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Niemals über die eigene Familie schreiben

Meine Woche: Von guten Vorsätzen und wie sie schnell über Bord geworfen werden.

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Ich hatte mir geschworen: Wenn du einmal ein Kind haben wirst, dann machst du es nicht zum Gegenstand einer Kolumne. So weit die Vorsätze. Aber es ist nun einmal so, dass eine kleine Tochter von jetzt 6 Monaten das Leben beherrscht. "Meine Woche" ohne den Nachwuchs wäre also bestenfalls "Meine halbe Woche".

Und trotz aller Routinen ist dann doch wieder keine Woche wie die andere. Für mächtig Abwechslung hat zweifellos der erste Schnee gesorgt. Wohl wissend, dass es ein kurzes Vergnügen sein würde, wurde der Schlitten zeitig am Morgen aus der hintersten Ecke der Garage geholt. Ein Familien-Vehikel. Nicht etwa wegen seiner Größe, sondern weil meine Frau und ihr Bruder darauf schon durch das Cloppenburger Inselviertel gezogen wurden. 

Schlitten-Kuven hatten reichlich Rost angesetzt

Das ist nun schon ein paar Jahre her und entsprechend rostig waren die Kufen. Blitzblank waren sie auch nach dem Einsatz der Drahtbüste noch nicht, aber es reichte, um durch den Schnee und die vereiste Siedlungsstraße zu pflügen. Frau und Kind auf der Holzbank und Papa als Zugpferd. Der Nachbar bot sich sogleich an, das Zugband um die Anhängerkupplung zu schlingen und das Duo mit dem Auto in Fahrt zu bringen, aber das verbot sich natürlich von selbst.

Für ein paar stimmungsvolle Fotos – aus dem passenden Winkel und mit der nötigen Unschärfe wirken selbst verschneite Kirschlorbeerbüsche wie der Oberharz im Tiefschnee – hat es allemal gereicht. Viel länger hätte es auch nicht dauern dürfen, denn Schneeanzug und Winterhandschuhe gehören noch nicht zur Standardgarderobe unseres Sonnenscheins.

Die gab es auch nicht auf dem Kindersachenflohmarkt einen Tag später. Auch ein Ausflugsziel, das ich bislang nicht in der engeren Auswahl hatte und glücklicherweise war ich auch nicht als Begleiter, sondern als heimischer Babysitter gefragt. Der gute Mittagsschlaf machte diese Aufgabe unkompliziert und als HSV-Fan war es auch ein Leichtes, die Ruhe nicht durch spontanen Jubel zu gefährden. Selten hatte ich so eine schlechte 1. Halbzeit in einem Fußballspiel gesehen.

"Die Aktion Mensch und der Bingo-Bär ignorieren mich konsequent."Thomas Vorwerk

Dann doch lieber das just erwachte Kind warm eingepackt und zusammen mit der heimgekehrten Ehefrau den Emsteker Forsythiensonntag besucht. Das Wetter lud dazu zwar nicht ein, aber es war vor diesem Hintergrund erstaunlich viel Bewegung im Ort. Dass der Hauptgewinn an uns vorübergegangen ist, ist ärgerlich, aber diesbezüglich bin ich Kummer gewohnt. Aktion Mensch und der Bingo-Bär ignorieren mich schließlich auch konsequent.

Entschädigung liefert in diesen Tagen zumindest ein wenig das Wetter. Auch wenn der eine oder andere Schauer dazwischen ist, so lassen die Sonne und zweistellige Temperaturen die Vorfreude auf den Frühling wachsen. 

Und dann stehen auch noch die finalen Planungen für die erste Flugreise mit Kind an. Wo ich sonst mit leichtem Gepäck ausgekommen bin, um ein paar Tage in Dublin zu verbringen, muss nun wieder der große Koffer mit. Mehrere Garnituren für die Tochter und zusätzliche Reserven für die Eltern. Kann der Kinderwagen mit bis zum Gate genommen werden? Oder muss er als Aufgabegepäck beim Check-in abgegeben werden. Schafft die Kleine den Druckausgleich bei Start und Landung, wenn wir ihr etwas zu trinken geben? 

Mit diesen internationalen Erfahrungen um Flüge, Mietwagen und Hotelzimmer könnte ich bestimmt eine ganze Kolumne füllen. Vielleicht beim nächsten Mal. Oder doch nicht? Schließlich werde ich niemals über die Erfahrungen mit dem eigenen Kind schreiben.


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