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Trauriger Jahrestag

Kolumne: Die Generation Z zeigt's Ihnen – Ein Jahr Krieg in der Ukraine verlangt viel von der Gesellschaft ab. Sie hält aber mit Mitgefühl dagegen.

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Seit dem 24. Februar 2023 ist der Überfall Russlands auf die Ukraine ein Jahr alt. Trotz der von Putin versprochenen 3-Tage-„Spezialoperation“, die mit einem Blitzangriff auf Kiew und Charkiw besiegelt sein sollte, kämpfen immer noch die Truppen. Viele waren erschüttert, als es dann wirklich dazu kam, dass Russland über eigenes Gebiet und die Grenzen Weißrusslands gen Kiew marschierte.

Die Welt hatte die Corona-Pandemie einigermaßen verkraftet, da kam es zu dem Fiasko. Während Menschen wie Sahra Wagenknecht kurz vor Kriegsbeginn immer noch glaubten, dass Russland niemals in die Ukraine einmarschiert, hatte beispielsweise Robert Habeck mehr Weitsicht. Viele Menschen können bis jetzt kaum glauben, dass es zu einem Krieg auf europäischem Boden gekommen ist.

Was mich aber beeindruckt, ist die Leistungsbereitschaft der Gesellschaft – und das noch nach der Corona-Pandemie. Viele haben während Corona geliebte Menschen verloren, konnten ihre Eltern im Pflegeheim nicht besuchen oder waren einsam in ihrer Wohnung. Das gesellschaftliche Leben litt massiv. Besonders die Kräfte im medizinischen Bereich leisteten Übermenschliches. Wie viel von der Wertschätzung der Gesellschaft gerade für diese Berufsgruppe übergeblieben ist, jetzt wo die Pandemie nicht mehr im Fokus unseres Lebens steht, kann ich nicht beurteilen. Was ich von Freunden aus der Pflege höre, nicht besonders viel.

Und dennoch: Speziell die Berufsgruppen, die sowieso schon viel einstecken mussten in den letzten Jahren, sind die, die trotz aller Umstände wieder mit am meisten leisten. Ob es Hilfstransporte sind oder die medizinische Versorgung von Geflüchteten in Deutschland oder direkt in der Ukraine, die Menschen packen mit an. Aber auch die Menschen, die ukrainischen Flüchtlingen in Deutschland Hilfe bieten, wenn es um das Finden einer Unterkunft geht oder bei der Eingewöhnung in eine neue Heimat helfen – viele helfen, wo sie können.

"Ich finde es bemerkenswert, dass eine Gesellschaft, welche schon mit Corona viel zu kämpfen hat, sich bereitwillig für Menschen in fremden Ländern einsetzt."Sören Kemnade

Ich finde es bemerkenswert, dass eine Gesellschaft, welche schon mit Corona viel zu kämpfen hat, sich bereitwillig für Menschen in fremden Ländern einsetzt. Wir als Gesellschaft können uns darauf etwas einbilden – meine Meinung.

Was ich allen Betroffenen des Ukraine-Kriegs wünsche, ist, dass sie diese schwere Zeit einigermaßen unbeschadet überstehen. Dass wir als Gesellschaft in dieser herausfordernden Zeit weiterhin so gut zusammenhalten, wie wir es bis jetzt schaffen. Das ist im politischen Taktieren, auch innerhalb des Nato, gar nicht so selbstverständlich. Neue Linien werden überschritten, teilweise auch mit Druck von außen. Beispielsweise die Lieferung von Leopard-Panzern war ein heikles Thema. Wann könnten wir als Kriegspartei gelten? Schon mit den Panzern oder erst wenn irgendwann die ersten Jets geliefert werden?

Das ist nicht so eindeutig zu entscheiden, wie manch einer vielleicht denkt. Ich verstehe da die Angst vieler Menschen, die sich etwas verhalten gegenüber weiteren Lieferungen von Kriegsgerät zeigen. Ich stehe voll dafür ein, dass wir weitere Lieferungen durchführen. Dass das aber eine Angelegenheit ist, die Russland als Anlass nimmt, dem Westen und Deutschland zu drohen – und viele Menschen deswegen Angst vor dem haben, was da noch kommen könnte, leuchtet mir ein. Alles in allem sollten wir uns aber darauf berufen, was wir in der Lage sind zu leisten. Und auch auszuhalten. Solange wir über die politischen Lager hinweg großteilig Einigung erzielen können, sind wir auf einem guten Kurs.


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