Wenn ein Politiker die Predigt im Gotteshaus hält
Ungewohntes Terrain betrat Landrat Tobias Gerdesmeyer in der Lohner St.-Josef-Kirche. Im Rahmen der "Fastenpredigten" sprach der CDU-Politiker zu den Gläubigen.
Redaktion | 08.04.2023
Ungewohntes Terrain betrat Landrat Tobias Gerdesmeyer in der Lohner St.-Josef-Kirche. Im Rahmen der "Fastenpredigten" sprach der CDU-Politiker zu den Gläubigen.
Redaktion | 08.04.2023
Ungewohnte Rolle: Landrat Tobias Gerdesmeyer sprach zu den Gläubigen in der St.-Josef-Kirche. Foto: Oevermann
Viele Reden durfte Landrat Tobias Gerdesmeyer bereits während seiner politischen Laufbahn halten, eine solche jedoch noch nicht. Manche Worte des einen oder anderen übereifrigen Politikers werden, zynisch gesprochen, gerne als „Predigt“ tituliert, am Mittwochabend durfte der Christdemokrat in seiner Heimatstadt Lohne aber tatsächlich auch im Wortsinn predigen. Im Rahmen der kirchlichen Veranstaltungsreihe „Fastenpredigten“ der katholischen Pfarrei St. Gertrud sprach Gerdesmeyer in der gut besuchten St.-Josef-Kirche zum Abschluss der dreiteiligen Veranstaltung. Ein ungewohntes Szenario, das ihn durchaus nervös machte, wie Gerdesmeyer gestand. „Als Kind dieser Kirche“ war es für Gerdesmeyer ein durchaus mulmiges Gefühl, an dieser Stelle zu stehen. In der St.-Josef-Kirche habe er die ersten Berührungspunkte mit der Kirche gehabt, schließlich besuchte er den nur wenige Meter entfernten gleichnamigen Kindergarten. Trotz der vielen Reden, „predigen im eigentlichen Wortsinn habe ich nicht gelernt“, sagte der CDU-Politiker. Die dritte Predigt in der Fastenpredigt drehte sich rund um das Thema „Wort halten – Christsein in der Politik“. Zuvor sprachen der Theologe und Leiter des Forums St. Peter in Oldenburg, Benedikt Feldhaus, sowie die Gelsenkirchener Pastoralassistentin und Spoken-Word-Künstlerin Laura Meermann die Fastenpredigt. Als bekennender Christ und Politiker sehe es Gerdesmeyer als seine Pflicht an, sein Wort zu halten. Oder anders ausgedrückt: „Das zu tun, was man sagt und das zu sagen, was man tut“, sagte Gerdesmeyer. „Das hört sich zwar einfach an, ist es in der Politik aber nicht immer“, meinte das frühere Lohner Stadtoberhaupt. Im Gegenteil, es ist eine ständige Herausforderung, der er sich gerne stellt. Dennoch trifft man als Politiker trotz aller Bemühungen nicht immer die richtigen Entscheidungen, gab sich Gerdesmeyer selbstkritisch. Der 49-Jährige mahnte in seiner Predigt zudem mehr Toleranz und Barmherzigkeit an. Er ist überzeugt davon, dass das Miteinander im Landkreis von den Menschen gelebt wird. Dieses Miteinander spüre er auch in den vielfältigen und zahlreichen Kirchengemeinden im Landkreis. Trotz aller negativen Schlagzeilen, welche die Kirche und insbesondere die katholische Kirche in der Vergangenheit erzeugt hat, dürfe man nicht die „segensreiche Tätigkeit und das Miteinander in den Gemeinden bei der Debatte nicht außer Acht lassen“, so der gelernte Jurist. In schwierigen Zeiten gebe das Christsein einen Wertekompass und eine Art Fundament, die für ihn wichtig seien. Und das, obwohl er sich selbst als „keinen regelmäßigen Kirchgänger“ bezeichnete. Den zukommenden großen Herausforderungen, wie etwa den Klimawandel, möchte er mit Hoffnung, Optimismus und Glauben entgegentreten. Zuversicht und das Miteinander prägten die Menschen im Landkreis Vechta. Lobende Worte für Gerdesmeyers Predigt-Premiere fand Pfarrer und Domkapitular Rudolf Büscher. Für Büscher sind Predigten von Laien in der heutigen Zeit sehr wichtig. „Unsere Zeit braucht das Glaubenszeugnis engagierter Christen“, ist Büscher überzeugt.Wort zu halten, gestaltet sich in der Politik teilweise schwierig
Büscher lobt Gerdesmeyer für Predigt
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