Unfälle mit E-Autos erfordern spezielle Kenntnisse
In den Fahrzeugen sind Hochvoltleitungen verbaut. Eine sogenannte Rettungskarte gibt Aufschluss, wo die Trennschalter und Batterien verbaut sind.
Thomas Vorwerk | 20.02.2023
In den Fahrzeugen sind Hochvoltleitungen verbaut. Eine sogenannte Rettungskarte gibt Aufschluss, wo die Trennschalter und Batterien verbaut sind.
Thomas Vorwerk | 20.02.2023
Nicht alltäglich: Unfälle mit Elektro-Autos sind bislang noch die Ausnahme für die Retter der Feuerwehren. Foto: Ellmann/Feuerwehr Emstek
Die Kommandos und Handgriffe sitzen bei den Frauen und Männern der Freiwilligen Feuerwehr Emstek. Das ist das Ergebnis gezielter Schulungen und zahlreicher Einsätze in der Praxis, doch bei aller Routine gibt es auch immer wieder etwas Neues. So wurden die ehrenamtlichen Retter am Donnerstag zu einem Verkehrsunfall auf die Autobahn 1 gerufen, an dem ein Elektro-Auto beteiligt war. "Wir hatten bislang noch kein E-Auto, bei dem wir Menschen herausschneiden mussten", sagte Gemeindebrandmeister Reinhard Vaske auf Nachfrage. Was diese Autos besonders macht: In ihnen sind Hochvoltleitungen verbaut, die gegebenenfalls durch einen Unfall beschädigt sind. Die Hersteller haben Sicherheitsvorschriften, die sie einhalten müssen und dazu zählt, dass bei einem erkannten Unfall die Motoren runterfahren und die Spannung vom System genommen wird. "Als Feuerwehr muss man aber immer auf Sicherheit gehen. Schließlich kann es vorkommen, dass auch diese Systeme versagen", so Vaske. So könne man bei E-Autos nicht hören, ob die Motoren noch angesprochen werden. Deshalb gibt es eigens einen Stecker, der an die Ladebuchse gekoppelt wird. Dieser gaukelt dann einen Ladevorgang vor. Vaske: "Wenn der Wagen noch im Fahrmodus ist und man aus Versehen beim Bergen das Gaspedal berührt, könnte der Wagen einen Satz nach vorne machen und weitere Menschen eventuell verletzen." Im Lademodus wird das verhindert und die Retter können ihrer Arbeit nachgehen. Womit sie es zu tun bekommen, das erfahren die Feuerwehrleute in der Regel bereits bei der Anfahrt. Wenn ein Ersthelfer den Notruf absetzt, wird dabei auch nach dem Kennzeichen gefragt und in der Leitstelle erfolgt laut Vaske eine Abfrage, die über das Fahrzeug weitere Auskünfte gibt. Für jedes Modell gibt es eine sogenannte Rettungskarte, die dann per Mail in das alarmierte Feuerwehrfahrzeug geschickt wird: "Dann wissen wir, wo die Leitungen laufen, die Schalter sind und die Batterien sitzen. Dazu gibt es Informationen, welche Gefahren bei Unfall oder Brand von dem Wagen ausgehen." Die Zeiten, in denen ausschließlich Diesel und Benziner auf den Straßen unterwegs waren, sind längst vorbei. Von Flüssiggas und Erdgas angetrieben werden zwar die wenigsten Fahrzeuge, aber es gibt sie noch. Und E-Modelle sind auf dem Vormarsch, was entsprechende Weiterqualifikationen nötig macht. "Wir haben Anfang März eine ganz große Fortbildung. Dort werden wir auf Elektro- und Gasfahrzeuge besonders geschult", informiert der Gemeindebrandmeister. Auf dem Gelände der Feuerwehr an der Halener Straße werden an diesem Tag Grundlagen vermittelt, wie die Funktionsweise eines Gasantriebes und die unterschiedlichen Gasdrücke im System. Die eingeladenen Experten werden an den entsprechenden Fahrzeugen die Besonderheiten aufzeigen, wozu auch Elektro- und Hybrid-Modelle gehören. Wie der Landkreis Cloppenburg auf Nachfrage mitteilte, waren zum 31. Dezember vergangenen Jahres 106.006 Pkw und Kleinbusse zwischen Barßel und Essen angemeldet. Darin enthalten sind 2343 reine Elektrofahrzeuge und 2962 Hybrid-Modelle. Die Wahrscheinlichkeit, dass es Retter mit einem Stromer zu tun bekommen, ist also gestiegen und dürfte in den kommenden Jahren noch größer werden."Als Feuerwehrmann muss man immer auf Sicherheit gehen."Reinhard Vaske, Gemeindebrandmeister
Experten schulen an aktuellen Modellen
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