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Vom Suchen und Finden

Kolumne: Das Leben als Ernstfall – Ich bin Weltmeisterin im "Verstecken" von Gegenständen. Beim Suchen stellt sich dann oft heraus, wie kreativ mein Unterbewusstsein doch sein kann.

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Ordnung ist das halbe Leben, heißt es. Das gilt wohl nicht für mich. Jedenfalls bin ich Weltmeisterin darin, Dinge zu "verstecken". Ob es nun der Autoschlüssel ist oder das Handy – oft verbringe ich meine Zeit damit, Dinge zu suchen. Vor allem, wenn ich es eilig habe.

Ein 2. Motto, das ich beherzigen sollte, lautet daher: "In der Ruhe liegt die Kraft." Statt hektisch durch die Gegend zu rennen und voller Panik an Stellen zu suchen, an denen der verlorene Gegenstand mit Sicherheit nicht liegen kann, hilft es, innezuhalten und in Ruhe zu überlegen. 

Aber, was auch der Wahrheit entspricht: Je dringender ich etwas suche, desto unwahrscheinlicher ist es, dass ich es finden werde. Wissenschaftler haben im Rahmen einer englischen Studie herausgefunden, dass wir Menschen zum Teil selbst daran schuld sind. Denn wir konzentrieren uns beim Suchen auf die ordentlichen Bereiche und lassen chaotische Bereiche, wie den Wäscheberg oder den unaufgeräumten Schreibtisch, aus. Klar, falls Schlüssel oder Handy in den ordentlichen Bereichen liegen würden, hätten wir sie schnell gefunden. Wenn wir etwas vermissen, sollten wir uns der Studie zufolge auf die chaotischen Bereiche der Umgebung konzentrieren.

"Leider stellt sich bei meiner Suche oft heraus, dass mein Unterbewusstsein wohl eher von Kreativität als von Logik beherrscht wird."Meike Wienken, Reporterin

Okay, das ist eine Möglichkeit. Doch es heißt in der Studie auch, dass wir Gegenstände unbewusst an derselben Stelle ablegen. Demnach sollte ich meinem Unterbewusstsein wohl doch etwas mehr Vertrauen schenken. Vielleicht lässt sich ja ein Muster erkennen. So klappere ich beim Suchen also alte Fundorte ab, die mein Unterbewusstsein wohl als geeignete Ablage ausgemacht hat.

Eigentlich ein logischer Gedanke. Leider stellt sich bei meiner Suche oft heraus, dass mein Unterbewusstsein wohl eher von Kreativität als von Logik beherrscht wird. So mache ich nicht selten neue "Verstecke" im Innenleben einer meiner Taschen oder Jacken sowie in Schubladen ausfindig.

Wenn der verlorene Gegenstand dann doch wieder auftaucht, ist die Freude bei mir umso größer. Aufregung und Panik weichen der Erleichterung. In meinem Kopf hatte ich das Was-wäre-wenn-Szenario schließlich schon weiter gesponnen und mir die Folgen meines Verlusts ausgemalt. Manchmal brauche ich wohl einen zusätzlichen Adrenalin-Schub. Ohne einen kleinen Schreckmoment wäre der Alltag ja schließlich auch zu langweilig.

Und zum Glück gibt es einen weiteren Hoffnungsschimmer: Denn die kanadischen Forscher Paul Frankland und Blake Richards haben die Hypothese aufgestellt, dass ein besonders effizientes Gehirn sich bewusst dafür entscheiden kann, eine Reihe von Details der Vergangenheit zu vergessen, um Platz für die der Gegenwart zu schaffen. Das Ziel der "Vergesslichkeit" ist demnach, dass unmittelbare Entscheidungen auf bestmögliche Art und Weise getroffen werden.

Also ist es durchaus natürlich, hin und wieder etwas zu vergessen. Wenn mich also jemand fragt: Das Suchen und Finden ist für mich ab sofort ein unerlässliches Training fürs Gehirn.


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