Maira Kühling, Sophia Ostermann und Chiara Koch sind enttäuscht von der Schulstiftung St. Benedikt. Dass der Schulträger der Liebfrauenschule Vechta ernsthaft darüber nachdenke, den Standort neben dem Marienhospital für ein mögliches Zentralklinikum zu räumen, finden die Schülervertreterinnen nicht akzeptabel. "Das Ulf", so nennt in Vechta fast jeder das Mädchengymnasium mit 650 Schülerinnen, "gehört in die Innenstadt", macht Chiara Koch unmissverständlich klar.
Deshalb hat die Schülerinnenvertretung (SV) am 7. Juni eine Online-Petition gestartet. Sie richtet sich "an alle, die sich mit der Liebfrauenschule Vechta verbunden fühlen". Darin fordert die SV, dass der Standort der 162 Jahre alten Lehranstalt erhalten bleibt.
"Wir möchten den Standort der Liebfrauenschule Vechta langfristig erhalten. Denn für uns ist es unverständlich ein modernisiertes Gymnasium mit Tradition einfach abzureißen!"Petition der Schülerinnenvertretung der Liebfrauenschule Vechta
4 Tage, nachdem die Schülerinnen die Petition auf den Weg gebracht hatten, haben rund 1.800 Personen unterzeichnet und sich damit der Forderung angeschlossen. Außerdem haben die Mädchen Argumente gesammelt, mit denen sie die Öffentlichkeit auf ihre Seite ziehen und die Schulstiftung St. Benedikt überzeugen möchten.
Schülerinnen: Hohe Investitionen wären vergeudet
Die Schulstiftung St. Benedikt habe seit der Übernahme vom Orden "Unserer Lieben Frau" im Jahr 2013 mehrere Millionen Euro in die Modernisierung der Schule gesteckt. Ein neuer Chemieraum sei eingerichtet worden. Die Kapelle, in der bisher noch kein Gottesdienst stattfinden konnte, "ist superschön renoviert worden". Und vom Sommer an stehe die Sanierung der kleinen Sporthalle auf dem Gelände an. Zudem sei die Schule so digitalisiert wie keine andere in Vechta. "Wenn das alles wieder abgerissen werden soll, ist das nicht gerade nachhaltig", kritisiert Maira Kühling. "Gezahlte Schulgelder und Kirchensteuern, die in die Modernisierung der Liebfrauenschule geflossen sind, werden offensichtlich sorglos verbraucht", warnen die Schülerinnen. "Mit den Ressourcen wird durch den Abriss verschwenderisch umgegangen."
Was aus dem "Ulf" werden würde, müsste es den Standort verlassen, darüber wollen die Mädchen nicht nachdenken. "Ein Umzug ist einfach keine Option für uns", sagt Chiara Koch. Ein Neubau auf der grünen Wiese sei für Schülerinnen von außerhalb nur schwer mit Bus oder Bahn zu erreichen. Außerdem gebe es zahlreiche Kooperationen bis hin zu gemeinsamem Unterricht mit den anderen Gymnasien in Vechta, die auf dem Spiel stünden.
Schulträger bleibt offen gegenüber Planungen
Bereits im April wurden erstmals Überlegungen bekannt, nachdem ein neues Zentralklinikum Vechta-Lohne nicht durch einen Neubau am Stadtrand, sondern auch durch eine Erweiterung des Marienhospitals Vechta entstehen könnte. Die Schulstiftung St. Benedikt zeigte sich seinerzeit offen für solche Pläne und bekräftigte Donnerstag auf Anfrage Ihre Haltung. "Der Schulträger bleibt offen für die Diskussion", teilt Dr. Ludger Heuer, Sprecher der Schulstiftung, auf Anfrage mit. Er spricht von einem "abgestuften Prüfungsverfahren". Zunächst müsse überhaupt geklärt werden, ob der Standort an der Marienstraße in Betracht komme. Diese Klärung sei im Sommer abgeschlossen. Sollte die kirchliche Schwester-Euthymia-Stiftung als Trägerin des Krankenhauses den Standort Marienstraße favorisieren, würden Gespräche mit den Verantwortlichen der Liebfrauenschule aufgenommen und es werde geklärt, "ob eine Verlegung der Schule möglich ist".
"Der Schulträger wird sich weiterhin für eine moderne und attraktive Schule stark machen – unabhängig vom Standort."Dr. Ludger Heuer, Sprecher Schulstiftung St. Benedikt
Zu Spekulationen, die Schule könne der Schule Kolleg St. Thomas angegliedert oder auf ein kirchliches Gelände am Marienhain ziehen, äußert sich Heuer nicht. Der Schulträger werde sich "weiterhin für eine moderne und attraktive Schule stark machen – unabhängig vom Standort".
Auch die Eltern sind empört
Bereits Anfang Juni hatte der Vorstand des Schulelternrats seinem Unmut über die Pläne und das Verhalten des Schulträgers in einem Leserbrief in der OV Luft gemacht. "Die Aufgabe des Schulträgers ist aus unserer Sicht, sich ohne Wenn und Aber für unsere Schule einzusetzen", heißt es in dem Brief. "Wofür stehen der katholische Schulträger und das Offizialat, wenn sie so mit unserer Liebfrauenschule umgehen?", fragen die Eltern.
"Wir freuen uns darüber, dass die Schülerinnen und Eltern sich so für die Schule einsetzen", sagt Schulstiftungssprecher Heuer. "Das zeigt noch einmal deutlich die Stärke der Schulgemeinschaft."