Unser altes neues Juwel: Die St.-Andreas-Kirche
Gästebuch – Aus den Ruinen auferstanden ist ein Gotteshaus in Cloppenburg. In der Pracht, wie die Kirche jetzt vor uns steht, haben wir sie vorher noch nie gesehen.
Otto Höffmann | 07.03.2022
Gästebuch – Aus den Ruinen auferstanden ist ein Gotteshaus in Cloppenburg. In der Pracht, wie die Kirche jetzt vor uns steht, haben wir sie vorher noch nie gesehen.
Otto Höffmann | 07.03.2022
Gebaggert und gebuddelt wird seit Wochen. Ein Gebäude nach dem anderen wird auf dem Kirchplatz der St.-Andreas-Kirche in Cloppenburg dem Erdboden gleichgemacht. Kahle Baumstümpfe ragen in den Himmel. Vom Laub befreit und hoffend auf des Frühlings treibende Kraft. Eine bizarre Kulisse tut sich da auf. Halt wird auch nicht gemacht vor der Gaststätte Wienken, seit Jahrzehnten Ort und Hort der Heimatfreunde, Grünkohlesser, Trauergäste, Hochzeitsfeiern, Politveranstaltungen, Skat zu dritt und Doppelkopf und Karl-Heinz Wienken mittendrin, kurz vorm Flitzerlauf am Feierabend durch die Fußgängerzone. Alles war einmal und kommt nicht wieder. Doch plötzlich naht das Rettende auch und das Schicksal (oder wer auch immer) schlägt allen ein Schnippchen. Aus den Ruinen auferstanden ist ein Gotteshaus. Die Kirche hat eine Geschichte, die bis in das 9. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann und gehört damit zu den ältesten Kirchen im Oldenburger Münsterland. Ein barocker, 1728 erstellter Saalbau. Ein Juwel, eine Schönheit, ein Schatz. Nun wendet der Spötter ein, das Gotteshaus stehe dort doch schon seit Jahrhunderten. Also nix Neues? Doch, aber man hat sie versteckt, die Schönheit. Zugebaut wie abgeriegelt, so als schämte man sich für dieses Kleinod. Natürlich lugte die Kirche hinter den Bäumen hervor, war zwischen Messdienerhaus und Gaststätte zu erahnen. Aber in der Pracht, wie sie jetzt vor uns steht, uns herausfordert und selbstbewusst in den Bann schlägt, so haben wir sie vorher nicht gesehen. Wir haben sie nicht „erkannt“. Jetzt noch einmal durch die Reinigungsstraße und die Kreisstadt ist um eine wahre Attraktion reicher. Das könnte wohl was werden. Doch wer‘s glaubt, wird selig. Als nämlich Uli Alberding und andere Bürger die Idee in den Ring warfen, den Platz nicht wieder zuzubauen, sondern dem Gotteshaus den ihm gebührenden Platz zu gönnen, wiegelte als erster Multifunktionär Hermann Schröer ab. Als Vorsitzender des Kirchenausschusses wies er solche spinnerten Ideen gleich zurück. Alles sei lange geplant, mit vielen klugen Leuten abgestimmt und werde nicht geändert. Bezugs- und Mittelpunkt sei natürlich die Kirche, heißt es in seiner Pressemitteilung. Natürlich. Eben. Kirche sollte uns doch Orientierung geben. In einer Welt, die mehr und mehr aus den Fugen gerät, wo nichts mehr gilt, was einstmals galt und die Menschen alleingelassen werden, braucht es auch Symbole. Und die müssen hergezeigt und nicht aus lauter Minderwertigkeitsgefühlen versteckt werden, so als schäme man sich dafür. Die St.-Andreas-Kirche ist ein ganz wichtiges Stück unser aller Kulturgeschichte. Wir brauchen solche Verankerungen, wenn wir wieder Fuß fassen wollen. Ein Haus voll Glorie. Das Haus als Symbol. Es soll wirken in seiner ganzen Schönheit und – ja auch – Dominanz. Es soll schauen übers weite Land. Für viele war die schönste Kirche Cloppenburgs die alte St.-Josefs-Kirche, die „kleine Kirche“. Sie musste einem Bankgebäude weichen. Daneben dann die neue, nicht schön, aber geräumig. St. Augustinus hat das Rennen ohnehin schon lange verloren. Wie es ergehen kann, wenn man sich gar nicht schert, ist in Emstek bei St. Margaretha zu besichtigen. Das neugotische Kirchengebäude wurde 1862 dort errichtet. Richtig zu sehen ist es nur noch, wenn man aus Cloppenburg kommt. Alle anderen Zufahrten und damit Blicke auf das schöne Haus verhindert ein unansehnlicher Riegel, der das historische Gotteshaus umschnürt. Zugebaut, abgeriegelt und versteckt. Ein trauriger Anblick, wenn man aus Höltinghausen oder von der Autobahn kommt. Selbstbewusstsein sieht anders aus. Cloppenburg hätte da jetzt eine Chance. Nutzt sie."Kirche sollte uns doch Orientierung geben. In einer Welt, die mehr und mehr aus den Fugen gerät, wo nichts mehr gilt, was einstmals galt und die Menschen alleingelassen werden, braucht es auch Symbole."Otto Höffmann
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