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Wie fünf Cloppenburger einen Bielefelder in den Niederlanden retteten

Kolumne: Wir sitzen alle im selben Boot. Klingt theatralisch, ist aber gut so. Wer nicht mitfährt, bleibt zurück. Was zur Frage eines verlorenen Mannes führt: "Fahrt ihr vielleicht nach Sneek?"

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Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön – außer man ist Bielefelder und in den Niederlanden. Wie ein beinahe identitätsloser Mann strandete und von wahren Südoldenburgern gerettet wurde.

Ferienzeit ist sorgenfreie Zeit. Das gilt offenbar auch für Rentner wie meinen Vater. Und weil man's hierzulande noch mit Traditionen hält, haben sich mein alter Herr und seine Vetter mal wieder an Bord gewagt. Zum dritten Mal – Oldenburger Recht, Sie kennen das – hieß es also: Leinen los und immer 'ne Handbreit Wasser unterm Kiel.

Bei seiner dritten Reise durch seichte Gewässer und Schleusen machte das nunmehr eingespielte Quintett jedoch eine Begegnung der besonderen Art. Die fünf Männer aus dem Kreis Cloppenburg wurden quasi zu Rettern in der Not.

"Gutgläubig, wie er war, ließ er Portemonnaie, Handy und Co. an Bord. Was sollte schon schiefgehen?"Max Meyer

An einem der meist früh beginnenden Morgen wollte die Crew gerade den Anker einholen, als sie im "sicheren Hafen" einen völlig verblüfften Mann über den Steg umherirren sah, der trotz der misslichen Lage irgendwie Humor bewies, als er fragte: "Fahrt ihr zufällig nach Sneek?"

Der Nichtsahnende war früh morgens von Bord seines Schiffes gegangen, um die Notdurft zu verrichten. Gutgläubig, wie er war, ließ er Portemonnaie, Handy und Co. an Bord. Was sollte schon schiefgehen?

Im Urlaub gibt's ja schließlich keine Uhrzeit

Tja, alles. Denn seine Kumpel hatten offenbar nicht das vielleicht notwendige Ritual durchgeführt, vorm Ablegen nochmal durchzuzählen. Und das, obwohl das bei jedem Ausflug in der Grundschule stets Wunder bewirkt hatte, wie jeder weiß.

Nun ist das so eine Sache, wenn man mit 500 Leuten an Bord unterwegs ist, dass mal einer vergessen wird. Bloß blöd, dass an Bord der verschollenen Matrosen keine 499 weiteren Matrosen waren, sondern weitaus weniger...

Die fünf Cloppenburger jedenfalls teilten wie Sankt Martin den Mantel und überließen dem Gestrandeten ein bisschen Bargeld, damit er wenigstens einen Kaffee trinken konnte. Oder besser ein Bier? Im Urlaub gibt's ja schließlich keine Uhrzeit.

Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Bootsfahrt manchmal auch

Doch damit nicht genug: Die Samariter vom Güllering versuchten noch, die so treue Besatzung der MS "Wir vergessen den Bielefelder" anzurufen – allerdings vergeblich. Haste' Sch... am Schuh, haste' Sch... am Schuh.

Jedenfalls schipperte das eingeschworene Quintett aus dem Oldenburger Münsterland erst mal weiter. Und – Sie ahnen es – dem Schiff entgegen, dem ein Mann über Bord gegangen war. Die Männer mussten dann doch gemerkt haben, dass etwas nicht stimmte. Der verloren gegangene Bielefelder wurde wieder aufgegabelt und zurück an Bord geholt, wo zwei 50-Liter-Fässer Bier warteten. Was ein Empfang: Ende gut, alles gut.

Ja, es stimmt. Eine Seefahrt, die ist lustig. Eine Bootsfahrt aber manchmal auch. Wenn wirklich alle im selben Boot sitzen – und keiner vergessen wird. Manchmal hilft da wohl nur durchzählen, wie in der Grundschule. So bescheuert es klingen mag.


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