Schwarz geht immer
Kolumne: Auf ein Wort – Der Aschermittwoch zeigt: Das Leben ist oft wie die Mode. Die meisten Dinge sind eine vorübergehende Erscheinung.
Dr. Marc Röbel | 21.02.2023
Kolumne: Auf ein Wort – Der Aschermittwoch zeigt: Das Leben ist oft wie die Mode. Die meisten Dinge sind eine vorübergehende Erscheinung.
Dr. Marc Röbel | 21.02.2023
Schwarz ist eine unverwüstliche Modefarbe. Schwarz geht immer. Ganz anders ist es mit vielen kirchlichen Traditionen. Die sind stark aus der Mode gekommen. Aber manches in der Kirche ist noch unverwüstlicher als die Modefarbe Schwarz. In vielen Kirchen werden zu Aschermittwoch die Palmzweige des vergangenen Jahres verbrannt. Diese brennenden Zweige sind eine heiße Botschaft. Sie sagen: Das Leben ist oft wie die Mode. Die Dinge, die wir heute heiß bejubeln, sind morgen schon verglüht; sind Geschichte wie die Frühjahrskollektion des letzten Jahres. Die meisten Dinge im Leben sind eine vorübergehende Erscheinung. Das ist nicht nur bedrückend. Es ist auch befreiend. Die Gedanken, die sich in mir festgebohrt haben, die Sorgen, die mir lange schon auf den Schultern liegen, gehen vorüber. Es geht vorbei! Das zeigt das schwarze Aschekreuz. Schwarz geht immer. Das hat die Modewelt 5 Jahrzehnte lang an Karl Lagerfeld sehen können. Der war eine lebende Fashion-Ikone und trug meistens Schwarz. Vor seinem Tod hatte der Modezar verfügt, dass er eingeäschert werden soll. Seine Begründung: „Ich möchte verschwinden, wie die Tiere des Urwalds.“ Ist das so mit uns? Ist das die Summe eines kreativen Lebens? Das ist auch die Schlüsselfrage am Aschermittwoch: Was bleibt von uns? Sind wir Asche, sind wir Staub? Ein Häufchen Biomasse, das sich modisch herausputzt und dann vergeht? Viele lassen sich heute nach der Verbrennung im Krematorium irgendwo ausstreuen: im Wald, ins Meer – und Tschüss! Bedenke, o Mensch, dass du Staub bist. Auch Karl Lagerfeld ist mit dieser Frage nicht ganz fertig geworden – trotz seiner flotten Sprüche. In Frankreich werden die besten Lagerfeld-Sprüche „Karlismen“ genannt. Einer davon lautet: „Ich kenne keinen Stress, nur Strass. Ich bin in der Modebranche.“ In einem Fernsehinterview mit Thomas Gottschalk fragt er sich: „Mit all den Grausamkeiten, die in der Welt passieren, wie kann man da an Gott glauben? Wenn es Gott gibt, woher kommt das Böse? Die Frage ist nur: Wenn es Gott nicht gibt, wer hat dann die guten Sachen gemacht?“ Das ist doch eine ziemlich heiße Frage! Der Modeschöpfer fragt nach seinem Schöpfer. Der Aschermittwoch dreht diese Frage um: Der Schöpfer fragt nach seinem Geschöpf. Und er begegnet uns heute in einem ganz heißen Zeichen: Die Asche, die auf unsere Stirn aufgetragen wird, ist Erdenstoff, der durchs Feuer gegangen ist. Asche kann nicht mehr verbrennen. So wird die Asche zum Bild für das Unvergängliche, das Bleibende. Sie steht für die Liebe Jesu Christi, die für mich durchs Feuer gegangen ist. Wir können sie einfach wegwischen. Aber wir könnten heute auch ein Zeichen setzen: Ich möchte nicht einfach verschwinden, wie die Tiere des Urwaldes. Ich setze auf das, was von uns bleibt. Auch hier stimmt der Satz: Black is beautiful!"Schwarz geht immer. Das hat die Modewelt 5 Jahrzehnte lang an Karl Lagerfeld sehen können."Dr. Marc Röbel
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