Die "Partnerschaften für Demokratie" ist eine in ganz Deutschland anlaufende Förderungsinitiative der Bundesregierung. Im Rahmen des Programms werden Städte, Gemeinden und Landkreise finanziell dabei unterstützt, in lokalen Kooperationen Demokratie und Vielfalt zu fördern. Auch in der Stadt Vechta gibt es bereits seit 2015 einen Ableger der Partnerschaften für Demokratie (PfD). Zeit für eine Bilanz: Wie wird das Förderungsangebot in Vechta angenommen?
Kurz gefasst, arbeiten in den PfD aktive Bürger, innerhalb von Verbänden oder Vereinen, direkt mit Verantwortlichen aus der kommunalen Politik und Verwaltung zusammen. Ziel des Projekts ist der Zusammenschluss von Zivilgesellschaft und Kommune. Indem kommunale Mittel für die zivile Gesellschaft zur Verfügung gestellt werden, können Lösungen und Konzepte anhand der lokalen Situation entwickelt werden. So heißt es in einer Erklärung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Auch Vereine können mit ihren Projekten an die PfD herantreten
Konkret gibt es dabei Eigenprojekte der PfD sowie Projekte von Vereinen und Verbänden, die durch die PfD gefördert werden. Dafür stehen den Partnerschaften Mittel der Bundesregierung zur Verfügung. Die geförderten Vereins- und Verbandsprojekte müssen für eine Förderung jedoch immer an die von der Bundesregierung festgelegten Richtlinien gekoppelt werden. Diese Richtlinien entsprechen den grundsätzlichen Zielen der PfD. Doch wie laufen die Projekte im Rahmen der PfD vor Ort ab?
Drei der laufenden Projekte in Vechta sind "Wir debattieren", "Schüler*innenbeteiligung fördern" und "CSD Vechta", weiß der Projektkoordinator Julian Hülsemann. Er erklärt: "'Wir debattieren' ist eine Initiative der Kreisvolkshochschule Vechta, die sich der Spaltung der Gesellschaft widmet und als Problemlage definiert hat, dass wir speziell durch die Coronazeit keine konfliktorientierten Austauschformate mit Andersdenkenden mehr haben." In dem Workshop werden beispielsweise verschiedene Debatten-Konzepte behandelt. Teilnehmende lernen, auch Standpunkte zu vertreten, die sie selbst nicht vertreten würden. So würden Verständnis aufgebaut und gesellschaftlicher Diskurs gefördert.
Das Projekt "Schüler*innenbeteiligung fördern" hingegen wurde vom Förderverein der Geschwister-Scholl-Schule ins Leben gerufen. Es widmet sich dem Mitbestimmungsrecht von Schülern und soll ihnen ermöglichen, an den Entscheidungen im Schulalltag mitzuwirken. In einer Zukunftswerkstatt werden dabei Schülervertretungen und Schüler zusammengebracht und so gemeinsam Werte und Visionen entwickelt.
CSD Vechta findet am 9. September statt
Darüber hinaus veranstaltet die PfD Vechta in Eigenregie am 9. September den CSD Vechta. Bei der Parade demonstrieren die Teilnehmenden für eine bessere Sichtbarkeit von unterrepräsentierten Gruppen. Hierfür werden unter anderem noch Gruppen- und Wagenanmeldungen entgegengenommen. Eine weitere, selbst initiierte Veranstaltung ist beispielsweise eine Ehrenamtsfeier in der "Toncoole" am 19. August oder die monatliche Runde "Bock auf Streit".
"Die Angebote werden zunehmend besser angenommen, gerade über die Corona-Zeit und wegen der Nachwirkungen mussten wir viele Formate digital umsetzen, beispielsweise unsere Fachtagung 'Queeres Altern'", erklärt Hülsemann. Dabei spiele auch die Öffentlichkeits- und Pressearbeit eine besondere Rolle, da die Menschen nur so von den Projekten und Veranstaltungen erfahren würden und einen Einblick in die Arbeit erhielten – selbst, wenn sie nicht teilgenommen haben.
PfD Vechta stehen jährlich 125.000 Euro zur Verfügung
Finanziell ist das Modell darauf ausgelegt, den lokalen Vereinen und Verbänden kommunale Mittel anbieten zu können. Die von der Bundesregierung zur Verfügung gestellten jährlichen Förderungsmittel der PfD Vechta betragen 125.000 Euro. Dabei trägt die Stadt Vechta einen Anteil von zehn Prozent. Es gibt aber auch einen Sonderfonds speziell für Projekte von Jugendlichen, die sich nicht in einem Verein oder Verband zusammengeschlossen haben. In diesem Fonds stehen weitere 12.500 Euro zur Verfügung.
Im Jahr 2022 hat die PfD Vechta knapp 110.000 Euro der Förderungsmittel benötigt, der Anteil der Stadt Vechta beträgt dabei rund 11.000 Euro. Von den 110.000 Euro wurden 14.200 Euro für die Öffentlichkeitsarbeit und Eigenprojekte wie "Wir debattieren" genutzt. Für etwa 36.800 Euro wurden Projekte von Vereinen und Verbänden unterstützt, die sich im Rahmen der Demokratie- und Toleranzförderung bewegen. Der restliche Teil in Höhe von etwa 58.900 Euro wurde für die Durchführung der Verwaltungs- und Öffentlichkeitsaufgaben verwendet.
Im vergangenen Jahr wurden in Vechta also knapp 90 Prozent der Förderungsmittel genutzt. Es zeige, dass die Arbeit der PfD bei den Bürgern ankomme und die Projekte tatsächlich auch genutzt werden. Dennoch hofft Hülsemann auf viele weitere Förderungsanträge, damit weitere Projekte wie 'Bock auf Streit', stattfinden könnten: „Das Tolle an dieser Gruppe ist, dass wir von dem sich selber als queer verstehenden Jugendlichen bis hin zum alten Gewerkschafter, der jetzt in Rente ist, eine echt vielfältige Gruppe von Menschen haben, die alle unter derselben Prämisse zusammenkommen“, so Hülsemann. Denn das sei schließlich auch der Zweck der Partnerschaften für Demokratien.
- Info: Förderungsanträge an die Partnerschaft für Demokratie Vechta können im Internet unter www.pfd-vechta.de/aktiv-werden-2/ angefragt werden.