Warum sich Thomas Krapp die Dammer Carnevalsumzüge ganz genau anschaut
Der 65-Jährige hat eine neue Aufgabe übernommen, nachdem er aus dem aktiven Elferrat der Carnevalsgesellschaft von 1614 ausgeschieden ist. Er leitet die Bewertungskommission.
Je bunter, desto besser: Wenn die Wagenbauer und Fußgruppen bei den Carnevalsumzügen am 12. und 13. Februar durch Damme ziehen, bekommen sie von einer Jury Punkte, die am Ende über den gewonnenen Preis entscheiden. Foto: Lammert
Thomas Krapp hat eine neue Aufgabe: Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Elferrat der Dammer Carnevalsgesellschaft von 1614 wird er ab diesem Jahr bei den Carnevalsumzügen ein ganz besonders wachsames Auge auf die Wagen und Gruppen werfen und sie benoten. Denn der 65-Jährige ist als Nachfolger Willi Polls nun Chef der Bewertungskommission, die bei den Umzügen Punkte vergibt und ermittelt, welche Gruppe welchen Preis gewinnt.
Neben Thomas Krapp, genannt Catcher, gehören dem Gremium an Doris Schmiesing, Beatrix Stärk, Christof Ricking, Franz-Odo Rohe, Christian Schulte und Ulrich Schraad. Die Kommission sucht ihre Mitglieder eigenständig aus, "aber in Absprache mit dem Elferrat der Carnevalsgesellschaft", betont Thomas Krapp.
Stoffe prägen Thomas Krapps Leben schon lange
Der bringt jede Menge närrische Erfahrung mit, auch im Wagenbauen. Knapp 40 Jahre war er aktiv bei der Gruppe "Der harte Kern". Und seine Frau Angelika betrieb 22 Jahre lang den Carnevalsstoffladen. Auch das war für den Einzelhandelskaufmann höchst vertrautes Terrain, "schließlich hatte ich mein Leben lang mit Stoffen zu tun".
Da passt auch die neue Aufgabe hinein, schließlich spielen Stoffe bei den größten Carnevalsumzügen zumindest in Nordwestdeutschland eine wichtige Rolle – je bunter, desto schöner. Und so verwirklicht Thomas Krapp als Chef der Bewertungskommission etwas, was er sich nach dem Wechsel in den inaktiven Elferrat der Carnevalsgesellschaft in Sachen Carneval vorgenommen hatte: "Ich will noch dranbleiben."
Gruppen können bis zu 10 Punkte bekommen
Dranbleiben bedeutet vor allem: Zusammen mit den anderen Kommissionsmitgliedern wird Thomas Krapp bei den Umzügen am Dammer Carnevalssonntag und Rosenmontag am 12. und 13. Februar, Beginn ist jeweils um 12.33 Uhr, auf der Tribüne beim Rathaus stehen und mit Punkten zwischen 1 und 10 beurteilen, was an ihm vorbeizieht.
"Die Bewertung liegt im Ermessen des Einzelnen", unterstreicht der Chef-Juror. Es fließen ein der Wagen, die Kostüme und die Idee. Sollte es unter den Benotungen der Preisrichter einmal erhebliche Differenzen bei der Punktevergabe geben, dann wird diskutiert und eventuell am Montag noch mal nachjustiert.
Tablets erleichtern die Arbeit wesentlich
Bei der Bewertung selbst geht die Kommission in diesem Jahr hinsichtlich der technischen Ausstattung neue Wege. Zettel und Stift haben beim Notieren ausgedient. Jeder Juror verfügt über ein Tablet. EDV-Fachmann Benedict Heidmeyer hat eigens für die Kommission ein Programm geschrieben, mit dem sich die Preisrichter inzwischen bei Vorbereitungstreffen vertraut gemacht haben. Damit die Kommission die Tablets mit dem Programm an den Umzugstagen auch wirklich anwenden kann, wird Elferratsmitglied Florian Merder für WLan auf der Tribüne sorgen.
Doch das neue Programm kann viel mehr, als lediglich die Noten für die einzelnen Gruppen aufzunehmen. Auf Wunsch können sich die Juroren auf ihrem Gerät zum Beispiel ein Bild der jeweiligen Gruppe vom Umzug im Jahr 2020 – im vor- und im vergangenen Jahr fielen die Umzüge wegen der Corona-Pandemie und ihrer Folgen aus – ansehen. Die Fotos hatten Christof Ricking und Christian Schulte gemacht.
Auch weitere wichtige Angaben zu der jeweiligen Gruppe lassen sich einfach auf dem Tablet abrufen. Und noch ein Vorteil: Die Auswertung, also welche Gruppe welchen Preis gewonnen hat, liegt am Montag sozusagen in Sekundenbruchteilen vor. Bislang war das eine mühevolle und zeitaufwändige Arbeit, die die Schwestern Petra und Annette Schwarze nach den Umzügen im Rathaus per Hand erledigten. Sie hatten aber erklärt, diese Aufgabe aus persönlichen Gründen nicht mehr übernehmen zu können.
Neuer Chef: Thomas Krapp leitet jetzt die Preisrichterkommission, die die Wagen und Gruppen bewertet. Foto: Lammert
Doch trotz des neuen und schnelleren Auswertungsverfahrens: Die Spannung innerhalb der Gruppen, für welchen Preis es letztlich gereicht hat, dürfte gleich sein. Die Jury vergibt Sonder- sowie 1., 2. und 3. Preise. Und Gruppen, die einen über alle Maße hinaus herausragenden Wagen präsentieren, können sogar einen Supersonderpreis erhalten. Das schaffen allerdings die wenigsten. Ob es bei den nächsten Umzügen dazu kommt, bleibt eine der spannenden Fragen.
Auf jeden Fall hat Thomas Krapp eine Bitte an die Gruppen: Sie mögen die ihnen zugeteilte Nummer deutlich sichtbar am Wagen befestigen oder vor sich hertragen. Das erleichtert der Bewertungskommission die Arbeit ganz erheblich. Und im Zweifel könnte es ja vielleicht auch den entscheidenden Bonus bringen, wenn die Bewertung zwischen zwei Preisen steht.