Viele Bikerunfälle am Osterwochenende: Diese Sicherheitstipps geben ADAC und Polizei
Motorradfahrer haben über die Ostertage das gute Wetter in Niedersachsen für eine Spritztour genutzt. Für manche von ihnen endete die Fahrt jedoch mit einem Unfall – und schweren Folgen.
Das Krad eines Motorradfahrers liegt nach einem Unfall in einem Straßengraben bei Gestorf. Foto: Julian Stratenschulte / dpa
Das sonnige Wetter hat über die Osterfeiertage zahlreiche Motorradfahrer auf Niedersachsens Straßen gelockt. Dabei gab es auch mehrere Unfälle, bei denen Menschen ums Leben kamen.
62-jähriger Biker im Nachbarlandkreis Diepholz tödlich verletzt
In Syke im Nachbarlandkreis Diepholz starb ein 62 Jahre alter Motorradfahrer nach einem Unfall. Er habe die Kontrolle über seine Maschine verloren und sei von der Straße abgekommen, teilte die Polizei am Montag mit. Dort prallte er am Sonntagnachmittag gegen einen Baum und starb an seinen Verletzungen. Nur kurze Zeit später kam es wenige Kilometer entfernt zu einem weiteren Unfall. Hier rutschte ein 23-Jähriger mit seinem Motorrad von der Straße. Er wurde leicht verletzt.
Auch in Wietmarschen in der Grafschaft Bentheim prallte ein Motorradfahrer mit seiner Maschine gegen einen Baum und starb. Der 57-Jährige sei in einer Linkskurve nach rechts von der Straße abgekommen und gegen einen Baum gefahren, teilte die Polizei am Montag mit. Er starb noch an der Unfallstelle.
In Springe in der Region Hannover nahm ein 84 Jahre alter Autofahrer einer Motorradfahrerin die Vorfahrt. Die 23-Jährige prallte mit ihrer Maschine in den Wagen und stürzte, wie die Polizei mitteilte. Sie wurde dabei lebensgefährlich verletzt. Ihr hinter ihr fahrender Begleiter konnte den Angaben nach nicht mehr rechtzeitig reagieren, fuhr mit seinem Motorrad über die am Boden liegende Maschine und stürzte ebenfalls. Er und der Autofahrer wurden am Sonntag leicht verletzt. Die Polizei ermittelt gegen den 84-Jährigen nun wegen fahrlässiger Körperverletzung in Folge eines Unfalls.
Auf der L 422 zwischen Gestorf und Eldagsen kam am Montag ein 62-jähriger Motorradfahrer von der Fahrbahn ab und stürzte in einen Graben. Der Mann erlitt laut Polizei schwere Verletzungen und wurde mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus gebracht.
In Dörverden im Landkreis Verden stürzte ein 69-Jähriger mit seinem Motorrad aus unbekannter Ursache. Er kam mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus, wurde aber nach Angaben der Polizei am Sonntagmorgen nur leicht verletzt. In Bockenem in Landkreis Hildesheim zog es zahlreiche Biker auf eine kurvige Bergstrecke. Trotz Plakaten der Verkehrswacht, die zum ruhigeren und langsameren Fahren aufriefen, gaben viele Motorradfahrer Gas in den Kurven.
Gerade zum Start der Saison passieren viele Unfälle
Gerade zum Start der Motorradsaison im Frühling passieren leider viele Unfälle. Knapp die Hälfte aller Motorradunfälle passiert alleinbeteiligt, schätzt die Polizei. Die häufigsten Gründe: durch überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit oder eigene Fahrfehler – zum Beispiel beim Abbiegen – oder Vorfahrtverletzungen.
Doch nicht immer verlieren die Biker die Kontrolle am Lenker. Oft sind auch Autofahrer involviert, weil sie das Motorrad zu spät oder gar nicht gesehen haben. Das hohe Unfallrisiko für Motorradfahrer liege zum einen darin begründet, dass Kradfahrer aufgrund ihrer schmalen Silhouette erst sehr spät von anderen Verkehrsteilnehmern wahrgenommen werden und damit leicht übersehen werden können. Oft werde die Geschwindigkeit oder Entfernung eines sich nähernden Motorrades auch ganz einfach falsch eingeschätzt, sagt die Polizei.
2021 gab es 128 Unfälle mit verletzten Bikern im Oldenburger Münsterland
Im vergangenen Jahr sind im Oldenburger Münsterland 61 Fahrer von Krafträdern über 125 Kubik verletzt worden – davon 29 schwer. Ein Biker starb. Bei Krafträdern unter 125 Kubik sind 66 Fahrer verletzt worden – davon 13 schwer.
Die Polizei und der ADAC geben diese Sicherheitstipps zum Start der Motorradsaison – sowohl für Biker als auch Autofahrer. Für beide gilt generell: Gerade jetzt sollte auf den Straßen besonders defensiv gefahren werden, betont die Polizei.
Tipps für Motorradfahrer:
Überprüfen Sie Ihr Motorrad nach der langen Winterpause auf seine Verkehrssicherheit.
Überschätzen Sie sich und Ihr Fahrvermögen gerade am Anfang der Saison nicht.
Tragen Sie auch bei kurzen Fahrten oder großer Hitze sichere Schutzkleidung.
Grundsätzlich gilt: Nie davon ausgehen, dass man vom Autofahrer gesehen wird. Vor Kreuzungen das Tempo reduzieren, bremsbereit sein, Augenkontakt suchen.
Vertrauen Sie grundsätzlich nicht auf die eigene Vorfahrt.
Fahren Sie immer so, dass Sie an Kreuzungen für wartende Autofahrer gut sichtbar sind. Halten Sie also Abstand zu größeren Autos vor Ihnen, fahren Sie gegebenenfalls „auffällig“, indem Sie durch eine kurze Lenkbewegung geringfügig Ihre Fahrspur ändern.
Meiden Sie bei mehrspurigem Kolonnenverkehr den Bereich seitlich hinter anderen Fahrzeugen. Sie befinden sich dort im toten Winkel.
Vorsicht bei haltenden Autos am Straßenrand. Blinksignale links können ein Einfädeln in die Fahrspur, aber auch ein Wendemanöver ankündigen.
Überholen Sie Kolonnen nur dann, wenn Sie ein Wende- oder Überholmanöver eines vor Ihnen fahrenden Autos ausschließen können.
Rechnen Sie auf Landstraßen mit überholenden Autos im Gegenverkehr.
Fahren Sie in Linkskurven nicht zu weit innen. Durch die Schräglage ragt Ihr Körper sonst in die Gegenspur.
Ein Motorradfahrer fährt über eine Landstraße. Auf kurvenreichen Strecken benötigt ein Motorradfahrer in Schräglage beinahe so viel Platz wie ein Auto. Foto: dpa
Tipps für Autofahrer:
Stellen Sie sich jetzt zu Beginn des Frühlings darauf ein, wieder öfter Motorrädern zu begegnen – gerade auf landschaftlich schönen Strecken.
Unterschätzen Sie Motorräder nicht. Sie wirken wegen ihrer schmalen Silhouette zwar klein, haben aber ein großes Beschleunigungsvermögen und kommen oft schneller nah, als Autofahrer vermuten.
Auf kurvenreichen Strecken benötigt ein Motorradfahrer in Schräglage beinahe so viel Platz wie ein Auto. Schneiden Sie deshalb niemals unübersichtliche Kurven.
Bedenken Sie: Motorräder sind nicht wendiger als Autos und haben auch keinen kürzeren Bremsweg. Im Gegenteil.
Auch bei optimaler Spiegeleinstellung bleiben „tote Winkel“. Werfen Sie deshalb vor jedem Spurwechsel, Abbiegen oder Überholvorgang einen bewussten Sicherungsblick über die Schulter. Blinken Sie stets rechtzeitig.
Schauen Sie in Einmündungsbereichen und an Kreuzungen lieber zweimal zu viel als einmal zu wenig. Beachten Sie vor allem: Die vordere Dachsäule ("A-Säule") Ihres Autos verdeckt nur allzu gern den Blick auf seitlich herannahende Motorräder.
Schauen Sie vor einem Spurwechsel, vor einem Überholmanöver oder beim Wenden lieber zweimal in den Spiegel und über die Schulter. Ein Motorrad wird leicht übersehen.
Bleiben Sie gelassen, wenn ein Motorradfahrer überholt. Er braucht dafür weniger Strecke, als Sie annehmen.
Bringen Sie Ihr Navigationsgerät nicht mittig unten an der Frontscheibe an. Dahinter „verschwinden“ im Zweifelsfall gleich mehrere Biker.