Wenn aus Facebookern Krisenhelfer werden
Emotionen mobilisieren Menschen. Viele Hilfsaktionen für Geflüchtete aus der Ukraine haben in den Sozialen Netzwerken ihren Ursprung. OM-Online stellt ein Beispiel aus Vechta vor.
Tobias Thomes | 31.03.2022
Emotionen mobilisieren Menschen. Viele Hilfsaktionen für Geflüchtete aus der Ukraine haben in den Sozialen Netzwerken ihren Ursprung. OM-Online stellt ein Beispiel aus Vechta vor.
Tobias Thomes | 31.03.2022
Symbolfoto: dpa
Es ist Mittwoch, der 2. März 2022. Die 7-Uhr-Nachrichten laufen. Die Bilder aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine brennen sich bei einer Frau aus Osnabrück ins Gedächtnis sein. Sie beschließt, zu helfen. Will selbst an die Grenze zur Ukraine fahren, um Hilfsgüter abzuliefern. Und: Sie erzählt von ihrer Idee in einem Video auf Facebook. Susanne Ahlers-Wübbeler aus Vechta sieht diesen Post ihrer Freundin. Auch sie will helfen und bietet ihre Unterstützung an. Spontan. Sie möchte die Frau begleiten, hierfür Spenden sammeln und Menschen retten. Und: Sie beginnt, den Beitrag ihrer Freundin zu teilen. Zudem startet die selbständige Geschäftsfrau und Mutter einen Aufruf zur Spendensammlung. Sie organisiert einen Anhänger für den Transport und kümmert sich um eine Kinderbetreuung für die Dauer der Aktion. Die Aktion wird ein Selbstläufer im Netz; wie so viele in diesen Tagen. Immer mehr Menschen kommentieren die Beiträge der Frauen, animieren zur Spendensammlung, sammeln selbst und teilen den Aufruf. Das ursprüngliche Video der Osnabrückerin ist schnell 350 Mal geteilt. Immer mehr Spenden kommen zusammen, auch über die Grenze Vechtas hinaus wird die Aktion bekannt. 4 Tage wird es schließlich dauern, bis alles für Transport eins vorbereitet ist. Über das Internet ist ein Kontakt zu ukrainischen Flüchtlingen entstanden, die Ankunft ist organisiert und ein Dolmetscher mit ins Boot geholt. Eine weitere Begleitperson hat sich gemeldet. 3 Anhänger an Hilfsgütern sind gepackt. Lebensmittel, Medikamente, Batterien, Taschenlampen, Binden, Stofftiere und vieles mehr sind gespendet worden. Unbrauchbares habe niemand abgeliefert, versichert Ahlers-Wübbeler. Auch auf der Reise selbst finden die Freiwilligen viel Zuspruch. Ob durch andere Autofahrer, die die ukrainischen Flaggen an den Anhängern sehen, oder durch die zahlreichen Kommentare in den sozialen Netzwerken. Das habe motiviert, sagt die Vechtaerin. Aber es gibt auch negative Kommentare. "Blinder Aktionismus" wird den Freiwilligen bei Facebook vorgeworfen. Freiwillige wie sie würden doch nur die Straßen verstopfen; sie seien auch sonst "eher hinderlich als förderlich", heißt es. All dies kümmert Ahlers-Wübbeler nicht wirklich. Sie sei froh, dass die Aktion erfolgreich gelaufen sei. Die Spende sei bei den Betroffenen angekommen und sie habe den Menschen in einer schwierigen Situation ein wenig Zuversicht geben können. Sie wolle daher weitermachen. Auf Facebook startet schnell die nächste private Spendenaktion: Diesmal sammelt die Vechtaerin Möbel und Spielzeug für Gäste aus der Ukraine, die hier in der Region ankommen. Die Resonanz sei wieder groß gewesen. Negative Kommentare habe sie nicht erhalten. Aber: Es allen recht zu machen, könne am Ende sowieso nicht funktionieren, betont Ahlers-Wübbeler. Die Hilfsaktion wird ein Selbstläufer
Lob und Kritik: Die Helferinnen hören beides
Über Facebook wird weiter gesammelt
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