Pastoralreferent reist in die Ukraine: Lastruper Spenden kommen wie gerufen
Robert Luttikhuis hat es geschafft. Der Pastoralreferent versorgt derzeit geflüchtete Menschen in der Ukraine mit Lebensmitteln. Viele von ihnen haben Dramatisches erlebt.
Gut aufgenommen: Robert Luttikhuis (links) übernachtet in einer Unterkunft für Geflüchtete. Foto: Luttikhuis
Die Fahrt war anstrengend, doch die Mühen haben sich gelohnt: Am Mittwoch war Robert Luttikhuis mit einem Hilfstransport in Richtung Ukraine aufgebrochen. Rund 24 Stunden und einige blaue Flecken später traf Lastrups Pastoralreferent mit den von der Pfarrgemeinde St. Petrus gesammelten Lebensmittelspenden sicher am Zielort ein. Nach den Strapazen wurde ihm ein warmer Empfang bereitet.
An der polnisch-ukrainischen Grenze hatten er und seine Reisebegleiter eine lange Wartezeit in Kauf nehmen müssen. Danach ging es rund 500 Kilometer auf holprigen Landstraßen weiter ins Landesinnere. "Die Straßenverhältnisse sind nicht annähernd mit denen in Polen oder Deutschland zu vergleichen", sagte Luttikhuis am Freitag gegenüber OM-Online. Zahlreiche Panzersperren behinderten das Weiterkommen zusätzlich. Vorsorglich war der Wagen mit einem roten Kreuz und schriftlichen Hinweisen als Hilfstransport markiert worden. Die bewaffneten Wachtposten ließen ihn deshalb ungehindert durch.
Städte sind überfüllt mit Geflüchteten
Luttikhuis ist zum ersten Mal in seinem Leben in einem Land, in dem Krieg herrscht. "Es fühlt sich sehr eigenartig an", gibt er zu. Einerseits versuchten die Menschen, ihr Leben so normal wie möglich weiterzuführen. "Sie gehen arbeiten und kaufen im Supermarkt ein." In Wirklichkeit sei aber nichts mehr normal und das wisse auch jeder. Die Städte Bar und Schmerynka, die der Transport ansteuerte, sind seit der Ausweitung des Krieges überfüllt mit Gestrandeten. Rund 100.000 Menschen sollen es inzwischen sein. Sie stammen aus den östlichen Regionen und haben fast alle Schlimmes hinter sich. Seine erste Nacht verbrachte Luttikhuis in einer Gemeinschaftsunterkunft. Trotz der Sprachbarriere gelang es ihm, mit einigen Vertriebenen in Kontakt zu kommen."Es sind dramatische Geschichten. Die Leute haben ihre Häuser und Wohnungen verloren und besitzen nur noch das, was sie in ihr Auto packen konnten." Eine ältere Frau etwa sei vor den Russen mit ihrer 99 Jahre alten Mutter geflohen.
Die Gegend gilt derzeit als relativ sicher. Was nicht bedeutet, dass der Krieg sie komplett verschont hätte. "Ein Sendemast wurde getroffen", hat Luttikhuis erfahren. Ab 23 Uhr herrscht in Schmerynka wie überall im Land Ausgangssperre. An den Flugalarm haben sich die Bewohner inzwischen gewöhnt. Viele engagieren sich für die Geflüchteten. In der von einer Kirche betriebenen Unterkunft werden täglich rund 1000 Mahlzeiten gekocht. Die Wohnverhältnisse seien erstaunlich gut, sagt Luttikhuis. Es gibt Strom und warmes Wasser und auch genügend Hygieneprodukte. Alles ist kostenlos. Die Kinder können auf einem Spielplatz toben. In ihren Gesichtern spiegele sich jedoch der Krieg. "Mit Ferien hat das hier gar nichts zu tun", betont der Seelsorger.
"Es ist krass, mitten in einem Kriegsland zu sein und zu sehen, wie sich die Menschen organisieren."Robert Luttikhuis, Pastoralreferent
Sobald die Bedürftigen versorgt sind, stellen die freiwilligen Helfer, in Nachtschichten Päckchen für die kämpfenden Soldaten zusammen. „Sie werden bis zur 2. Frontlinie gebracht und dort von der Armee übernommen“, erzählt Luttikhuis. Viele Schüler würden beim Laden und Sortieren mithelfen. „Das geschieht alles, ohne dass sich der Staat direkt einmischt. Es ist schon krass, mitten in einem Kriegsland zu stehen und zu sehen, wie sich die Menschen selbst organisieren.“
1000 Essen pro Tag: In der Unterkunft werden die Ankommenden komplett verpflegt. Foto: Luttikhuis
Die Lebensmittel aus Lastrup kamen wie gerufen. „Das Lager hatte sich bereits stark geleert“, sagt Luttikhuis. Dank der Großzügigkeit der Spender konnte es wieder aufgefüllt werden. Am Samstag werden sich der Pastoralreferent und seine Gefährten wieder auf den Heimweg machen und dabei auch einige Flüchtlinge mitnehmen. Die Gemeinde rechnet im Laufe des Sonntags mit ihrer Rückkehr.