Verschwende ich meine Freizeit?
Kolumne: Die Generation Z zeigt's Ihnen – Ich habe keine Hobbys. Und die brauche ich auch nicht.
Julian Röben | 06.03.2023
Kolumne: Die Generation Z zeigt's Ihnen – Ich habe keine Hobbys. Und die brauche ich auch nicht.
Julian Röben | 06.03.2023
"Und, was sind so deine Hobbys?" – eine Frage, auf die ich schon seit einer längeren Zeit keine richtige Antwort geben kann. Oft antworte ich dann so etwas wahnsinnig Spannendes wie "Lesen" oder "Freunde treffen". Wenn ich ganz wild unterwegs bin, dann sage ich eventuell sogar "ins Kino gehen". Klar, das sind Sachen, die ich gerne mache und bei denen ich Spaß habe. Aber klassische "Hobbys" sind das eher nicht. Das war mal anders. Vor vielen, vielen Jahren hatte ich noch Hobbys. Im Kindesalter, bis in die Jugend und das frühe Erwachsenenleben hinein gab es spannende Aktivitäten, beispielsweise im Sportverein, an denen ich mich erfreuen konnte. Irgendwann hat das alles nachgelassen. Ich erkläre es gerne mit "zu wenig Zeit". Was ist denn überhaupt so schlimm daran, keinen "richtigen" Hobbys nachzugehen? Oft wird es als langweilig und uninteressant angesehen, wenn jemand keine Hobbys hat. Auf den ersten Blick wirkt das auch logisch – Menschen ohne Hobbys erleben klischeemäßig nicht so viel. Sie hocken angeblich den ganzen nur Tag in ihrer Wohnung, verbringen Zeit mit Lappalien und erleben sonst nichts Spannendes. Im Vergleich zu einem freizeitmäßigen Extremsportler, der nach dem Aufstehen erstmal aus einem Flugzeug springen muss, wirkt es in der Tat ein bisschen langweilig. Aber es gibt Gemeinsamkeiten: Uns erfüllen unsere Freizeitaktivitäten. Ich muss gestehen: So ganz gut fühlt es sich tatsächlich nicht an, keine Hobbys zu haben. Dauernd ist da dieses schlechte Gefühl, dass man seine ohnehin schon knappe (Frei)Zeit verschwendet. Ich könnte doch viel produktiver sein. Meine Zeit effektiver nutzen. Aber sollte ich nur aus diesem Grund losziehen und mir ein extrem ausgefallenes, kreatives und anspruchsvolles Hobby suchen? Definitiv nicht. Ich mag mein extrem langweiliges und hobbyloses Leben. Es geht doch nichts über einen wunderschönen entspannten Abend auf dem Sofa, bei einer unterhaltsamen Serie, einem tollen Buch oder einem spannenden Videospiel. Zumindest für mich. Würde ich mich selber dazu zwingen und eine neue regelmäßige Freizeitaktivität suchen, dann wäre das vermutlich nur, um mein schlechtes Gewissen zu erleichtern. Und das wäre nicht richtig, so lange ich so, wie es jetzt läuft, glücklich und zufrieden bin. Wenn ich das mit meiner Zeit schaffe, dann nutze ich sie optimal. Wie ich das erreiche, ist dabei absolut egal. Nur weil ich aktuell keine Hobbys habe und es auch nicht als notwendig erachte, mir welche zu suchen, heißt das ja auch nicht unbedingt, dass das für immer so bleiben muss. Klar, neue Dinge auszuprobieren, ist bestimmt auch nicht so schlecht. Aber das hat Zeit. Bis dahin mache ich es mir noch ein bisschen gemütlich."Ich mag mein extrem langweiliges und hobbyloses Leben."Julian Röben
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