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Unser Dorf hat Parkplatz

Kolumne: Das Leben als Ernstfall – Wer baut die meisten, schönsten und attraktivsten Stellplätze in der Region? Der Wettbewerb ist dieses Jahr im Landkreis Vechta besonders spannend.

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Dass in Südoldenburg ein anderer Wind weht, hat jetzt sogar der grüne Landesumweltminister anerkannt und festgelegt: Im Kreis Vechta müssen deutlich weniger Windräder gebaut werden als in anderen Landesteilen. Wohin auch mit den Symbolen der Energiewende? Wenn wir beim Wettbewerb "Unser Dorf hat Parkplatz" gewinnen wollen, dann ist nun einmal kein Raum für die Verspargelung unserer so schönen Kulturlandschaft. 

Um das mal festzuhalten: Jede Firma hat ein natürliches Anrecht auf Parkplätze, wofür die Stadt oder die Gemeinde Grundstücke zur Verfügung zu stellen hat. Da kann sie gar nix machen, sagt zum Beispiel die Stadt Vechta – selbst wenn ein Wäldchen im Weg steht. Dieser völlig minderwertige Forst ist ja schon vor 10 Jahren "überplant" worden, weil dort jemand ein Hotel draufsetzen wollte – wie auf die Schlossallee bei Monopoly. Nur leider hat der Investor seine Pläne auf dem Ereignisfeld kurz davor über den Haufen geworfen. Gott sei Dank hatte die Stadt das Gelände damals schon zur Abholzung freigegeben. Und dabei bleibt es. 

Unsere Wirtschaft braucht Raum, Parkraum – für die vielen Mitarbeitenden, die noch gesucht werden müssen – wegen des  Fachkräftemangels und so. An den Abstellplätzen fürs Auto darf es nun wirklich nicht scheitern. Sollen wir diesen unschätzbaren Standortvorteil im Vergleich zu Bremen und Berlin wirklich aus der Hand geben?

Das Problem sind nicht die Parkplätze, es sind die vielen Ausgleichsflächen, die die lokale Politik für jeden zubetonierten Quadratmeter schaffen muss. Diese Flächen können wir uns nun wirklich nicht mit Windrädern verschandeln. Das ist auch nicht gut für die Natur, für die Mauersegler und andere hierzulande so seltene Vögel. 

"Weniger Windräder, mehr Parkplätze, lautet die Zukunftsformel."Stefan Freiwald

Weniger Windräder, mehr Parkplätze, lautet die Zukunftsformel. Natürlich soll es auch Stellflächen für Elektro-Autos geben, ist doch klar. Wir arbeiten unter Hochdruck und voller Überzeugung an der Verkehrswende mit.

Die Stadt Vechta hat in diesem Jahr gute Karten, den Wettbewerb "Unser Dorf hat Parkplatz" zu gewinnen. Aber die Konkurrenz schläft nicht. Lohne zum Beispiel hat gerade steil vorgelegt mit dem modernsten Parkhaus für ein künftiges Ex-Krankenhaus zwischen Hunte und Hase. Nur noch Außenseiterchancen räumt die Fachwelt der Gemeinde Holdorf ein – wegen ihrer renitenten Bürgerinnen und Bürger, die neue Gewerbegebiete und damit Parkplätze im Hunderterpack kategorisch ablehnen.

Damme wiederum vermeldete diese Woche voller Stolz den Bau von sage und schreibe 84 niegelnagelneuen Stellplätzen vor der Hauptschulsporthalle für schlappe 650.000 Euro. Wie multifunktional so eine Parkfläche sein kann, macht die Räuberstadt auch gleich vor: Auf dem bislang unbetonierten Areal steigt einmal im Jahr das Schützenfest. Endlich kriegen die Schützen im Hochsommer keine matschigen Füße mehr, wenn sie ins Festzelt marschieren und Stunden später hinauswanken. Es lebe der Fortschritt! Fragt sich nur noch, wer das Unkraut regelmäßig und rückstandslos aus den Fugen des Ökopflasters kratzt. An einer Lösung arbeitet, munkeln gut informierte Kreise, ein Planungsbüro aus Osnabrück. Die Fördergelder aus Brüssel dafür sind schon beantragt.

Es bleibt also spannend, wer den Pokal für "Unser Dorf hat Parkplatz" aus den Händen von Bundesverkehrsminister Volker Wissing entgegennehmen darf. Noch haben die Betonköpfe in den Verwaltungen ein paar Monate Zeit. Die Preisverleihung auf dem
24. Parkdeck des Frankfurter Flughafens steigt am sogenannten Earth Overshoot Day Ende Juli. Aber Achtung: Mit großer Wahrscheinlichkeit ist der Erdüberlastungstag dieses Jahr etwas  früher.


Zur Person:

  • Stefan Freiwald (49) hat ein Büro für Journalismus, PR und Marketing in Vechta.
  • Er lebt mit seiner Familie in Oythe.
  • Kontakt: redaktion@om-medien.de.

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