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Stimmungskiller im Oster-Idyll

Kolumne: Batke dichtet – Prävention ist für das Osterfest angesagt, wenn es an den Feiertagen harmonisch zwischen den Generationen zugehen soll.

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Haben Sie an alles gedacht? Sind reichlich Eier im Hause, hoffentlich auch ein paar bemalte? Oder Schokohäschen? Und beachten Sie, die Osternester möglichst bio zu halten, bloß keine Kunststofffasern – Kinder und Enkel werden sich womöglich mit Grauen abwenden. Konflikte scheinen vorprogrammiert, wenn über die Feiertage die Generationen aufeinanderprallen – und davon dürfte auch das traditionell großfamiliengeprägte Südoldenburg nicht verschont bleiben.

Bitte betrachten Sie mich nicht als Störenfried in der Eiersuch-Idylle oder Stimmungskiller der Halleluja-Party, aber in der gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Debatte wird zunehmend von einem neuen Generationenkonflikt geredet. Deswegen: Werden Sie präventiv tätig, wenn Sie das Festmenü zubereiten; servieren Sie alternativ zum Osterlamm Tofubällchen, Bärlauch-Risotto oder Kichererbsen-Pfannkuchen. Ist zwar etwas aufwändiger, könnte aber die Stimmung am Mittagstisch auflockern.

Die nämlich soll gegenwärtig – wenn man entsprechenden Publikationen glauben darf – zwischen Jung und Alt ziemlich angespannt sein. Insbesondere wir Älteren stehen am Pranger und sind als Verursacher der sich abzeichnenden Klimakatastrophe und mithin als Zukunftsräuber ausgemacht worden. Allzu gern wird das Klischee der Oldies mit schweren SUVs, die bergeweise Fleisch aus Massentierhaltung oder Steaks von in die Atmosphäre pupsenden Rindern verspeisen und zwischendurch auf Kreuzfahrt unterwegs sind, bedient.

"Die Enkelin sollte aber nicht mit dem Finger auf Oma zeigen, nur weil sie im Sommer mit Opa eine Donaukreuzfahrt unternehmen will."Alfons Batke

Okay, reden wir es nicht schön: Trotz der frohen Osterbotschaft ist die Klimakrise das komplexeste und bedrohlichste Thema unserer Zeit. Es gehört auch zum Fest auf den Tisch, und die Angelegenheit sollte nicht klein gehalten werden. Lassen wir bei allen hitzigen Debatten aber bitteschön die Kirche im Dorf, gegenseitige Schuldzuweisungen und die Zuspitzung auf einen Konflikt Alt gegen Jung sind wenig hilfreich. Der Vorwurf, wir Senioren seien egoistische und unpolitische Selbstoptimierer, ist in seiner Pauschalität ebenso unsinnig wie die Behauptung, die jungen Leute von heute seien zu verwöhnt und setzten mehr auf Work-Life-Balance denn auf Leistung.

Wie gesagt: Die Klimakrise ist das umfassendste Thema von Gegenwart und Zukunft. Klimakleber wie Klimaleugner sollten wissen, dass es gegenwärtig die Menschen trifft, die nur unwesentlich zur Klimakrise beigetragen haben. Die sowieso mit Gefahren, Hunger und Armut zu kämpfen haben. Die Enkelin sollte aber nicht mit dem Finger auf Oma zeigen, nur weil sie im Sommer mit Opa eine Donaukreuzfahrt unternehmen will. Sie sollte vielmehr wissen, dass die Klimakrise ein weltumspannendes Problem ist und nicht nur von Mallorcafliegern verursacht wird.

Und derjenige Aktivist, der sein Gesäß mit dem Asphalt einer Hamburger Straßenkreuzung verklebt, sollte seinen Protest vielleicht mal in Peking artikulieren: In China werden 216 neue Flughäfen bis 2035 gebaut. So richtig es ist, im Kleinen und bei sich selbst anzufangen, so richtig ist es auch, die Klimakrise im globalen Zusammenhang zu begreifen. Reden wir drüber. Am Ostertisch. Alt und Jung. Entspannt und ohne Schuldzuweisungen. Bei einem Gläschen Eierlikör. Oder meinetwegen Holunderschorle.


Zur Person:

  • Alfons Batke blickt auf eine über 40-jährige journalistische Laufbahn zurück.
  • Der 66-Jährige lebt als freier Ruheständler in Lohne.
  • Den Autor erreichen Sie unter redaktion@om-medien.de.

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