Das Nachrichtenportal vonMünsterländische Tageszeitung MT undOldenburgische Volkszeitung OV

Werner Westerkamp: Die pflegerische Versorgungslage in Damme ist sehr gut

Die Stiftung Maria-Rast in Damme besteht seit 75 Jahren. Der Diplom-Sozialpädagoge Werner Westerkamp prägt die Arbeit in verantwortungsvolle Position seit 1991 mit.

Artikel teilen:
Schon lange in der Verantwortung: Werner Westerkamp ist seit 1991 für die Stiftung Maria-Rast tätig. Seit inzwischen 10 Jahren ist er der Stiftungsvorstand.   Foto: Lammert

Schon lange in der Verantwortung: Werner Westerkamp ist seit 1991 für die Stiftung Maria-Rast tätig. Seit inzwischen 10 Jahren ist er der Stiftungsvorstand.   Foto: Lammert

Die Stiftungsurkunde vom 26. Februar 1947 trägt die Unterschrift des damaligen Bischöflichen Offizials in Vechta, Dr. Johannes Pohlschneider, der aus dem Dammer Ortsteil Osterfeine stammte und später Bischof von Aachen wurde.

Die Genehmigung der Dammer Stiftung Maria-Rast war aber erst am 6. Mai des Jahres 1947 rechtskräftig, nachdem der oldenburgische Verwaltungspräsident August Wegmann sie erteilt hatte. Der Name der Stiftung Maria-Rast ist eng verbunden mit der Altenpflege, längst aber auch mit der Tagespflege und dem Betreuten Wohnen. Stiftungsvorstand Werner Westerkamp sieht die Stiftung vor großen Herausforderungen.

"Wir haben vielfältigste Angebote – von der häuslichen über die teilstationäre Pflege wie die Tagespflege bis hin zur vollstationären Pflege."Werner Westerkamp

Herr Westerkamp, 75 Jahre Stiftung Maria-Rast: Wo steht die sogenannte Altenpflege im Jahr 2022 in Damme?
Die pflegerische Versorgungssituation in Damme ist grundsätzlich als gut bis sehr gut zu bezeichnen. Wir haben vielfältigste Angebote – von der häuslichen über die teilstationäre Pflege wie die Tagespflege bis hin zur vollstationären Pflege im Haus Maria-Rast und im Haus Am Ohlkenberg. Dazu kommen mehrere Wohnhäuser mit barrierefreien Servicewohnungen für Senioren in unterschiedlichen Größen.

Die Stiftung Maria-Rast ist längst auch in Neuenkirchen-Vörden tätig. Warum?
In beiden Gemeindeteilen existiert mittlerweile eine Tagespflege, die die Stiftung Maria-Rast betreibt. Der Bedarf war da. Und die Sozialstation St. Elisabeth ist seit vielen Jahren in der häuslichen Pflege in der Gemeinde tätig.

"Schon jetzt ist es schwierig, ausreichend Personal zu finden."Werner Westerkamp

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die Stiftung und die gesamte Altenpflege in Deutschland in den kommenden Jahren?
Schon jetzt ist es schwierig, ausreichend Personal zu finden. Dieses Problem wird sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Denn nun kommen die geburtenstarken Jahrgänge der 1950er und 1960er Jahre in ein Alter, wo Pflegebedürftigkeit eintritt.

Wie kann sich der Pflegebereich für die Zukunft aufstellen?
Neben der klassischen vollstationären Pflege und ambulanten Pflege bedarf es des Ausbaus weiterer teilstationärer Angebote wie der Tagespflege. Auch neue Wohnformen wie Senioren-Wohngemeinschaften oder Mehrgenerationenhäuser werden eine immer größere Rolle spielen. Mit unserer neuen Senioren-WG Am Tollenberg haben wir einen Anfang gemacht.

"Die Bewohner leben in einer überschaubaren Gemeinschaft mit maximal 12 Personen zusammen auf einer Etage."Werner Westerkamp

Was ist das Neue an dieser Wohnform?
Die Bewohner leben in einer überschaubaren Gemeinschaft mit maximal 12 Personen zusammen auf einer Etage und genießen ein hohes Maß an Selbstbestimmung bei der Gestaltung ihres Alltags. Mit Unterstützung von Präsenzkräften wird gemeinsam gekocht, gegessen und der Tagesablauf gestaltet. In der Wohngemeinschaft gibt es weniger Regeln als im Pflegeheim, vieles kann spontaner und individueller entschieden und gemacht werden.

Außer den vollstationären Wohnangeboten setzt die Stiftung seit längerem auf Tagespflegeeinrichtungen, noch nicht ganz so lange auf Betreutes Wohnen und seit kurzem auch auf die von Ihnen angesprochenen Seniorenwohngemeinschaften. Sehen Sie noch weitere "Geschäftsfelder"?
Wir denken über Mehrgenerationenwohnhäuser nach. Also Wohneinrichtungen, in denen Jung und Alt unter einem Dach leben und sich gemeinsam unterstützen. Dabei können die jungen Leute sehr preisgünstig wohnen, wenn sie die älteren Bewohner unterstützen, etwa durch Einkaufsdienste oder die Begleitung bei Arztbesuchen. Auch der Bau eines sogenannten AAL-Hauses ist in Planung.

"Mit zukunftsorientierten Technologien sollen die Sicherheit und der Komfort für Senioren in den eigenen vier Wänden erhöht werden."Werner Westerkamp

Was verbirgt sich dahinter?
Ambient Assisted Living. Mit zukunftsorientierten Technologien sollen die Sicherheit und der Komfort für Senioren in den eigenen vier Wänden erhöht werden. In den Wohnungen werden etwa Sensoren installiert, die ein Sturzgeschehen erkennen und automatisch einen Anruf beim Pflegedienst auslösen. Auch bei Auffälligkeiten im Tagesablauf werden der beauftragte Pflegedienst oder Angehörige informiert, zum Beispiel wenn über mehr als 8 Stunden keine Bewegung im Badezimmer festgestellt wird. Mit moderner Sprachsteuerung und Videosystemen können auch vollständig immobile Senioren Kontakt zu Angehörigen und dem Pflegedienst aufnehmen; Haus- und Fachärzte sollen per Telemedizin medizinische Notfalldienste und Diagnostik leisten können.

Wie wird das Seniorenheim in 25 Jahren aussehen? Wird es zum Beispiel aus finanziellen Gründen eine vermehrte Rückkehr zu 2- und weiteren Mehr-Bett-Räumen geben?
Das ist zu befürchten. Wir haben jetzt die Situation, dass die Kommunen als Sozialhilfeträger den jetzigen Standard mit Einzelzimmern und individuellem Bad mitfinanzieren, wenn die Rente nicht reicht. Es zeichnet sich ab, dass immer mehr Kommunen das dauerhaft auch angesichts der stetig steigenden Zahl von Pflegebedürftigen nicht mehr leisten können. Deshalb steht zu erwarten, dass sich eine 2-Klassen-Struktur entwickelt.

"Wichtig ist, dass auch schon der junge Mensch an die Altersvorsorge denkt."Werner Westerkamp

Wie sollte der heute noch junge Mensch darauf reagieren?
Wichtig ist, dass auch schon der junge Mensch an die Altersvorsorge denkt und sich zusätzlich zur Rente absichert. Das kann etwa über private Zusatzversicherungen, Aktien oder Immobilien erfolgen.

Die Stiftung Maria-Rast hat sich hinsichtlich der Feier des 75-jährigen Jubiläums bislang zurückgehalten. Ist noch etwas geplant?
Wir werden im Mai die neuen Seniorengemeinschaften Am Tollenberg einweihen lassen. Geplant ist die Feier Ende Mai. Im Rahmen dieser Feierlichkeiten begehen wir auch das Stiftungsjubiläum.


Zur Person:

  • Werner Westerkamp (57) ist Diplom-Sozialpädagoge.
  • Seit 1991 ist er für die Stiftung Maria-Rast tätig.
  • Ab dem Jahr 1992 war er Geschäftsführer, nach einer Umstrukturierung ist er seit 10 Jahren als Stiftungsvorstand tätig.

So verpassen sie nichts mehr. Mit unseren kostenlosen Newslettern informieren wir Sie über das Wichtigste aus dem Oldenburger Münsterland. Jetzt einfach für einen Newsletter anmelden!

Das könnte Sie auch interessieren

Hier klicken und om-online zum Start-Bildschirm hinzufügen

Werner Westerkamp: Die pflegerische Versorgungslage in Damme ist sehr gut - OM online