Überraschungseier allerorten
Kolumne: Batke dichtet – Zu Ostern ist eigentlich alles gesagt. Gäbe es da nicht ein besonderes TV-Experiment, das an Seltsamkeit gewinnt, setzt man die Werbeblöcke noch in den passenden Bezug.
Alfons Batke | 14.04.2022
Kolumne: Batke dichtet – Zu Ostern ist eigentlich alles gesagt. Gäbe es da nicht ein besonderes TV-Experiment, das an Seltsamkeit gewinnt, setzt man die Werbeblöcke noch in den passenden Bezug.
Alfons Batke | 14.04.2022
Da kann man eigentlich nicht mehr viel schreiben. Die (vor)österlichen Themen sind in den Medien unter der Woche weitestgehend abgearbeitet worden. Schwer, noch eine Nische zu finden. Zumal auch die letzte Nachrichtenlücke gefüllt ist, denn die in dieser Zeit populären Überraschungseier eines Süßwaren-Multis werden nun auch im fernen Neuseeland vom Markt genommen. Ob auch die zu Chile gehörende und nur spärlich besiedelte Osterinsel der Salmonellen-Gefahr aus dem Ü-Ei ausgeliefert ist, lässt sich von hier aus schwer einschätzen. Wie gesagt: Zu Ostern ist alles gesagt. Spätestens seit Mittwochabend, als die "größte Geschichte aller Zeiten“ erzählt wurde, "Die Passion“, die letzten Tage des Jesus von Nazareth, als Live-TV-Event – dafür hatte sich der die Lesung aus dem Buche RTL vortragende Thomas Gottschalk sogar das Haupthaar stutzen lassen. Eingebettet in drei Werbeblöcke erlebten wir Zuseher eine Mischung aus "Jesus Christ Superstar“, Oberammergau und Lindenstraße, aufgeführt in der Ruhrpott-Metropole Essen. Die Übertragung der Leidensgeschichte Jesu in die Moderne – es war ein "TV-Experiment“ (Gottschalk) mit teilweise komischen Einlagen. Schon zu Beginn der Übertragung ploppte als Breaking News "GZSZ-Star zieht zum zweiten Mal blank“ am Bildschirmrand auf, ehe Nelson Müller zum letzten Abendmahl Currywurst servierte. Und wie's der Zufall wollte, wurde direkt nach der verräterischen Aktion des Judas für "Ferrero-Küsschen“ geworben. Vor dem letzten schweren Gang des Erlösers pries man die Vorzüge von "Jägermeister“ und "Kytta-Salbe“ – Schmerz lass nach! Fehlte eigentlich nur noch, dass eine der zwielichtigen Rollen in dieser bisweilen realsatirischen Aufführung mit dem Kölner Kardinal Woelki besetzt worden wäre. Sei's drum, beim Jesus-Spektakel wurde immerhin viel gesungen. Querbeet sozusagen, "Durch den Monsun“ über "Geboren um zu leben“ bis hinter Lindenbergs "Horizont“, wo es bekanntlich immer weitergeht. Schade, dabei gibt das Repertoire an Kirchenliedern für die Passions- und Osterzeit einiges her. "O Haupt voll Blut und Wunden“ ist ein Klassiker ohne Verfallsdatum, ebenso wie "Das Grab ist leer, der Held erwacht“, vom wuchtigen und voller Inbrunst gesungenen "Hallelujah, Jesus lebt“ ganz zu schweigen. Diese Songs, gestatten Sie mir einen Blick zurück in die Jugendzeit, kannten wir damals aus dem Effeff. Umso verwunderter waren wir – es muss Anfang der Siebziger gewesen sein – vor Beginn eines österlichen Schulgottesdienstes, als der sich warmspielende Organist zunächst das markante Intro des Procol-Harum-Hits "A Whiter Shade Of Pale“ intonierte, ehe er sein verblüfftes Auditorium mit den warmen Tönen des nicht nur beim Vatikan auf dem Index stehenden Songs "Je t'aime“ beglückte. Wenn ich mich richtig erinnere, wurde nicht mitgesungen. Allenfalls ein wenig gest... , pardon: gesummt.„Und wie's der Zufall wollte, wurde direkt nach der verräterischen Aktion des Judas für 'Ferrero-Küsschen' geworben.“Alfons Batke
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