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Von brenzligen Situationen und heißer Luft

Kolumne: Die Generation Z zeigt's Ihnen – Es ist eine hitzige Debatte, aber sie ist notwendig: Die hohen Temperaturen in Deutschland und der Klimawandel stehen im Zusammenhang.

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Es ist heiß in Deutschland. Vor 3 Wochen hat der Deutsche Wetterdienst in Friesoythe-Altenoythe ein mittleres Risiko für einen Waldbrand vorausgesagt. Dort steht die einzige Messstation im Oldenburger Münsterland. 40 Kilometer weiter in Essen (Oldenburg) war ich damit beschäftigt, die Flammen eines Flächenbrandes mit einem Gartenschlauch zu löschen.

Ich durfte selber hautnah Zeugin werden, wie schnell sich Feuer bei Trockenheit ausbreiten kann. Das Gefühl von Hitze an meinen Beinen und der Geschmack von Rauch in meinem Mund werden es mich so schnell nicht wieder vergessen lassen.

„Jugendliche aus dem Ort dachten, es wäre eine gute Idee, beim Rastplatz gegenüber ein kleines Tisch-Lagerfeuer zu machen. Überraschung: war es bei 30 Grad nicht.“Fenja Hahn

Aber von vorne: Ich habe an dieser Stelle von der verzweifelten Suche nach einem Zeltplatz für 110 Personen berichtet, nachdem wir 2 Wochen vor dem Lager von einer Doppelbuchung erfahren haben. Im Landkreis Cloppenburg konnten wir so spontan unterkommen. Direkt am ersten Lagertag ging es weiter mit der Pechsträhne: Jugendliche aus dem Ort dachten, es wäre eine gute Idee, beim Rastplatz gegenüber ein kleines Tisch-Lagerfeuer zu machen. Überraschung: war es bei 30 Grad nicht.

Blitzschnell stand ein Teil der Wiese in Flammen. Glück im Unglück, dass ein Wasseranschluss direkt an der Seite des Platzes lag und wir so unsere Schläuche einfach über den Zaun werfen konnten. Als die örtliche Feuerwehr wenig später eintraf, konnten sie sich nur noch für das beherzte Eingreifen bedanken und die Fläche beregnen. Die Jugendlichen waren abgedampft, zurückblieben die verkohlte Wiese und der Schock.

„Wer ernsthaft glaubt, 'es ist halt Sommer, das ist normal', dem ist die Hitze zu Kopf gestiegen.“Fenja Hahn

Werfen wir einen Blick in die Sächsische Schweiz: Eine Fläche, so groß wie die Insel Helgoland, hat gebrannt. "Wir rechnen nicht mehr in Tagen, wir rechnen in Wochen", erklärte der Sprecher des Landkreises zur Bekämpfung der Flammen. Weiter geht es in Brandenburg: Dort forscht ein Projektteam, wie sich Wälder nach Bränden regenerieren können. Ein Großteil ihrer Forschungsfläche ist im Juni abgebrannt. Muss ich die Ironie noch extra hervorheben?

Es ist kein Zufall, dass es nun auch hier brennt. Menschen verursachen Feuer, aber die Trockenheit sorgt für die rasante Ausbreitung. Es gibt einen Grund dafür – der nennt sich Klimawandel. Es wird Zeit, mehr dagegen zu unternehmen. Einsicht ist dabei der erste Schritt: Wer ernsthaft glaubt, "es ist halt Sommer, das ist normal", dem ist die Hitze zu Kopf gestiegen.

Der Postillon witzelt, dass Klimawandelleugner im Jahr 2074 noch heiße Luft verbreiten: "67 Grad sind völlig normal. In meiner Jugend war es im Sommer auch oft heiß." Wollen wir hoffen, dass die Satire nicht zur Realität wird und schon früher auch der letzte Mensch begriffen hat, dass Klima und Wetter nicht dasselbe ist.


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