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Nicht mehr verschieben: Jetzt ist die Zeit!

Kolumne: Auf ein Wort – Das Motto des Deutschen Evangelischen Kirchentages war "Jetzt ist die Zeit!". Diesen Satz sollten wir uns zu Herzen nehmen.

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Wie quälend ist es schon bei kleinen Handreichungen, auf die ich angewiesen bin: Jemand verspricht mir, meine Sache bald zu erledigen – und dann wird sie immer wieder verschoben. Es passiert nichts. Verschieben, so tun, als ob nichts wäre, das ist eine bewährte Taktik. Entschuldigungen, die finden sich immer. Aber irgendwann reicht’s: Jetzt ist es Zeit, die Sache anzugehen.

"Jetzt ist die Zeit!" – das war das Motto des Deutschen Evangelischen Kirchentages, der am Wochenende in Nürnberg stattfand. Etliche Menschen aus dem Oldenburger Münsterland waren dabei: als Bläserinnen und Bläser, als Mitarbeitende im „Gläsernen Restaurant“, Pfadfinder als Helfende oder einfach als Teilnehmende. Einige von ihnen erzählten mir von ihren persönlichen Eindrücken. Eine Freundin aus dem Norden schickte mir "kirchentagsbegeisterte Grüße".

Ich habe den Kirchentag diesmal nur aus der Ferne verfolgt. So auch den Abschlussgottesdienst am Sonntag auf dem Hauptmarkt in Nürnberg. Traditionell wurde er mit der Kirchentagsfanfare, von Hunderten von Blechblasinstrumenten gespielt, eröffnet. Ein Gänsehautmoment, sogar vor dem Fernseher. Die eindringliche Predigt von Pastor Quinton Caesar aus Wiesmoor war beeindruckend. "Jetzt ist die Zeit": Jetzt ist Veränderung dran, Verzicht auf Privilegien und Bequemlichkeit. Hinwendung zu ehrlicher, tätiger Liebe. "Ich lüg Euch nicht an!" – war ein immer wieder auftauchender Satz des Predigers. Ganz schlicht: Machen wir uns nichts vor. Nicht den anderen, nicht uns selbst. Seien wir nüchtern und ehrlich, wenn wir auf gesellschaftliche Ausgrenzung mitten unter uns sehen. Auf die Klimakatastrophe.

"Es ist nicht die Angst, die Christinnen und Christen antreibt, Veränderungen anzugehen. Es ist das Vertrauen, dass da eine größere Kraft unter uns ist."Martina Wittkowski, Kreispfarrerin

Erst vor ein paar Tagen habe ich es wieder von einer ehemaligen Schulkameradin gehört: Was nützt es schon, wenn ich mich verändere? Was bringt es schon, wenn wir den Klimaschutz in Deutschland besonders ernst nehmen, und alle anderen tun es nicht? Es fiel mir nicht leicht, eine Antwort zu formulieren. Dann habe ich gefragt: Was ist denn die Alternative? Nichts tun? Einfach weitermachen? Es sind die Menschen in den ärmeren Ländern, die besonders unter dem Klimawandel leiden, obwohl sie viel weniger dazu beigetragen haben als wir. "Es gibt keine Liebe ohne Gerechtigkeit", noch so ein Satz aus der Predigt von Sonntag, der bei mir hängengeblieben ist. Das Kirchentagsmotto ist aus einem Jesuswort entstanden: "Jetzt ist die Zeit: Gottes gerechte Welt ist nahe. Kehrt um und vertraut der Frohen Botschaft!" (Markus 1,15).

Es ist nicht die Angst, die Christinnen und Christen antreibt, Veränderungen anzugehen. Es ist das Vertrauen, dass da eine größere Kraft unter uns ist. Dieser Kraft zu glauben, das ist der Anfang der Veränderung. Sie motiviert, Verantwortung zu übernehmen. Jeder, da wo er steht. Jede, da wo sie gefragt ist. "Jetzt ist die Zeit!"


Zur Person:

  • Martina Wittkowski ist Kreispfarrerin im evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Oldenburger Münsterland.
  • Die Autorin erreichen Sie unter redaktion@om-medien.de.

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