Zu einem Begegnungstag hatte das Löninger Jugendparlament eingeladen. Das Ziel: Junge ukrainische Geflüchtete, Kinder aus Migrantenfamilien und einheimische Jugendliche sollten sich einen Nachmittag lang näher kommen. Der Versuch funktionierte aber nur bedingt. Lediglich ein ukrainisches Mädchen fand den Weg in den Jugendtreff.
Verständigung geht bekanntlich durch den Magen: Gemeinsam wurde deshalb geschnibbelt und gekocht. Die Jugendparlamentarier hatten außerdem verschiedene Kennenlernspiele vorbereitet. Trotz des Fernbleibens der eigentlichen Adressaten war das Treffen gut besucht. Die Zurückhaltung der jungen Ukrainer war Friederike Sibbel bereits im Schulalltag aufgefallen. "Daher ist es wichtig, ihnen zu zeigen, dass sie willkommen sind", betont die Sprecherin des Jugendparlaments.
Rund 180 Geflüchtete sind inzwischen in Löningen gemeldet. Dabei handelt es sich vor allem um Mütter mit ihren Kindern. Wöchentlich kommen weitere Menschen hinzu. Einige wohnen noch immer bei Verwandten oder Bekannten. "Die Regel ist das aber nicht mehr", sagt Erster Stadtrat Thomas Willen. Im Rathaus ballt sich jetzt die Arbeit. So müssen Wohnungen beschafft und Mietverträge abgeschlossen werden. "Unsere Verwaltung ist dafür eigentlich zu klein", erklärt Willen. Der Wohnungsmarkt in Löningen sei zudem stark angespannt.
Viele ukrainische Schüler in der Gutenbergschule
Die schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen werden auf die Schulen im Stadtgebiet verteilt. Von ihnen hat die Gutenberg-Hauptschule die weitaus meisten aufgenommen. "Zurzeit sind es 23", bestätigte Schulleiterin Anne Berning am Montag. Sie werden altersgerecht auf die Klassen verteilt und erhalten täglich 2 Stunden Sprachunterricht. Deutsch habe bislang so gut wie niemand in der Heimat gelernt und auch die Englischkenntnisse seien eher schwach, berichtet Berning. Doch zum Glück sprechen viele deutsche Mitschüler auch Russisch. Die Kommunikation sei also kein Problem. "Das war 2015 ganz anders", erinnert sich die Rektorin.
Vor 7 Jahren hatte der Zustrom von syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen die Schule vor deutlich größere Herausforderungen gestellt. "Damals mussten wir 70 neue Schülerinnen und Schüler integrieren. Dagegen ist die Lage jetzt geradezu entspannt", erklärt Anne Berning. Nach etwa 4 Wochen Unterricht haben die Neuankömmlinge bereits so viel Deutsch gelernt, dass einfache Unterhaltungen möglich sind.
Niemand weiß, wie lange die jungen Ukrainer bleiben – auch sie selbst nicht
Was den Schulen jetzt fehlt, sind ukrainische Lehrkräfte. Die Löninger Schulen bemühen sich gemeinsam um sie. Als Hemmklotz erweise sich jedoch die deutsche Bürokratie, bedauert Berning. Nach der anstrengenden Coronazeit hatte sie sich für den beginnenden Sommer ein wenig mehr Normalität gewünscht. Die Schulleiterin hofft auch, dass die Aufnahme der ukrainischen Schüler nicht auf Kosten der anderen Kinder mit Migrationshintergrund geht. An ihrer Integration dürfe ebenfalls nicht gespart werden, betont sie.
Die Pädagogin hat ebenfalls festgestellt, dass die jungen Geflüchteten größere Aktivitäten bisher meiden. "Sie möchten eigentlich in Ruhe gelassen werden." Immerhin: An der Schule erleben sie endlich wieder einen strukturierten Alltag. Ihre abwartende Haltung erklärt sich Berning mit der unklaren Lebenssituation der Familien. "Sie wissen nicht, wie lange sie hier bleiben werden. Viele wollen natürlich so schnell wie möglich zurück." Andere – das weiß sie aus Gesprächen – würden sich auf eine längere Zeit in Löningen einstellen, weil ihre Heimatstädte schwer zerstört sind. Berning hat deshalb keine Ahnung, wie viele Ukrainer sie nach den Ferien an ihrer Schule begrüßen wird. In Unruhe versetzt sie das aber nicht. Mit einer Portion Gelassenheit ließe sich die schwierige Zeit am besten überstehen, ist sie überzeugt.