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Sechsspuriger Ausbau: Autobahn 1 zeigt immer mehr von ihrem neuen Gesicht

Aktuell wird in zwei Bereichen zwischen Lohne/Dinklage und Bramsche die Betondecke installiert, ein Abschnitt ist bereits fertig. Bald soll der Verkehr dort wieder rollen.

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Beidseits der Rastanlage Dammer Berge wird derzeit kräftig gearbeitet. Nördlich davon (Bild) wird bereits die neue Betondecke eingesetzt, südlich laufen Asphaltierungsarbeiten.  Foto: Berg

Beidseits der Rastanlage Dammer Berge wird derzeit kräftig gearbeitet. Nördlich davon (Bild) wird bereits die neue Betondecke eingesetzt, südlich laufen Asphaltierungsarbeiten.  Foto: Berg

Wer sich in diesen Tagen in das Brückenrestaurant an der Raststätte Dammer Berge setzt, kann Imposantes beobachten: Südlich davon wird eine neue Asphaltschicht auf die Fahrbahn in Richtung Osnabrück aufgetragen, nördlich sind die Bauarbeiter schon einen Schritt weiter. Hier wird bereits die abschließende Betondecke eingesetzt. Und wer besonders lange über der Autobahn verweilt, kann sogar den realen Baufortschritt erleben. „Die Tagesleistung beim Betondeckeneinbau liegt aktuell bei einer Länge von 520 Metern“, sagt der stellvertretende Projektleiter der mit dem Bau beauftragten Arbeitsgemeinschaft „A1 Dammer Berge“ (Arge), Lothar Biesenbaum.

Folge des Baufortschritts: In Kürze können die ersten Abschnitte der runderneuerten und deutlich breiter gewordenen Hansalinie im südlichen Landkreis Vechta für den Verkehr freigegeben werden. Zuletzt war das erste Quartal dieses Jahres als Zeitpunkt dafür genannt worden. „Vielleicht wird es auch April“, erklärt nunmehr der Projektleiter des Auftraggebers Autobahn GmbH, Philip Overbeck. Damit lägen die Arbeiten aber weiterhin „voll im Zeitplan“, fügt er an.

Riesiger Betondeckenfertiger arbeitet sich voran

Rückblende: Im Frühjahr 2021 hatte der lange geplante und mehrfach verschobene sechsspurige Ausbau des insgesamt knapp 30 Kilometer langen A1-Teilstücks zwischen den Anschlussstellen Lohne/Dinklage und Bramsche mit der Einrichtung mehrerer Baustellen begonnen (siehe auch Info). Seit Juni wird dort kräftig gearbeitet. Den Anfang machen die Fahrspuren in Richtung Osnabrück. Der gesamte Verkehr fließt derweil über die ursprüngliche Richtungsfahrbahn Bremen. Dort führen nun zwei Spuren nach Norden und zwei nach Süden.

Die beiden Hauptverantwortlichen der mit dem Bau beauftragten Arbeitsgemeinschaft sind Projektleiter Jens Schulte (links) und sein Stellvertreter Lothar Biesenbaum.  Foto: BergDie beiden Hauptverantwortlichen der mit dem Bau beauftragten Arbeitsgemeinschaft sind Projektleiter Jens Schulte (links) und sein Stellvertreter Lothar Biesenbaum.  Foto: Berg

Derzeit werden die Bauabschnitte 3 (Grandorf bis Wahlde) und 5 (Malgarten bis Bramsche) fertiggestellt. Heißt: Dort laufen momentan die Arbeiten an einer neuen Betondecke, nachdem zuvor schon Frostschutz- und Asphalttragschichten erneuert wurden. Anschließend folgen noch Schutzplanken, Markierungen und die Beschilderung. Im Abschnitt 1 (Lohne/Dinklage bis Holdorf) sind diese Arbeiten inklusive der neuen Fahrbahndecke aus Waschbeton bereits weitgehend beendet. „Wir stehen kurz vor der Übergabe“, veranschaulicht Overbeck.

Wenn diese drei Abschnitte wieder für den Verkehr freigegeben wurden, sollen die Arbeiten in den beiden dazwischenliegenden Abschnitten 2 (Holdorf bis Grandorf) und 4 (Wahlde bis Malgarten) starten, die bislang frei von Baumaßnahmen waren. Inmitten dieser Bereiche liegen etwa die Anschlussstellen Holdorf und Neuenkirchen/Vörden, die komplett neu gestaltet werden müssen. Anfang 2023 sollen sämtliche Fahrbahnarbeiten in Richtung Osnabrück zum Abschluss kommen.

Auswirkungen von Rohstoffkrise noch unklar

Im gleichen Atemzug beginnen dann Verbreiterung und Neubau in Fahrtrichtung Bremen. Das soll aber nicht mehr verteilt auf fünf Abschnitten geschehen, sondern nur noch in dreien. Heißt: Gebaut wird dann parallel auf zwei jeweils 12 Kilometer langen Abschnitten nördlich der Anschlussstelle Bramsche und südlich von Lohne/Dinklage. Dazwischen bleibt ein 6 Kilometer langer Part übrig, der zur Entlastung der Autofahrerinnen und Autofahrer zunächst frei bleibt und erst ganz zum Schluss ausgebaut wird.

Zurück zur Raststätte Dammer Berge: Dort herrscht mächtig Betrieb, obwohl die Westseite zehn Tage lang für den Verkehr gesperrt ist. Das wurde bewusst gemacht, um in diesem „Dreh- und Angelpunkt mit den höchsten Anforderungen“ (Philip Overbeck) zügig voranzukommen. „Wir befinden uns in einer ganz entscheidenden Phase“, erklärt auch der Projektleiter der Arge, Jens Schulte. Ein Grund: Um die abschließende Betondecke auftragen zu können, darf es weder regnen noch dürfen die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken. Deshalb werde aktuell nur tagsüber gebaut. Wenn die Temperatur konstant bei mehr als 5 Grad liegt, könne wieder rund um die Uhr gearbeitet werden.

520 Meter pro Tag kommt der riesige Betondeckenfertiger aktuell voran und hinterlässt dabei eine 31 Zentimeter dicke Betondecke. Foto: Berg520 Meter pro Tag kommt der riesige Betondeckenfertiger aktuell voran und hinterlässt dabei eine 31 Zentimeter dicke Betondecke. Foto: Berg

Dennoch: Allein für den Einbau der abschließenden Fahrbahnschicht sind momentan 25 Sattelzüge und 50 Arbeitskräfte pro Schicht im Einsatz, um den sogenannten Betondeckenfertiger laufend mit frischem Beton zu versorgen. Besagtes Großgerät überspannt die gesamte Breite der Fahrbahn in Richtung Süden, also drei Fahrspuren samt Standstreifen, und hinterlässt eine insgesamt 31 Zentimeter dicke Betondecke. Danach wird die Oberfläche noch ausgebürstet, um eine Waschbetonstruktur zu schaffen sowie Längs- und Querfugen geschnitten. Der frische Beton stammt übrigens von einer mobilen Anlage, die in Neuenkirchen-Vörden eingerichtet wurde.

Unklar ist derweil noch, wie sich die gestiegenen Kosten für Baumaterialien und Kraftstoffe oder etwa eine Rohstoffkrise infolge des Ukraine-Krieges auf dieses Projekt auswirken werden. „Klar ist: Die Preise für Stahl und Benzin steigen“, sagt der Projektleiter der Arge, Schulte. Noch sei genügend Material vorhanden. Das hänge damit zusammen, dass sich die Lieferanten frühzeitig bevorratet hätten, fügt Stellvertreter Biesenbaum an. Gleichwohl: „Irgendwann wird diese Problematik auch uns treffen“, blickt Schulte voraus.


Infos zum sechsspurigen Ausbau der Autobahn 1:

  • Anfang 2021 hatten die Firmen Bunte (Papenburg) und Strabag (Hamburg) von der neuen Autobahn GmbH des Bundes den Zuschlag für den sechsspurigen Ausbau bekommen.
  • Das Projekt wurde im Rahmen eines sogenannten Funktionsbauvertrages vergeben. Heißt: Die Auftragnehmer bekommen nicht nur den Ausbau, sondern sind auch 30 Jahre lang für die Instandhaltung verantwortlich.
  • Das Auftragsvolumen beläuft sich auf 600 Millionen Euro.
  • Neben den Erdarbeiten und dem Bau der Fahrbahnen müssen 14 Brücken und zwei Überführungen über die Autobahn – gemeint sind die Anschlussstellen Lohne/Dinklage und Holdorf – neu gebaut sowie weitere 18 Brückenbauwerke saniert werden.
  • Die Tank- und Rastanlage Dammer Berge soll während der gesamten Bauarbeiten, die voraussichtlich bis Frühjahr 2025 dauern werden, geöffnet bleiben – zumindest auf einer Seite.

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