Umweltprojekt will PV-Anlage auf dem Dach der Handelslehranstalten in Lohne
Das Unterfangen sei ein praktisches Experiment in politischer Einflussnahme und Beteiligung. Entscheidend sei nämlich die Zustimmung des Landkreises Vechta.
Lisa Harms (von links), Svenja Middelbeck und Volker Lampe machen sich für das Projekt stark. Im Hintergrund zu sehen ist ein möglicher Standort für die PV-Anlage. Foto: Heinzel
Das Ziel? Eine Photovoltaikanlage (PV-Anlage) auf dem Dach der Handelslehranstalten (HLA) in Lohne. Die Voraussetzung? Eine Erlaubnis des Schulträgers, des Landkreises Vechta. Die Umsetzung? Über ein Umweltprojekt der HLA.
Initiator ist Volker Lampe als Umweltschutzbeauftragter der Schule. Dabei kooperiert der 50-Jährige mit der BUND-Jugend, genauer gesagt mit den Studierenden Lisa Rau (Universität Braunschweig) und Finn Luca Oetjen (Universität Vechta). Die beiden führen in einer ersten Phase in die Themen Umwelt- und Klimaschutz ein.
Durchgeführt wird das Projekt durch zwei Klassen, die Volker Lampe betreut. Es ist ein praktisches Experiment in politischer Beteiligung und Einflussnahme. An dem schulübergreifenden Projekt sind 21 angehende Bankkaufleute von der BBA 1 und die 25 Mitglieder der 11. Klasse der Fachoberschule (FOS) Wirtschaft beteiligt.
Hintergrund und Entstehung des Projektes
Aber warum braucht die Berufsschule überhaupt so eine Anlage? Es gebe rund 400 fest installierte Geräte wie etwa Computer an den HLA. Daneben gebe es noch weitere elektrische Gerätschaften (Beamer oder ähnliches), zählt Lampe auf. Sie alle benötigen Strom. Das Resultat sei ein entsprechend hoher Verbrauch an der Schule. Mittels einer PV-Anlage könne der Eigenbedarf der Schule gedeckt, Geld gespart und etwas für die Umwelt getan werden.
Der Lehrer ist sich sicher, dass es sich „in kürzester Zeit für den Landkreis rechnen würde.“ Wenn der Landkreis es nicht selber umsetzen wolle, gebe es etwa die Möglichkeit einer Verpachtung. Eine Lehrer-Genossenschaft könnte dann die Kosten übernehmen und das Ganze betreiben „Die Stimmung im Kollegium ist ganz klar, das machen wir“, sagt Volker Lampe über diese Möglichkeit.
Seit 3 Wochen ist die Klasse von Lisa Harms dabei
Doch es gebe noch viele andere Lösungen, wie eine GmbH oder einen Verein zu gründen. Diese Eventualitäten einmal durchzurechnen wird die Aufgabe der Bankkaufleute sein. Lernen an einem konkreten Beispiel sozusagen. Eine theoretische Grundlage warum Umweltschutz und in diesem Rahmen eine RV-Anlage sinnvoll sei legt Lisa Rau. Die 21-Jährige studiert Umweltingenieurwesen und engagiert sich freiwillig innerhalb des Projektes. Es ist „eine gute Ergänzung zum Studium“, sagt sie. „Unser Ziel ist es zu bewegen, zu bilden und aufzuklären“, so die Studentin.
Projektstart war in der FOS-Klasse von Lisa Harms vor 3 Wochen. Die 17-Jährige fand das Projekt bislang sehr spannend und lehrreich. Alle 2 Wochen arbeiten sie und ihre Mitschüler 2 Stunden an dem Vorhaben. Dazwischen gibt es natürlich Hausaufgaben. „Diese sollen einen Mehrwert, einen Lerneffekt haben“, erläutert Lisa Rau.
Sie und Finn Oetjen übernehmen aktuell den Unterricht. „Die beiden sprechen die Sprache der Schüler“, sagt Volker Lampe, der sich vor den Sitzungen mit den beiden Studierenden abspricht. Eine der ersten Aufgaben war es den eigenen ökologischen Fußabdruck zu berechnen, erzählt Lisa Harms und fährt fort: „Es war teilweise ziemlich erschreckend zu sehen, wie hoch der war.“
Nun soll die Idee dem Schulträger erklärt werden
Der nächste Schritt wird die Formulierung eines Briefes an die Kreistagsabgeordneten und die Verwaltung des Landkreises sein. „Die Klasse wird sich auf einen Brief einigen“, sagt Volker Lampe. Inhaltlich beinhaltet das Schreiben Fragen. Sie könnten wie folgt lauten: Sind sie für oder gegen eine PV-Anlage auf dem Dach der HLA in Lohne? Bevorzugen sie in der Umsetzung einer PV-Anlage eine eigene Lösung des Landkreises oder eine Alternative wie etwa die Verpachtung der Dachfläche? Abschließend wird noch eine Einladung zur geplanten Podiumsdiskussion ausgesprochen. Diese soll im September im Rahmen des Umwelttages der HLA stattfinden. Der Brief soll bis Anfang Juli verschickt werden. Anschließend haben die Abgeordneten und die Verwaltung bis Ende August Zeit darauf zu antworten.
Volker Lampe zeigt auf einen möglichen Standort einer PV-Anlage. Das Dach soll demnächst saniert werden. Foto: Heinzel
An dem Umweltprojekt ist auch Svenja Middelbeck als angehende Bankkauffrau im 1. Lehrjahr beteiligt. Die 20-Jährige wird gemeinsam mit ihren Klassenkameraden das ganze Unterfangen in den unterschiedlichsten Umsetzungsvarianten durchrechnen. Die Ergebnisse könnten dann in die Podiumsdiskussion einfließen. „Ich finde es sehr sinnvoll aktiv an etwas mitzuarbeiten und damit etwas erreichen zu wollen“, sagt die angehende Bankerin. So werde der Politikunterricht sehr anschaulich.
Volker Lampe hat im Vorfeld zu dem Projekt bereits den Landkreis Vechta auf dieses Ansinnen angesprochen und ihm sei jetzt mitgeteilt worden, dass die Statik eine PV-Anlage nicht zulassen würde. Ein Argument, das ihn nicht überzeugt. Es gebe mehrere andere geeignete Dächer, eines davon solle demnächst saniert werden, da könne man doch entsprechende Änderungen für eine PV-Anlage einplanen.
Das oben genannte Ziel soll bis zum Sommer 2022 umgesetzt sein. Dabei steht und fällt alles mit der Zustimmung des Landkreises. Die Kreisverwaltung hat auf die Fragen zum Projekt, die OM Online am Donnerstag gestellt hat, bis zum Redaktionsschluss am Freitag nicht geantwortet. Anfang der kommenden Woche werde dies nachgeholt, hieß es.