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Streit um die Badehose endet vor Gericht

Kolumne: Recht hat, wer Recht bekommt – Auf einer Feier das gleiche Outfit zu tragen wie ein anderer Gast, das ist für viele ein Alptraum. Auch am Badesee scheint Exklusivität wichtig zu sein.

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Die Freibad-Saison beginnt. Und auch die Badeseen bekommen wieder mehr Besuch. Viele Gäste zieht es an den Hartensbergsee in Goldenstedt. Auch nach Sonnenuntergang. Leider bleibt es nicht immer friedlich. Nach Alkoholgenuss gibt es auch schon mal Stress.

Hier ein Beispiel: Das Gericht befasste sich unlängst mit einem Fall, der sich im Sommer 2022 ereignet hatte. Zwei 19-Jährige aus der Gemeinde Goldenstedt waren vor dem Jugendgericht des Amtsgerichtes Vechta wegen Körperverletzung angeklagt; der eine junge Mann dazu noch wegen Trunkenheit im Verkehr und wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis.

Fange ich mal mit der Verkehrsgeschichte an. Die beiden jungen Männer, nach dem Jugendstrafgesetz noch „Heranwachsende“, hatten gefeiert.  Wo, wussten sie nicht mehr. Um 1 Uhr 20 machte man eine kleine Spritztour. Das Auto gehörte der Mutter des Freundes und der Fahrer hatte Bier und Whisky getrunken. 1,52 Promille wurden später festgestellt – nachdem der junge Mann einen Laternenpfahl umgefahren hatte. Der Lichtmast lag auf dem Pflaster. Der Schaden lag bei 2700 Euro; der Schaden am Auto betrug  3900 Euro. Eine Fahrerlaubnis hatte der Unfallfahrer nicht, auch noch nie gehabt, dafür war er in Verkehrssachen vorbestraft.

"Einer unserer jungen Angeklagten stellt fest, dass einer aus der Vechtaer Gruppe die gleiche Badehose anhatte wie er. Er forderte das Gegenüber auf, die Hose auszuziehen. Doch der junge Mann wollte nicht."Klaus Esslinger

Im zweiten Anklagefall ging es für die beiden am 20. Juni zum Hartensbergsee. Wieder wurden Whisky und Bier getrunken und alles war ganz lustig. Bis man auf eine ebenfalls lustige Gruppe junger Leute aus Vechta traf. Einer unserer jungen Angeklagten stellt fest, dass er und einer aus der Vechtaer Gruppe die gleiche Badehose anhatte wie er. Er forderte das Gegenüber auf, die Hose auszuziehen. Doch der junge Mann wollte nicht. Ohrfeigen und Faustschläge, Tritte und wildes Gerangel: Es ging heftig her. Schlichtungsversuche aus der Vechtaer Gruppe scheiterten. Die Polizei wurde gerufen. Unsere späteren Angeklagten machten sich auf und davon.

Sechs Zeugen kamen zum Prozess. Weil die jungen Männer aus der Gemeinde Goldenstedt geständig waren, musste nur der „Chef“ der Vechtaer Gruppe gehört werden. Im Gerichtssaal kam es dann zu einem Handschlag und einer Entschuldigung, ohne Badehose versteht sich.

Wie waren die Angeklagten nun zu bestrafen? Das Jugendstrafrecht ist ja ohnehin sehr milde. Es ging um die Teilnahme an einem Gewaltschutz-Training. Zudem um eine Beratung bei "Pro-Aktiv" wegen der aktuell eher unklaren, beruflichen Zukunft, um die Suchtberatung wegen des Alkohol-Konsums und schließlich bei dem Fahrer ohne Führerschein um einen Jugendarrest an einem Wochenende und natürlich um ein 6-monatiges Fahrverbot – was es ja eigentlich schon gab, da ja keine Fahrerlaubnis vorlag.

Ob man sich in der laufenden Saison zum Baden in Goldenstedt treffen will, wurde nicht bekannt. Ausgeschlossen ist das nicht, hoffentlich aber in unterschiedlichen Badehosen. 


Zur Person: 

  • Klaus Esslinger ist Gerichtsreporter und war viele Jahre Lokalchef der Oldenburgischen Volkszeitung.
  • Kontakt zum Autor über: redaktion@om-medien.de.

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