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Trotz Ruhestand gibt es für ihn kaum Freizeit

Franz Kreke verlässt den aktiven Dienst beim Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband. Sein Helfer Ratti bleibt aber der OOWV erhalten. Und das aus wichtigem Grund.

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Ein Mann vieler Ideen und der Kreativität: Franz Kreke bastelt gerne und baut auch an vielen Dingen. Eine seiner Leidenschaften ist der Bau von Wasserspeiern. Wie diesem hier in seinem Privatgarten. Wittschieben/OOWV

Ein Mann vieler Ideen und der Kreativität: Franz Kreke bastelt gerne und baut auch an vielen Dingen. Eine seiner Leidenschaften ist der Bau von Wasserspeiern. Wie diesem hier in seinem Privatgarten. Wittschieben/OOWV

Wenn im Abflussrohr das Licht angeht, beginnt die Ratte an dem schimmeligen Stück Wurst zu nagen. Franz Kreke von der Kläranlage des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbands (OOWV) in Holdorf steht daneben und lächelt – schließlich ist das sein Werk.

„Das ist Ratti“, stellt er die Gummiratte vor. Rattis Zuhause ist ein rund 50 Zentimeter langes Stück Plastikrohr mit Guckloch, Plastikwurst und Beleuchtung. Konstruiert hat Franz Kreke das Modell, um Schulkindern bei ihrem Besuch der Kläranlage zu zeigen, was geschehen kann, wenn sie Essensreste über die Toilette entsorgen.

„Ratten interessieren sich nicht für unser Abwasser, wenn es nur aus dem besteht, woraus es bestehen soll“, weiß der 64-Jährige.

„Erklären ist das eine, doch Ratti macht die Konsequenzen sichtbar.“ Die Gummiratte aus dem Karnevalsverkauf mauserte sich nach ihrem ersten Auftritt schnell zur Attraktion. Wo denn Ratti sei, werde er bei Schülerbesuchen seither immer wieder gefragt, schmunzelt Franz Kreke. Seit fast 39 Jahren arbeitet der Holdorfer auf der örtlichen Kläranlage.

Den Abschluss der Facharbeiterprüfung macht er mit Note 1,1

Gelernt hat er eigentlich den Beruf des KfZ-Mechanikers. Schon nach vier Jahren wechselte Franz Kreke in den Maschinenbau, wo er erst als Monteur, dann als Maschineneinrichter und schließlich als Leiter der Spanenden Abteilung und des Werkzeugbaus arbeitete.

1984 wechselte er dann zur Kläranlage und machte sich über Kurse fit für die neue Aufgabe. Seine Klärfacharbeiterprüfung bestand er am Nikolaustag 1985 mit der Note 1,1. Es folgten weitere Kurse, um Kenntnisse zu vertiefen oder – wie nach der Ausbildungseignungsprüfung 1986 – eigenes Wissen weiterzugeben. Weiterbildung – für Franz Kreke eine Selbstverständlichkeit: „So bleibt man dran.“

Ratti in der Kanalisation: Hier lässt sich die Plastikratte die Plastikwurst schmecken. Die Sache hat einen ernsten Hintergrund – Essensreste gehören nicht in die Toilette. Foto: OOWVRatti in der Kanalisation: Hier lässt sich die Plastikratte die Plastikwurst schmecken. Die Sache hat einen ernsten Hintergrund – Essensreste gehören nicht in die Toilette. Foto: OOWV

1992 legte er die Prüfung zum Abwassermeister ab. Mit der Übernahme der Abwasserentsorgung in Holdorf durch den OOWV wechselte der Abwasserfachmann ein letztes Mal seinen Arbeitgeber.

Auch privat ist Franz Kreke vielseitig interessiert. Die Arbeit mit den eigenen Händen macht ihm nicht nur beruflich Spaß: „Als Kind fand ich Springbrunnen faszinierend. Also habe ich irgendwann angefangen, selbst welche zu bauen.“

Tatsächlich stehen in seinem Garten verschiedene Wasserspiele und kunstvolle Rankgitter – alle selbst gemacht. „Ich habe Kontakt zu einer Firma, über die ich gusseiserne Platten für die Wasserspeier bekommen kann. Die Bearbeitung übernehme dann ich. Teilweise habe ich die Materialien auch aus dem Urlaub mitgebracht, wenn ich dort etwas Schönes oder Brauchbares gesehen habe“, berichtet der Holdorfer. „Meine Frau macht das glücklicherweise mit“, fügt er lachend hinzu.

Für Freunde und Familie bastelt er weiterhin

Während eines Urlaubs in Südfrankreich habe er einmal bei einer Haushaltsauflösung ein opulentes Doppelbett gesehen, mit geschnitztem Adler und allerlei Verzierungen. „Das habe ich leider nicht mitnehmen können“, berichtet Franz Kreke.

„Daher habe ich vor Ort eine Spedition beauftragt, die das Bett dann geliefert hat. Zuhause habe ich es noch umgebaut und zum Beispiel selbst ein höhenverstellbares Lattenrost konstruiert.“

Im April dieses Jahres geht Franz Kreke in den Ruhestand. Dass ihm langweilig werden könnte, befürchtet der vielinteressierte Holdorfer nicht. „Ich bin das ganze Jahr schon ausgebucht“, berichtet er.

Für Freunde werde er Wasserspeier bauen und auch die Familie hält ihn auf Trab. „Von 100 Prozent auf Null Prozent geht nicht. Und ganz ehrlich: Wer Langeweile hat, hat selber Schuld – oder keine Verwandtschaft“, sagt Franz Kreke und lacht.

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