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Vechtaer Feuerwehr wünscht sich noch mehr Frauenpower

Frauen sind bei der Freiwilligen Feuerwehr noch in der Minderheit. Das soll sich in Vechta ändern. Wer Feuerwehrkameradin werden will, soll mit Begleitung an den Dienst herangeführt werden.

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Sind eine starke Gemeinschaft: Die Frauen der Freiwilligen Feuerwehr Vechta. Foto: Meier/ Feuerwehr

Sind eine starke Gemeinschaft: Die Frauen der Freiwilligen Feuerwehr Vechta. Foto: Meier/ Feuerwehr

Bei aufgesetztem Helm ist kaum zu erkennen, wer den Schlauch zieht oder die Geräte bedient – bei der Freiwilligen Feuerwehr in Vechta sind Frauen und Männer Seite schon lange an Seite im Einsatz. Das Geschlecht spielt eigentlich keine Rolle. Frauen versehen hier genauso ihren Dienst wie im Rettungsdienst oder bei der Polizei. Und doch könnten es mehr sein, sagt Ortsbrandmeister Christian Heitmann. Rund 120 Ehrenamtliche engagierten sich aktuell bei der Feuerwehr, aber nur rund zehn Prozent sein sind Frauen.

Das will die Feuerwehr ändern. Sie wünscht sich mehr Frauenpower. Die Verstärkung ist schon deshalb nötig, weil die Einsatzzahlen stetig zeigen. Allein in diesem Jahr wurde die Feuerwehr schon 277 Mal gerufen. "In den letzten paar Wochen waren wir gefühlt jeden Tag im Einsatz", sagt Heitmann. Er macht sich deshalb Gedanken, wie sich die personelle Situation weiter verbessern lässt.

Die Situation: "Die Babyboomer gehen bald in Rente", erklärt Heitmann. Gleichzeitig würden außerdem viele junge Leute fürs Studium oder für eine Ausbildung Vechta und damit auch die Feuerwehr verlassen. Ziel sei es aber, mit mehr Einsatzkräften Entlastung zu schaffen, damit Ehrenamtliche nicht zu häufig zu Einsätzen ausrücken müssten.

Anzahl weiblicher Kräfte soll verdoppelt werden

Und hier sieht Heitmann gerade bei den Frauen noch viel Potenzial. Der Wunsch der Feuerwehr ist es daher, die Anzahl weiblicher Kräfte zu verdoppeln. Mit einem Mentoring soll dieses Ziel erreicht werden. Wer Interesse hat, soll bei der Feuerwehr reinschnuppern und Kameradschaft erleben können. Jede Interessentin soll dann eine persönliche Begleitung bekommen, um die Feuerwehr kennenlernen zu können.

Sprecherin der Vechtaer Feuerwehrfrauen ist Laura Triphaus. Die 27-Jährige ist schon als Jugendliche zur Vechtaer Wehr gekommen. "Ich mag das soziale Engagement", sagt sie. Der Weg zur Feuerwehr sei durch die Familie vorgezeichnet gewesen. "Mein Opa war dabei und mein Bruder ist dort 1,5 Jahre vor mir angefangen", berichtet sie.

Von Sprüchen, wie "Frauen können das nicht, das ist viel zu schwer", lässt sich Laura Triphaus nicht beeindrucken. "Mit der richtigen Technik kann ich auch einen 100-Kilo-Mann aus dem Feuer ziehen", sagt sie. "Und wenn etwas zu schwer ist, unterstützen wir uns". Gegenseitige Hilfe sei bei der Feuerwehr schließlich eine gelebte Selbstverständlichkeit, egal ob Mann oder Frau. Und so ist es vor allem die Gemeinschaft, die sie bei der Feuerwehr schätzt. Und die Vielfältigkeit der Aufgaben, die mit den Einsätzen verbunden ist.

Frauenpower auf der Drehleiter: Gemeinschaft erleben macht Spaß. Foto: Meier FeuerwehrFrauenpower auf der Drehleiter: Gemeinschaft erleben macht Spaß. Foto: Meier/ Feuerwehr

Und was unterscheidet möglicherweise eine Frau von einem Mann bei der Feuerwehr? "Ich war auch mal ein bisschen Seelsorger", sagt sie. Denn mitunter müsse man sich beim Einsatz auch um Angehörige oder Kollegen von Verletzten oder sogar Toten kümmern, bevor das Kriseninterventionsteam (KIT) eintreffe. Vielleicht seien Frauen in solchen Situationen etwas sensibler. Laura Triphaus könnte sich jedenfalls vorstellen, sich für die Krisenintervention fortzubilden.

Für die Feuerwehr würde auch sie sich wünschen, dass "ein paar mehr Frauen dabei" sind. "Das würde uns guttun", sagt sie. Dann verbessere sich auch die Chance, dass mehr Frauen in der Leitung vertreten seien. Bisher gebe es nur eine Gruppenführerin. "Die Männer führen das Kommando", stellt sie fest. "Aber das kann sich ja ändern. Feuerwehr, sagt sie, mache auf jeden Fall eine Menge Spaß. "Wir achten aufeinander und sind eine richtig gute Gemeinschaft."

Interessierte bekommen Partner zur Seite gestellt

Ihre Kollegin Alice Kröger ist schon im Alter von 12 Jahren bei der Jugendfeuerwehr Visbek angefangen. Die heute 28-Jährige lernte vor zehn Jahren ihren heutigen Partner im Pfingstzeltlager der Feuerwehr fest. Weil er aus Vechta kam, zog sie um und kam so zur Vechtaer Wehr. Auch sie schätzt die Kameradschaft und die Dienstagabende, wenn neben der Weiterbildung die Gemeinschaft gelebt werde. Frauen und Männer würden sich gegenseitig unterstützen. Und wer Interesse an der Feuerwehr habe, bekomme einen Partner zur Seite gestellt. "Wir nehmen Interessierte an die Hand und zeigen alles", sagt sie. "Das ist ein Selbstläufer."

"Das schöne an der Feuerwehr ist", erklärt Alice Kröder, "dass man nie alleine ist. Wir machen alles zusammen." Gut sei auch, dass jeder Einsatz nachher noch einmal besprochen werde. Auch sie lobt die Kameradschaft, die bei der Feuerwehr intensiv gelebt wird. Und auch Kröger ist überzeugt: "Mehr Frauen würden der Feuerwehr gut tun."

Der Appell der Ehrenamtlichen: Ob Frau oder Mann, wer Interesse habe, sich bei der Freiwilligen Feuerwehr Vechta zu engagieren, könne über die Webseite oder die sozialen Medien leicht Kontakt aufnehmen.

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