Wie ein Paar aus Vechta Online-Versandhäuser im großen Stil betrogen haben soll
Die Polizei hat am Dienstagmorgen eine Wohnung und ein Geschäft im Vechtaer Stadtgebiet durchsucht. Die Ermittlungen richten sich gegen einen 26-Jährigen und seine Lebensgefährtin.
Polizeieinsatz im Vechtaer Stadtgebiet: Eine Wohnung und ein Geschäft sind durchsucht worden. Foto: M. Niehues
In Vechta sind am Dienstagmorgen eine Wohnung und ein Geschäft von der Polizei durchsucht worden. Hintergrund sind offenbar monatelange Ermittlungen, die sich gegen einen 26-Jährigen aus Vechta und dessen ein Jahr jüngere Lebensgefährtin richten. Beiden werden cyberkriminelle Aktivitäten vorgeworfen. Der Betrug im großen Stil habe einen finanziellen Schaden im unteren 6-stelligen Bereich verursacht, hieß es.
Wie die Polizei und die Staatsanwaltschaft Osnabrück gemeinsam am Dienstagmittag erklärten, sollen die beiden Verdächtigen mehrere Online-Händler betrogen haben. Konkret hätten sie ein Schlupfloch im Retourensystem entdeckt und dieses dann gezielt ausgenutzt. Zunächst wurden – wie üblich – die Waren im Internet bestellt und ausgepackt. Dann schickten die Vechtaer Pakete als Retouren wieder zurück – allerdings enthielten die Verpackungen die Ware nicht mehr. Entweder waren die Kartons leer oder mit ähnlich schweren, aber deutlich minderwertigen Gegenständen gefüllt.
Die Beamten der Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta wurden bei der Durchsuchung von Kräften der Polizeidirektion Oldenburg sowie der Zentralen Polizeidirektion unterstützt. Foto: M. Niehues
Warum? In einigen Fällen werden Retouren bei Versandhändlern so abgearbeitet, dass die rückläufigen Pakete gar nicht geöffnet und auf den korrekten Inhalt kontrolliert werden; sie werden schlicht gewogen. Das bei Retoureneingang gemessene Gewicht wird mit dem Gewicht bei Warenausgang verglichen. Passt alles, werden die Retouren als Restposten weiterverkauft. Erst bei einer Abweichung wird das Paket geöffnet.
Im vorliegenden Fall soll das Paar derart geschickt vorgegangen sein, dass der Betrug lange nicht auffiel. Das Paar behielt die Ware und bekam das Geld aber als Rückerstattung von den Online-Händlern zurück.
Aus diesem Vorgehen soll das Paar aus Vechta dann eine "Geschäftsidee" entwickelt haben: Es orderte die Waren nicht mehr nur für sich. Die Vechtaer sollen ihren Betrug bei der Warenbestellung sogar als eine Art Dienstleistung angeboten haben. Kunden von Online-Versandhäusern wandten sich laut Erkenntnissen der Ermittler an die beiden Verdächtigen, damit diese die betrügerischen Retouren für sie abwickelten. Für diesen "Service" sollen der 26- und die 25-Jährige ein Honorar verlangt haben. Dabei handelte sich offenbar um einen geringen Prozentsatz des Preises der bestellten Ware.
Ist dieser Teppich ein Beweis für einen der mutmaßlichen Betrugsfälle? Foto: M. Niehues
Seit Dezember 2021 laufen laut Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen das Paar. Bereits im Februar 2022 habe es eine Hausdurchsuchung bei den beiden Vechtaern gegeben. Dabei sind digitale Speichermedien beschlagnahmt worden. Erst nachdem die Daten analysiert werden konnten, sei das Ausmaß der illegalen Aktivitäten offenbar geworden.
Bei der Durchsuchungsaktion am Dienstag sind laut Polizeiangaben nun weitere Mobiltelefone und digitale Speichermedien beschlagnahmt worden. Auch diese müssen jetzt ausgewertet werden. Es seien allerdings auch weitere Gegenstände sichergestellt worden – darunter auch solche, die aus den mutmaßlichen Betrugsfällen stammen.