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Rigan lebt in meinem Postfach weiter

Kolumne: Die Generation Z zeigt's Ihnen – Wer mit somalischen Prinzen schreibt, ist entweder sehr gut vernetzt, oder hat auf Spam-Mails geantwortet. Die sind zwar lustig, aber nicht ganz ungefährlich.

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Es ist 22 Uhr, die Bürolampen flackern und mein Kopf dröhnt vom Spätdienst. Dann ploppt sie auf einmal auf, meine Erlösung: „Rigan lebt!“, heißt es im Redaktions-Postfach. Wer ist Rigan? Was war denn mit ihm? Die Fragen häufen sich sofort – mein Interesse ist geweckt.

So wenig wie Elvis Presley gestorben sei und wie jeder weiß, noch unter uns lebt, heißt es in der E-Mail, so wenig sei auch Richard Rigan gestorben, wie sie uns alle weißmachen wollen. Wow. Allein der erste Teil des Satzes haut mich schon um. Wenn Elvis noch lebt – ich meine, er ist gestorben, äh sorry „gestorben“, bevor ich geboren wurde – was hält er wohl vom Elvis-Film?

Nun zum 2. Teil. Auch Richard Rigan soll noch unter uns weilen. Ich muss zugeben, ich musste googeln. Bei ihm handelt es sich um den „Elvis von Schwabing“. Ein Musiker, der Anfang Januar im Alter von 70 Jahren gestorben ist. Die Mail, in der das widerlegt werden sollte, kam wenige Tage später. Der Beweis? Einen Tag nach seinem Tod soll Rigan auf seiner eigenen Webseite bei einem Beitrag des Absenders „Gefällt mir“ gedrückt haben.

"Einige 'normale' E-Mails ähneln mittlerweile Spam-Mails sehr."Ella Wenzel

Kurz nach dem Tod einer Person Fake News darüber zu verbreiten – respektloser geht es eigentlich nicht. Das Ausmaß des Bullshits ist mir sofort aufgefallen. Ich glaube, jeder, der sich ein wenig mit dem Internet auskennt, weiß, dass nicht Richard Rigan persönlich die ganze Website bespielt und moderiert. Aber genau das ist es. Einige Menschen wissen das eben nicht. Und solche E-Mails – falsch, aber erstmal harmlos – ködern Ahnungslose. Meist wird schließlich nicht mit Falschinformationen um sich geworfen, sondern Geld gefordert.

Genauso dreist sind auch andere Betrugsmaschen. Zum Beispiel Anrufer. Eine ältere Verwandte von mir hat letztens erzählt, sie wurde von „ihrer Tochter“ angerufen. Die Anruferin sei schon am Heulen gewesen, bevor meine Verwandte überhaupt etwas sagen konnte. Wieso? „Mama, ich hatte einen Unfall, ich brauche Geld“. „Ja, das ist aber schade für dich“, entgegnete meine Verwandte trocken und legte auf. Das kann nicht jeder. Denn bei einer anderen Verwandten hätte ein ähnlicher Betrug – dieses Mal per SMS – fast funktioniert.

Man muss auch zugeben, einige „normale“ E-Mails ähneln mittlerweile Spam-Mails sehr. So kriege ich so gut wie täglich kleine Stupser von Webseiten, bei denen ich einmal etwas bestellt habe – und dabei auch jedes Kreuz gesetzt habe, das „Bitte, bitte schicken Sie mir nicht 20 E-Mails am Tag“ aussagt. Wer von seriösen Läden Mails mit Emojis, Catchphrases wie „Letzte Chance“ oder Wörtern in anderen Sprachen in den Betreffzeilen bekommt, wird seine ersten Spam-Mails nicht sofort erkennen können.

Natürlich, Spam-E-Mails sind lustig. Aber auch nur, wenn man genug Erfahrung hat, sie zu identifizieren und mit ihnen umzugehen. Sonst können sie – genau wie andere Betrugsmaschen – einen großen Schaden anrichten. Also, junge Menschen, klärt eure Mitmenschen auf und haltet sie davon ab, fremden somalischen Prinzen Geld zu schicken!


Zur Person:

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