathematik bereitet ihre keine Sorgen. Denn das, was jetzt auf ihrem Unterrichtsplan steht, kennt sie bestens. In Lettland sei das der Stoff bereits in der 8. Klasse, verrät die Lettin. Um trotzdem den Anschluss in Lettland nicht zu verlieren, löst sie in einer Art Selbststudium Aufgaben, die ihr ihre lettische Schule online übermittelt.

Sie verstehen sich gut: Die beiden Bach-Kinder Paulina (links) und Jakob haben Ieva Bitte in die Herzen geschlossen. Die junge Lettin bleibt noch bis Anfang Juli bei den Bachs. Foto: LammertSie verstehen sich gut: Die beiden Bach-Kinder Paulina (links) und Jakob haben Ieva Bitte in die Herzen geschlossen. Die junge Lettin bleibt noch bis Anfang Juli bei den Bachs. Foto: Lammert

Zurück in Kuldiga muss die Lettin noch 2 Jahre aufs Gymnasium

Trotz der schulischen Doppelbelastung bleibt festzuhalten: Ieva Bitte ist gut angekommen in ihrem Lebensabschnitt auf Zeit in Damme. Zu dem gehört der Schulbesuch übrigens unbedingt dazu. Das sei in den Austauschprogrammen des AFS verpflichtend, erklärt Anna-Kathrin Bach. Selbst wenn Jugendliche in ihrem Heimatland die Schule schon beendet haben, müssten sie in Deutschland eine Schule besuchen.

So weit ist Ieva Bitte noch nicht. Zurück in Kuldiga, wird sie noch 2 Jahre zum Gymnasium gehen – durch den Aufenthalt in Deutschland hat sie kein Jahr verloren – und dann ihre Abiturprüfungen ablegen. Klappt alles wie gewünscht, möchte sie danach studieren, gerne auch in Deutschland.

Von dem hat sie Dank des Engagements der Familie Bach schon einiges gesehen. So war sie in Hamburg, Bremen, Osnabrück und Münster, wo ihre Mutter einige Jahre als Au-pair-Mädchen gearbeitet hatte. Berlin steht ebenfalls noch auf dem Besuchsprogramm. Über den AFS ging es zudem für ein Wochenende nach Paris.

Der Verein organisiert auch 3 sogenannte Camps, an denen Ieva Bitte verpflichtend teilnehmen muss: So trafen sich die AFS-Schüler aus dem Raum Osnabrück kurz nach der Anreise, um sich überhaupt kennenzulernen. Im Dezember backten die  Jugendlichen zusammen, im April treffen sie sich zum Pasta-Kochen. Zudem stellt der Verein AFS für jedes Gastkind eine ehrenamtliche Betreuungskraft, die selber über den Verein in einem anderen Land gewesen ist. Ieva Bittes Betreuerin war, und das passt ganz besonders gut, in Lettland gewesen.

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