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Stirbt der Kegelsport aus? 4 Löninger machen sich für ihren Club stark

Der frühere Volkssport sei aus der Bahn geraten, hieß es unlängst in den Medien. Die meisten Aktiven seien im Rentenalter. Auch in Löningen wirbt ein Kegelclub um neue Mitglieder.

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Haltung zählt: Clemens Döbbeler schafft einen fast perfekten Wurf. Foto: G. Meyer

Haltung zählt: Clemens Döbbeler schafft einen fast perfekten Wurf. Foto: G. Meyer

Clemens Döbbeler spannt den Oberkörper an und konzentriert sich einen Moment lang. Dann macht er einen tiefen Ausfallschritt nach vorn, holt gleichzeitig mit dem Arm aus und setzt die fast 3 Kilo schwere Kugel behutsam, aber mit Schwung auf die Bahn. Der Versuch ist gut, die Kugel rollt präzise ins Ziel. Es macht klack, klack. Nur 2 Kegel bleiben stehen. Döbbeler lächelt zufrieden. 

Der 70-Jährige ist Mitglied im "Kuniclub Löningen". Alle 14 Tage frönt er seinem Hobby im Böener Gasthof Lüdeke-Dalinghaus. Döbbeler ist erst seit etwas mehr als 2 Jahren dabei. "Das war kurz vor Corona. Ich suchte eine Gelegenheit, mich mit anderen zu treffen. Das Kegeln passte da ganz gut", erzählt der Rentner. Der Club ist so alt wie die 1965 gebaute Kegelbahn. Die Zahl der Kegelbrüder ging in den vergangenen Jahren allerdings immer mehr zurück. Inzwischen sind die Löninger nur noch zu viert. Döbbeler ist der Jüngste in der Runde. "Alle anderen sind schon über 80", sagt er.

So wie dem "Kuniclub" geht es derzeit vielen Kegelvereinen. Ihre goldenen Zeiten sind augenscheinlich vorbei. Auch die Zahl der Kegelbahnen in Deutschland nimmt ab. Die Corona-Pandemie habe den Rückgang beschleunigt, bestätigte der Sprecher des Deutschen Kegler- und Bowlingbunds (DKB), Michael Hohlfeld, kürzlich der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Demnach gaben viele Gaststätten die Bahnen in „schwierigen Zeiten“ auf. Vor allem in den ländlichen Regionen dünne sich das Angebot deutlich aus.

Jüngere kegeln seltener im Verein

Kegelbahn ist nicht gleich Kegelbahn. Es gibt Asphalt-, Bohle-, Scheren- und Bowlingbahnen. In Böen steht eine Scherenbahn. Ihre Lauffläche verbreitert sich bis zum Kegelstand, was das "Abräumen" ermöglicht und den Spaßfaktor erhöht. "Das ist eine echte Spellmann-Bahn" erklärt Gastwirt Werner Lüdeke-Dalinghaus stolz. Die Firma aus Laatzen bei Hannover ist der letzte Hersteller in Deutschland. Seit 1965 wurde die Bahn immer wieder modernisiert. Über eine mangelnde Auslastung kann sich Lüdeke-Dalinghaus eigentlich nicht beklagen. "Rund um Löningen wird noch viel gekegelt", weiß er. Allerdings weniger institutionell als früher. Besonders die Jüngeren zieht es nicht mehr in einen Verein. Am Kegeln als Event für Zwischendurch finden aber auch sie weiterhin Gefallen.

Der DKB spürt das veränderte Freizeitverhalten ebenfalls. Zu Beginn des vergangenen Jahres hatte er etwa 62.300 Mitglieder, 9 Prozent weniger als 2021. Jedes fünfte Mitglied ist 65 Jahre oder älter.  Vielerorts gebe es zwar Schulprojekte, Schnupperkurse und Ferienangebote. „Eines ist aber klar: Von allein findet kein Jugendlicher mehr auf die Bahn, dazu ist das Freizeitangebot viel zu groß“, sagt Hohlfeld. Einen genauen Überblick, wie viele Kegelbahnen dichtgemacht wurden, hat der Verband nicht. Noch in diesem Jahr will er ein Online-Verzeichnis auf den Weg bringen. 

Geselligkeit zählt: In Böen kegeln vor allem Freundeskreise und Gruppen. Foto: G. MeyerGeselligkeit zählt: In Böen kegeln vor allem Freundeskreise und Gruppen. Foto: G. Meyer

Freizeitaktivitäten verlagern sich immer mehr ins Private, weil auch der Medienkonsum stetig gestiegen sei, bestätigt Rainer Hartmann, Freizeitforscher an der Hochschule Bremen. Das würden speziell die Gasthöfe merken. Corona habe diese Effekte noch einmal verstärkt.  Ganz verloren gibt der Experte den Kegelsport aber nicht. So könne er durchaus zum Retro-Trend werden.

In Böen bewahrt Werner Lüdeke-Dalinghaus die Erinnerungen an die großen Kegler-Zeiten in dicken Fotoalben auf. Pokalturniere finden auf seiner Bahn immer noch statt. Die Geselligkeit sei dabei aber wichtiger als der sportliche Erfolg, sagt er. Das sieht Clemens Döbbeler genauso und wirbt um Neumitglieder. Auch Kegelschwestern seien im "Kuniclub" herzlich willkommen. Gespielt wird freitags ab 20 Uhr. Interessierte können sich im Gasthof (Telefon 05432/2249) melden.

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