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Notizen vom Frühlings-Klassiker

Kolumne: Batke dichtet – Mit dem Flieger nach Mallorca: Dort wird auf den Mietwagen verzichtet und geradelt – beruhigt das Gewissen, minimiert den CO₂-Fußabdruck und macht viele Begegnungen möglich.

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Die kurze Auszeit hat Spuren hinterlassen. Zumindest an bestimmten Körperpartien. Deshalb wurde ich in den vergangenen Tagen angesichts leichter Bräune gelegentlich gefragt, ob ich denn schon in Urlaub gewesen sei – „oder doch auf der Sonnenbank?“, wie ein Zeitgenosse etwas despektierlich wissen wollte.

Bei der Musterung vor dem Spiegel ergibt sich ein recht originelles Bild: Gesicht, Hände, Unterarme und die Knieregion schimmern in Bronze, der Rest ist bleich wie immer. Radfahrerbräune eben, ein bunt gescheckter Körper; für eine Bewerbung zum Bachelor würde es wohl nicht reichen. Die Farbe habe ich mir auf Mallorca geholt. Der regelmäßige Leser dieser Kolumne wird wissen, dass ich diese Mittelmeerinsel sehr schätze und dort häufiger zu Gast bin.

Kritiker werden gleich die Frage nach dem CO₂-Fußabdruck aufwerfen – zur Entlastung sei gesagt, dass meine Frau und ich auf den Mietwagen verzichtet haben und ausschließlich mit dem Rad unterwegs waren. Das ist zumindest im Nordosten Mallorcas in diesen Tagen jedoch kein Alleinstellungsmerkmal. Ganze Hundertschaften von Pedaltretern haben im gut 20 Kilometer langen Küstenabschnitt zwischen Port de Pollenca und Can Picafort Quartier bezogen, um sich in Form zu bringen.

"Das mit der Frühlingsidylle ist während unseres Aufenthalts kein Klischee."Alfons Batke

Das mit der Frühlingsidylle ist während unseres Aufenthalts kein Klischee. Die Mandelbäume blühen wirklich, zumindest jene, die nicht vom Feuerbakterium (Xylella Fastidiosa) befallen sind. Die Orangen- und Zitronenbäume tragen schwere Fruchtlasten, mitunter fügen sich satte Grünflächen in das Herz und Seele erwärmende Farbenbild. Dabei war erst Anfang März der Wintersturm „Juliette“ über die Insel hinweggefegt; noch heute wird kräftig aufgeräumt, das üble Unwetter hat Spuren hinterlassen und Schäden in Millionenhöhe verursacht.

Doch auf den Straßen am Fuße des Tramuntana-Gebirges spielt all das keine Rolle, zumal während unseres Aufenthalts bei durchweg strahlend blauem Himmel gelegentlich auch die 20 Grad-Marke geknackt wird. So macht das Radeln Spaß, auch wenn wir mit unseren schweren E-Bikes von der überwältigenden Mehrheit der Rennradfahrer, die auf federleichten und dünnbereiften Karossen der Marken Cube oder Trek unterwegs sind, beim Zusammentreffen in den Marktcafés der Städtchen Muro, Petra oder Sineu müde bis mitleidig belächelt werden.

Doch jeder, der eines hat, weiß auch die Vorteile eines Zweirads mit Akku-Power zu schätzen. Insbesondere dann, wenn es bergauf geht. Und so möchte ich die klammheimliche Freude nicht verhehlen, die sich bei uns einstellte, als wir auf dem Weg hoch zur spektakulären Aussichtsplattform Mirador Es Colomar einige heftig schnaufende Rennradler mühelos passierten. Die kleinen Freuden des Alltags eben. Und das vor den Augen einer Höffmann-Reisegruppe, die in ihrem markanten Bus nahezu zeitgleich mit uns das Plateau erreicht hatte. Eine Begegnung mit Leuten aus Bakum, Bösel, Vechta oder Friesoythe. 2000 Kilometer entfernt der Heimat. Die Welt ist klein. Auch im Frühling auf Mallorca.


Zur Person:

  • Alfons Batke blickt auf eine über 40-jährige journalistische Laufbahn zurück.
  • Er lebt als freier Ruheständler in Lohne.
  • Den Autor erreichen Sie unter redaktion@om-medien.de.

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