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Stammzellen-Typisierung an den BBS: "Junge Spender sind wie ein Sechser im Lotto"

Hilfe für den 6 Monate alten Keno: Das war für drei Schülerinnen und Schüler der Berufsbildenden Schulen Friesoythe der Anlass, eine große Typisierungsaktion auf die Beine zu stellen.

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Warten für den guten Zweck: Zeitweise standen die Schülerinnen und Schüler der BBS Friesoythe Schlange, um sich für den Kampf gegen Leukämie erfassen und typisieren zu lassen. Foto: Stix

Warten für den guten Zweck: Zeitweise standen die Schülerinnen und Schüler der BBS Friesoythe Schlange, um sich für den Kampf gegen Leukämie erfassen und typisieren zu lassen. Foto: Stix

Der Nordwesten Deutschlands, das Gebiet zwischen den Ostfriesischen Inseln und dem Landkreis Vechta, ist bundesweiter Spitzenreiter bei der Stammzellen-Typisierung. "Wir haben hier Gegenden, da haben sich gut 20 Prozent aller Menschen typisieren lassen, gut doppelt so viele wie im Bundesdurchschnitt", erzählt Christa Lindenberg, die 2. Vorsitzende des Vereins zur Hilfe leukämiekranker Kinder (Leukin)mit Sitz in Ostrhauderfehn.

Rund 300 junge Menschen aus dem Cloppenburger Nordkreis sind am Donnerstag (8. Juni) dazu gekommen. Im Rahmen ihrer Projektarbeit an der Fachoberschule Gesundheit und Pflege hatten Emy Pinkert, Laura Preut und Thorben Kamphaus eine große Typisierungsaktion an den Berufsbildenden Schulen Friesoythe (BBS) gestartet. Rund 250 Schülerinnen und Schüler hatten sich vorab angemeldet, viele kamen spontan mit, sodass die Initiatorinnen hoffen, die 300er-Marke knacken zu können.

Auf der Suche nach einem Spender für Keno

Ausgangspunkt für das Projekt ist der Kampf des kleinen Keno aus Sedelsberg gegen seine Krankheit. Der 6 Monate alte Junge leidet am Wiskott-Aldrich-Syndrom (WAS), einem Gendefekt, bei dem die weißen Blutzellen viele ihrer Aufgaben nicht richtig erfüllen. Nur eine Stammzellenspende kann Keno helfen, gesund zu werden. 

Hilfe für Keno: Nur eine Stammzellenspende kann dem kleinen Jungen aus Sedelsberg helfen, gesund zu werden. Foto: DKMSHilfe für Keno: Nur eine Stammzellenspende kann dem kleinen Jungen aus Sedelsberg helfen, gesund zu werden. Foto: DKMS

Bei der Suche nach einem Spender oder einer Spenderin wollen Pinkert, Preut und Kamphaus einen Teil beitragen. Für sie war es die erste Typisierungsaktion, die sie an den BBS organisierten, vergleichbare Aktionen gab es bereits 2017 und 2022. Für die 3. Aktion gab es von Leukin eine Plakette für die Schule. "Wir finden das Thema sehr wichtig und wollen die Aufmerksamkeit darauf lenken", sagt Pinkert. Im vergangenen Jahr hatten sich die drei selbst typisieren lassen, diesmal sind sie tiefer in das Thema eingestiegen.

„Junge Spender sind für die Patienten wie ein Sechser im Lotto“Christa Lindenberg, Leukin-Vorstandsmitglied

"Wir waren in Osnabrück im Klinikum und haben mit einem Oberarzt gesprochen, der uns sehr viel gezeigt hat", erzählt Laura Preut. Ihr neu erworbenes Wissen haben Pinkert, Preut und Kamphaus dann an die Schulgemeinschaft weitergegeben und so für die Typisierungsaktion geworben. Mit Erfolg, zeitweise standen die Schülerinnen und Schüler Schlange an der Tür zum Typisierungsraum. Lange warten aber musste niemand, denn, anders als die früher erforderliche Blutentnahme, sind die Abstriche schnell gemacht, das Procedere ist aus der Coronazeit bekannt.

Organisatoren: Emy Pinkert, Laura Preut und Thorben Kamphaus (sitzend von links) haben gemeinsam mit Klassenlehrerin Jutta Göken und Christa Lindenberg von Leukin die 3. Typisierungsaktion an den BBS organisiert. Für das Engagement der Schule gab es von Leukin eine Plakette. Foto: StixOrganisatoren: Emy Pinkert, Laura Preut und Thorben Kamphaus (sitzend von links) haben gemeinsam mit Klassenlehrerin Jutta Göken und Christa Lindenberg von Leukin die 3. Typisierungsaktion an den BBS organisiert. Für das Engagement der Schule gab es von Leukin eine Plakette. Foto: Stix

Das große Interesse an der Aktion freut Leukin-Vorstandsmitglied Christa Lindenberg. "Junge Spender sind für die Patienten wie ein Sechser im Lotto", sagt sie. Denn junge Spender "haben junge und starke Stammzellen". Dadurch seien die Chancen auf Heilung besser, "denn im Alter werden nicht nur die Menschen, sondern auch die Stammzellen langsamer".

Bereits 1017 Stammzellenspender in der Region

Ob unter den 300 neuen potenziellen Stammzellenspendern ein "genetischer Zwilling" für Keno dabei ist, wird sich zeigen. Ein Spender kann ohnehin frühestens 2 Jahre nach der Spende erfahren, wem er geholfen hat. Möglicherweise aber wird irgendjemand an einem ganz anderen Ort durch eine Spende aus den Friesoyther Berufsbildenden Schulen gerettet.

Es wäre nicht das erste Mal: Aus der Typisierungsaktion 2017 gingen bereits fünf Spender hervor, aus der im vergangenen Jahr bislang einer. Auch sie haben zur Erfolgsquote im Weser-Ems-Gebiet beigetragen: Von den über 90.000 bislang in der Region typisierten Menschen wurden 1017 durch eine Stammzellenspende zum Lebensretter.

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