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Warum Marokkaner in Damme arbeiten

Auf der Suche nach Pflegefachkräften hat die Stiftung Maria-Rast ihre Beziehung zu einer Sprachschule in Agadir ausgebaut.

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Ein fürsorglicher Umgang: Latifa Benmesseaoud absolviert derzeit über die Stiftung Maria-Rast eine Ausbildung zur Pflegefachkraft. Wilfried Kleyböcker fühlt sich von der 28-Jährigen aus Agadir bestens umsorgt. Lammert

Ein fürsorglicher Umgang: Latifa Benmesseaoud absolviert derzeit über die Stiftung Maria-Rast eine Ausbildung zur Pflegefachkraft. Wilfried Kleyböcker fühlt sich von der 28-Jährigen aus Agadir bestens umsorgt. Lammert

Latifa Benmessaoud hat einen für sie ziemlich großen Schritt zum 1. April dieses Jahres gewagt: An diesem Tag begann die 28-jährige Marokkanerin ihre Ausbildung zur Pflegefachkraft über die Dammer Stiftung Maria-Rast. Dass die aus Agadir stammende Frau nach Damme gekommen ist, ist kein Zufall. Denn seit Juni vergangenen Jahres gibt es einen engen Kontakt zwischen der Stiftung, vor allem auch in Person ihres Stiftungsvorstandes Werner Westerkamp, und einer Sprachschule in Agadir, die Kontakt zu jungen Marokkanerinnen und Marokkanern herstellt, die sich für eine berufliche Ausbildung oder eine Arbeitsstelle in Deutschland interessieren.

Vor etwas mehr als einem Jahr war Werner Westerkamp mit weiteren Vertretern der Stiftung erstmals in Agadir gewesen und hatte dort zahlreiche Bewerbungsgespräche geführt. Es gebe in Marokko unfassbar viele jungen Menschen, die händeringend nach Arbeit suchten, dort aber keine fänden, sagte der Stiftungsvorstand. Deswegen seien viele bereit, nach Deutschland zu kommen.

Zu ihnen gehört Latifa Benmessaoud. Sie hat in Agadir ein Studium abgeschlossen und ist diplomierte Hebamme. Eine bezahlte Stelle fand sie nicht. Der Not gehorchend arbeitete sie freiwillig 6 Monate in der Geburtsabteilung in einem Krankenhaus. Freiwillig heißt: ohne Bezahlung. Aussicht auf Besserung bestand nicht. Zirka 35 Prozent der bis zu 25 Jahre alten Marokkaner sind arbeitslos.

"Vor einem Jahr habe ich deswegen beschlossen, nach Deutschland zu gehen, um dort zu arbeiten", berichtet die angehende Pflegefachfrau. Sie belegte einen Sprachkurs, den sie mit dem B1-Zertifikat beendete. "Meine Mutter war ein bisschen traurig", berichtete Latifa Benmessaoud, die noch eine Schwester und zwei Brüder in Agadir hat. Kontakt hält sie täglich mit ihrer Familie.

Im Dezember vergangenen Jahres erfuhr sie über Soziale Medien von einer weiteren Informationsveranstaltung der Stiftung Maria-Rast in Agadir in Kooperation mit der Sprachschule. Sie meldete sich an. "Schon damals sprach sie sehr gut Deutsch", macht ihr Werner Westerkamp noch mehr als ein halbes Jahr später ein großes Kompliment.

Auch die Arbeit in einem Krankenhaus gehört zur Ausbildung

Im April gehörte sie zu vier jungen Marrokanerinnen, die bei der Stiftung Maria-Rast als Anstellungsträgerin ihre Ausbildung in Deutschland begannen. Latifa Benmessaoud besucht im Zuge dieser Ausbildung die Pflegeschule der Schwester-Euthymia-Stiftung in Lohne und wird unter anderem auch in einem Krankenhaus tätig sein. Werner Westerkamp hofft, dass sie sich anschließend für eine Tätigkeit bei der Stiftung im Bereich der Altenpflege entscheidet.

Der 28-Jährigen ist jedenfalls wichtig, während ihrer Tätigkeit eine enge Beziehung mit den von ihr betreuten Menschen aufzubauen. Deshalb, sagt sie, sei die Pflege für sie als berufliche Tätigkeit auch so interessant. Dass sie besonders gut mit Menschen umgehen kann, zeigt sich, als sie im Haus Am Ohlkenberg, einem der Seniorenzentren der Stiftung Maria-Rast, mit Bewohner Wilfried Kleyböcker liebevoll spricht. Da wird deutlich, dass der Begriff "soziale Beziehung" für die junge Marokkanerin keine hohle Phrase ist.

Latifa Benmesseaoud ist nicht die letzte Marokkanerin, die in diesem Jahr über die Stiftung ihre Ausbildung zur Pflegefachkraft beginnt. "Am nächsten Freitag kommen noch einmal 13 Frauen aus Marokko nach Deutschland", sagt Werner Westerkamp. Fünf von ihnen beginnen bei der Stiftung, und jeweils vier hat Werner Westerkamp an Senioreneinrichtungen in Vechta und Essen/Oldenburg vermittelt. Deren Leiter hatten von den Aktivitäten des Stiftungsvorstandes in Marokko gehört und gefragt, ob er auch ihnen helfen könne.

Zahl der Auszubildenen bei der Stiftung ist so hoch wie noch nie

"Wir haben noch nie so viele Auszubildende gehabt wie derzeit", erklärt Werner Westerkamp auch mit Blick auf die weiter gut laufende Kooperation mit der Sprachschule in Agadir. Insgesamt sind es in der Pflege 26, verteilt auf alle 3 Ausbildungsjahre. Hinzu kommen zwei angehende Bürokaufleute.

Während in diesem Jahr aber keine weiteren Marokkaner ihre Ausbildung zur Pflegefachkraft über die Stiftung beginnen werden, wartet Werner Westerkamp noch auf vier bereits in Marokko ausgebildete Pflegefachkräfte. Die warten auch, auf ihre Visa. Sind sie in Damme, müssen sie allerdings noch eine Kenntnisprüfung bestehen, ehe sie als Pflegefachkraft arbeiten dürfen.

Damit Maria-Rast auch in Zukunft junge Marokkaner für sich gewinnen kann, ist eines nach Worten Werner Westerkamps ganz besonders wichtig: "Das A und O ist die Pflege der Kontakte." Doch auch das nebenberufliche Angebot muss passen. So mietet die Stiftung die Wohnungen an, in denen die Marokkaner unterkommen. Ferner ist beim Haus Maria-Rast der Bau eines Gebäudes mit zehn Appartements für Mitarbeiter geplant.

Um die Integration von Latifa Benmesseaoud und den anderen Marokkanern sorgt sich Werner Westerkamp nicht: "Unsere marokkanischen Mitarbeiter sind sehr anpassungswillig und wollen sich integrieren."

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