Vogelwarte möchte mehr über Waldohreulen der ganzen Region wissen
Im Winter übernachten die Vögel meist an gleicher Stelle in geschützten Bäumen. Jetzt sollen Daten erhoben und die Tiere beringt werden. Aber das Einfangen dafür ist nicht so einfach.
Waldohreule in ihrem Winterquartier am Rande der Dammer Berge. Foto: M. Niehues
Der stürmische Wind machte den Vogelexperten einen Strich durch die Rechnung. Immer wenn die Helfer das 6 mal 12 Meter große Netz aufspannten, blähte es sich auf wie ein großes Segel. "Das Wetter war nicht optimal", lautet im Nachhinein das Urteil von Alfred Geiges. Der Versuch, am vergangenen Freitag bei nächtlicher Dunkelheit Waldohreulen im Kreis Vechta zu fangen und zu beringen, sei leider fehlgeschlagen.
Alfred Geiges aus Goldenstedt ist ein ehrenamtlicher Mitarbeiter der Vogelwarte Helgoland. Er ist ein offizieller Greifvogelberinger, dem es gestattet ist, die Vögel kurz einzufangen, um sie über die Beringung zu erfassen und individuell zu kennzeichnen. Im Sommer kümmert er sich um Steinkäuze und Turmfalken. "Bei den Steinkäuzen beringen wir jedes Jahr zwischen 60 und 100 Jungvögel", berichtet er. Bei den Turmfalken seien so zuletzt 60 Tiere erfasst worden. Allerdings sind beispielsweise Steinkäuze leichter zu fangen. Sie müssen nur den Röhren, die der Naturschutzbund (Nabu) als Nisthilfe aufgehängt hat, entnommen werden. Dann werden die Tiere vermessen sowie die biometrischen Daten erfasst, bevor sie einen Ring mit einer individuellen Nummer erhalten und wieder in die Freiheit entlassen werden können.
Wenn derart beringte Vögel später an anderer Stelle erneut erfasst werden, können Wissenschaftler genau auswerten, wie sich die Tierart in Deutschland entwickelt und wie der Bestand einzuschätzen ist. Wie Alfred Geiges berichtet, wünschen sich alle drei Vogelwarten in Deutschland – Helgoland, Hiddensee und Radolfzell – solche Erkenntnisse auch über Waldohreulen. Allerdings seien die Nester mit Jungvögeln in hohen Bäumen nur schwer zu erreichen. Deshalb konzentrieren sich die Beringer auf die Altvögel und versuchen diese in den Wintermonaten hierfür kurz einzufangen.
Alfred Geiges mit einer kurz eingefangenen Waldohreule in Lohne: Das Tier wird vermessen und erhält einen Ring mit einer individuellen Kennzeichnung. Foto: Geiges
Hinterlassenschaften verraten Aufenthaltsort der Vögel
Denn die Waldohreulen mit ihren markanten Federbüscheln an den Ohren suchen in der kalten Jahreszeit tagsüber die immergleichen Schlafplätze auf. Oft sind es Tannen, deren Grün den kalten Wind abhält. Gerne werden welche aufgesucht, die auch von Efeu durchzogen sind und so zusätzlichen Schutz vor Kälte bieten. Die Vögel mit einer Körperlänge von etwa 36 Zentimetern und einer Flügelspannweite von etwa 95 Zentimetern sind dann allerdings im dichten Grün nur schwer zu erkennen.
Ihr Dasein gänzlich verbergen können sie aber nicht. Der Kot und das Gewölle verraten sie, weiß Geiges. Wenn er Tipps erhält, wo sich Exemplare aufhalten sollen, inspiziert er meist zuerst den Boden. Denn die unübersehbaren Hinterlassenschaften verraten den Aufenthaltsort. Dann holt er das Einverständnis des Grundstückseigentümers ein, um das Fangen und Beringen vorzubereiten. Das große Netz, das er hierfür einsetzt, ist mittels Öffnungen eigens so beschaffen, dass Singvögel mühelos passieren und nur die Waldohreulen ohne Verletzungsgefahr eingefangen werden können.
Experte wünscht sich Hinweise auf Aufenthaltsorte von Waldohreulen
Während die Waldohreulen im Sommer in der Umgebung des Brutplatzes ein Territorialverhalten zeigen und nur bei ausreichend Nahrungsangebot Artgenossen in der Nähe dulden, suchen sie diese Nähe zu anderen Waldohreulen beim Überwintern regelrecht. Jahr für Jahr kommen sie meist in der kalten Jahreszeit zu ihren Schlafbäumen zurück. Manchmal bilden sie mit 20 Artgenossen eine Schlafgemeinschaft in einem Baum. Mitunter finden sich sogar noch deutlich mehr Tiere auf engstem Raum.
Gerade auch deshalb setzen die Greifvögelberinger wie Alfred Geiges im Winter an, um möglichst viele Tiere zu erwischen. Allerdings ist er in einem sehr großen Gebiet unterwegs, weil er für die Landkreise Vechta, Cloppenburg, Oldenburg und Diepholz zuständig ist. Bisher sind ihm allerdings längst nicht alle Schlafbäume der Region bekannt. Zwar haben ihm Leser von OM-Online bereits wertvolle Tipps für den Landkreis Vechta gegeben, dankbar wäre er aber für weitere Hinweise, auch aus den anderen Regionen, wie dem Landkreis Cloppenburg.
Waldohreule in ihrem Schlafbaum am Dümmer. Foto: M. Niehues
Alfred Geiges muss sich beeilen, wenn er in diesem Winter den Datenbestand der Waldohreulen noch weiter anfüttern will. Schon in wenigen Woche verlassen die Vögel wieder bis zum nächsten Winter ihren Schlafbaum, um sich auf die Brutsaison vorzubereiten.
Info:Wer Winterplätze von Waldohreulen kennt, kann eine Mail an die Adresse matthias.niehues@om-medien.de schicken. Die Redaktion leitet die gesammelten Hinweise dann weiter an Alfred Geiges.