Wenn aus dem Schulleiter ein Freiwilligendienstler wird
Andreas Weber leitete 15 Jahre lang die Cloppenburger Liebfrauenschule. Eigentlich stünde jetzt der wohlverdiente Ruhestand an, stattdessen arbeitet er freiwillig woanders ein wenig weiter.
Verlässt eine seiner Heimaten: Für Andreas Weber ist Schluss als Schulleiter der Liebfrauenschule. Foto: Dickerhoff
"Sein Redeanteil war immer erstaunlich hoch", erinnerte sich Professor Dr. Franz Bölsker, Vorstand der Schulstiftung St. Benedikt, bei der offiziellen Verabschiedung von Andreas Weber an die zahlreichen Dienstgespräche mit ihm. Die meisten Redner waren sich einig, dass der jetzt scheidende Schulleiter der Cloppenburger Liebfrauenschule (ULF) gerne redet und auch keine kontroversen Diskussionen scheut. Aber wie das bei Verabschiedungsfeierlichkeiten meistens so ist, war Webers Redeanteil bei seiner eigenen Verabschiedung eher überschaubar. Wie gut, wenn man ihn kurz vorher schon in Ruhe gesprochen hat.
"Ich habe hier 15 super Jahre erlebt", resümiert er gegenüber OM-Medien. 2008 fing er in Cloppenburg als Schulleiter an. Er kam aus Wolfsburg, wo er ebenfalls eine katholische Schule führte, vorher war er unter anderem als Direktor an einer deutschen Schule in Peru. Zweimal wäre er fast wieder ins Ausland abgewandert, einmal nach Kairo, einmal nach Bogota in Kolumbien. Aber er blieb. "Cloppenburg ist für mich ein Stück Heimat geworden", sagt Weber. Nicht die eine Heimat, sondern "eine meiner Heimaten", so der gebürtige Sauerländer. "Durch die Kollegen, Schüler und Eltern habe ich mich hier schnell zu Hause gefühlt."
"Wir sind zwar christlich geblieben, aber weltoffener geworden."Andreas Weber
Auf seine Zeit am ULF schaut Andreas Weber zufrieden zurück. "Ich glaube, dass wir uns in der Zeit weiter geöffnet haben", erklärt er. "Wir sind zwar christlich geblieben, aber weltoffener geworden." Man habe zudem die Lehrerausbildung und den Wahlpflichtbereich weiter ausgebaut. Für Weber persönlich war auch die Romfahrt der gesamten Schule im vergangenen Sommer ein ganz besonderer Höhepunkt. Und er hebt die guten Kooperationen hervor, sei es mit dem Clemens-August-Gymnasium oder auch der Kirchengemeinde.
Gibt die Krone ab: Künftig ist Andreas Weber nicht mehr Chef, sondern "nur" Freiwilligendienstler. Foto: Dickerhoff
Aber der scheidende Schulleiter ist auch keiner, der alles schönredet. Sicher sei nicht alles rosig gewesen. "Was soll das Gymnasium von heute sein?", stellt er eine grundsätzliche Frage. Seiner Meinung nach müsse das ULF für die Schüler eine "Heimat auf Zeit" sein. Im Nachhinein ärgert er sich ein wenig, die Freiheiten, die eine freie Schule im Vergleich zu staatlichen Einrichtungen hat, zu wenig genutzt zu haben. "Es muss einen Grund geben, warum es diese Schule gibt." Da hätte man sich noch mehr Profil erarbeiten können.
Nach der Schulleitung folgt der Freiwilligendienst
Von Schule die Nase voll hat Andreas Weber aber definitiv nicht. Denn er geht einen Weg, der eher ungewöhnlich ist: Anstatt einfach den Ruhestand zu genießen, macht er jetzt einen Freiwilligendienst – und zwar in einer Schule. Für die nächsten 12 bis maximal 18 Monate ist das Internat und Ganztagsgymnasium Louisenlund in Schleswig-Holstein sein Arbeitsort. Aber eben nicht als Schulleiter, sondern als ganz normaler Freiwilligendienstler. "Ich finde das so spannend, weil es eine ganz andere Rolle für mich ist", erklärt Weber seinen Schritt. Er habe ursprünglich für den Dienst auf eine Insel gewollt, das habe seine Frau aber nicht mitgemacht. Jetzt können beide gemeinsam an die Schlei ziehen, Webers Gattin tritt hier eine halbe Stelle als Sozialarbeiterin an.
Wie es nach dem Bundesfreiwilligendienst weitergeht, steht noch nicht fest. "Schauen wir mal", meint Andreas Weber nur. Die nächsten Monate sind ja erst einmal verplant. Cloppenburg verlässt er aber nicht komplett. Die Wohnung hier wird erst einmal gehalten. Jedes zweite Wochenende hat er in Louisenlund frei. "Ab und zu werde ich dann natürlich hier sein", erzählt er. Schließlich hat er hier viele Freunde und Bekannte, aber beispielsweise auch noch sein Amt als Vorsitzender des Heimatvereins. Diese Funktion kann er auf Dauer natürlich nicht von seinem neuen Wohnort ausüben. "Wir würden uns über jemanden freuen, der das Amt übernehmen möchte", startet der Amtsinhaber gleich einen Aufruf.
Insgesamt schaut Andreas Weber auf 15 ereignisreiche Jahre als Schulleiter in Cloppenburg zurück. "Ich habe gedacht, der Abschied würde mir schwerer fallen", gibt er zu. Aber noch ist er ja auch nicht weg.
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