Die Ergebnisse des Missbrauchsgutachtens von München erschüttern die katholische Kirche – und auch in der Pfarrei St. Gertrud ist der Schock groß. Die Seelsorger starten nun eine Aktion unter dem Motto "Uns fehlen die Worte". St.-Gertrud-Pfarrer Rudolf Büscher und sein Team wollen um Solidarität für die Opfer werben und gleichzeitig Wahrheit und schnelle Konsequenzen einfordern.
Dazu ist am Freitag (28. Januar) von 15 bis 18 Uhr eine Solidaritätsaktion auf dem Kirchvorplatz geplant. "Wir wollen den Menschen die Möglichkeit geben, ihre Gefühle auszudrücken", sagt Pastoralreferentin Christine Gerdes. Durch eine Unterschrift könnten die Lohnerinnen und Lohner ihre Solidarität für die Opfer bekunden – und parallel die Forderungen nach Konsequenzen und einem Wandel unterstützen. Die Liste soll später nach den Worten von Diakon Franz-Josef Kröger bei der Bischofskonferenz vorgebracht werden. Das Seelsorgeteam steht an dem Nachmittag für Gespräche bereit.
Möglicherweise beteiligen sich weitere Pfarreien
Außerdem plant die Pfarrei, die Gottesdienste an diesem Wochenende "möglichst in Stille" abzuhalten, wie Pastoralreferentin Greta von Keitz sagt. "Sprachlosigkeit und Ohnmacht sollen durch die Schlichtheit der Gottesdienste zum Ausdruck gebracht werden." Konkret bedeutet dies den Verzicht auf eine Predigt, den Gesang und das Glockengeläut. Für Büscher, der das Gutachten die "letzte Offenbarung" nennt und der sich nach eigenen Angaben besonders auch über die Rechtfertigungsversuche des früheren Papstes Benedikt XIV. ärgerte, ist es ein "Schweigen als Aushalten von Bedrückung". Laut Kröger, den vor allem die "Salami-Taktik" der katholischen Kirche stört, gehe es bei der Aktion darum, möglichst viel Raum zum Nachdenken zu gewähren.
Es ist durchaus möglich, dass sich kurzfristig noch weitere Pfarreien im Dekanat Damme an der Aktion "Uns fehlen die Worte" beteiligen. Die katholische Kirchengemeinde St. Johannes Baptist in Steinfeld und Holdorf werde ebenfalls die Gottesdienste in einer stillen Form abhalten, kündigt deren Pastoralreferent Felix von Keitz an.