Die Projektgruppe Selbstgestalter der Vechtaer St.-Hedwig-Stiftung will ihr Angebot auf den kompletten Vechtaer Nordkreis ausweiten, sprich: künftig auch in Goldenstedt und Bakum aktiv sein. Seit einigen Jahren gibt es die sogenannte „Offene Altenhilfe“ bereits in Visbek und Vechta. Wie die Gerontologinnen, die an die Sozialstation Nordkreis Vechta angegliedert sind, sich ihr Wirken in Goldenstedt vorstellen, erläuterten Sarah Berkensträter und Petra Pohlmann am Montagabend den Mitgliedern des Goldenstedter Demografieausschusses.
Wie Berkensträter die Kommunalpolitiker wissen ließ, seien die Selbstgestalter vor allem im vorpflegerischen Bereich aktiv. „Die Altenversorgung ist nicht nur Pflege“, sagte sie. Es gebe immer mehr ältere Menschen und vor allem die "nachberufliche Phase" werde immer länger. Damit die Lebensqualität im Alter sichergestellt sei, müsse in die Offene Altenhilfe investiert werden. Diese bestehe vor allem aus der Bildung von Netzwerken. „Ohne ein Netzwerk ist es schwierig, zu Hause alt zu werden“, sagte Berkensträter. Die Offene Altenhilfe sei somit auch Prävention.
Finanzierung über Förderprojekt
Sie lobte das bereits vorhandene Angebot in Goldenstedt und stellte den Mehrgenerationengedanken, der beispielsweise am Mehrgenerationenhaus und -park zu erkennen sei, heraus. Berkensträter zeigte aber auch auf, wo angesetzt werden könne, um das bestehende Angebot zu erweitern. So gebe es Entwicklungspotenzial im Bereich des nachbarschaftlichen Verantwortungsbewusstsein. Dort nannte sie als Beispiel für die Umsetzung das Lotsen-Projekt am Vechtaer Lattweg.
Um in Goldenstedt Fuß fassen zu können, gebe es jetzt die Chance über das Förderprojekt „Akzent“ – so der Arbeitstitel – des Landes Niedersachsen. Die Laufzeit ist bis zum 30. Juni 2022. Finanziell wird das Projekt zur einen Hälfte vom Land getragen, die andere Hälfte übernimmt die Sozialstation Nordkreis Vechta. Auf die Gemeinde kommen vorerst keine Kosten zu. Eine Vollzeitkraft werde den Kommunen jeweils zur Verfügung gestellt, um verschiedene Maßnahmen anzuschieben, wie Berkensträter erläuterte.
Zuerst werde der Bedarf vor Ort geprüft. Dafür werde eine Bürgerbefragung durchgeführt, sagte Berkensträter. Ziel des Projekts sei es, eine „starke Verantwortungsgemeinschaft aufzubauen“ und die Zusammenarbeit mit den anderen Nordkreisgemeinden zu intensivieren.
Organisation durch Corona erschwert
Aktuell ein großes Thema sei der Eintritt in den Ruhestand, sagte Sarah Berkensträter. Wegen der Corona-Pandemie seien viele Menschen unglücklich mit ihrem Renteneintritt, weil dieser nicht so ablaufe, wie sie das ursprünglich geplant hätten. Deshalb arbeiteten die Selbstgestalter an einer Ruhestandsberatung, um die Betroffenen individuell zu coachen und „frühzeitig abzuholen“. Mit den klassischen Angeboten wie dem „Kaffeetrinken“, wie Berkensträter es nannte, könnten sich heutige 65-Jährige nicht mehr immer identifizieren.
Elisabeth Wübbeler (CDU) erkundigte sich danach, wie die Selbstgestalter die Organisation jetzt zu Corona-Zeiten realisieren wollen. Persönliche Befragungen, wie sie beispielsweise in Visbek und Vechta durchgeführt wurden, seien nicht möglich, sagte Berkensträter. Es soll einen Fragebogen wie auch Telefonate geben, um die Menschen über 60 zu erreichen und um herauszufinden, wo die Selbstgestalter bei ihrer Arbeit ansetzen können. Berkensträter gab auch zu, dass sie auf die Sommermonate setze. „Da können wir vielleicht Outdoor-Angebote in Kleingruppen im Freien machen“, sagte sie. Es gebe auch Online-Formate. Für diese gebe es bereits Anleitungen und Beratungen, um die Älteren „Internet-fit“ machen zu können, sagte die Gerontologin.
Damit die angestrebte Zusammenarbeit mit den anderen Nordkreis-Kommunen in Zukunft auch möglich ist, müssen die Selbstgestalter selbstverständlich dort auch tätig sein. In Visbek, wo die Gerontologinnen bereits seit einiger Zeit aktiv sind, sind dafür kürzlich die Weichen gestellt worden. Die Mitglieder des Familienausschusses – mit einer Enthaltung – sprachen sich dafür aus, dass das Projekt bis zum 31. März 2022 weitergeführt wird. Die Gemeinde Visbek beteiligt sich mit einem Personalkostenanteil von 0,5 einer Vollzeitkraft. Bürgermeister Gerd Meyer stellte in Aussicht, dass ab 2022 die Kooperation mit den anderen Nordkreis-Kommunen intensiviert werden soll.