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Neue Perspektiven: Kristian Kater und Matthias Lesch arbeiten für einen Tag beim Andreaswerk

Das Andreaswerk Vechta nahm zum ersten Mal am Aktionstag "Schichtwechsel" statt. Dabei tauschen Menschen mit Beeinträchtigungen ihren Job mit Personen aus Unternehmen und Politik.

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Wechselte für einen Tag seinen Job: Kristian Kater war am Donnerstag in der Spülküche statt im Rathaus aktiv. Foto: Hahn

Wechselte für einen Tag seinen Job: Kristian Kater war am Donnerstag in der Spülküche statt im Rathaus aktiv. Foto: Hahn

Am Donnerstag waren die Portionen beim Mittagstisch des Andreaswerks besonders groß – der Bürgermeister von Vechta höchstpersönlich gab das Essen aus. Anlass dafür, dass Kristian Kater die Rouladen über den Tresen gab, war der Aktionstag "Schichtwechsel": Menschen mit Beeinträchtigung tauschen für einige Stunden ihren Arbeitsplatz mit Personen aus Unternehmen oder Politik. Auch Matthias Lesch, Geschäftsführer der Firma Pöppelmann, wechselte seinen Job mit einer Beschäftigten der gemeinnützigen Einrichtung. 

Während Kristian Kater in der Manufaktur die Teller abräumte, das Geschirr spülte und Schokopudding als Nachtisch vorbereitete, übernahm Johanna Mählmann seine Position als Bürgermeister. Nach einem Rundgang durchs Rathaus stand für sie eine Besprechung mit dem Leiter des Bauhofs zu neuen Geräten auf Spielplätzen an. 

Bürgermeister Kristian Kater (links) übernahm die Aufgaben von Johanna Mählmann (2. von links) in der Manufaktur des Andreaswerks, Renate Asmus (2. von rechts) tauschte ihren Platz in der Werkstatt mit dem Chefsessel von Pöppelmann-Geschäftsführer Matthias Lesch (rechts). Foto: HonkompBürgermeister Kristian Kater (links) übernahm die Aufgaben von Johanna Mählmann (2. von links) in der Manufaktur des Andreaswerks, Renate Asmus (2. von rechts) tauschte ihren Platz in der Werkstatt mit dem Chefsessel von Pöppelmann-Geschäftsführer Matthias Lesch (rechts). Foto: Honkomp

Andreaswerk-Beschäftigte wechseln in die Chefetage 

Für Matthias Lesch war ebenfalls viel zu tun: Nachdem er beim Kiosk geholfen hatte, begleitete er André mit dem Rad auf seiner täglichen Fahrt zur Wäscherei und ließ sich in der Werkstatt von Jürgen die Aufgaben erklären. Das Lohner Kunststoffunternehmen arbeitet wie viele andere Betriebe aus der Region mit dem Andreaswerk zusammen, erklärte Christine Gaschemann, die auch zum Vorbereitungsteam gehörte. Die in der Dienstleistungsgruppe für Industriemontage hergestellten Ölaufnahmekappen und Gitterstopfe, von der Gruppe liebevoll "Nupsi" genannt, werden bei Autotests genutzt. 

In der Zeit konnte seine Tauschpartnerin Renate Asmus bei Pöppelmann aus der Chef-Etage heraus die andere Seite ihrer täglichen Arbeit kennenlernen. Anschließend konnte die Geschäftsführerin auf Zeit die Ausbildungswerkstatt sehen und einige Entscheidungen für das Marketing treffen. Am Nachmittag kamen alle Beteiligten zusammen, um ihre gesammelten Eindrücke auszutauschen. 

100 Werkstätten nehmen an dem Aktionstag teil

Das Andreaswerk beteiligte sich zum ersten Mal an der seit 2019 bundesweit stattfindenden Aktion, die in diesem Jahr mit rund 100 teilnehmenden Werkstätten einen Rekord brach. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen veranstaltet den "Schichtwechsel", damit Teilhabe aus einer neuen Perspektive erlebt werden kann. Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) begrüßt als Schirmherr, dass auf diese Weise Vorurteile abgebaut werden können.

Auf der anderen Seite: Matthias Lesch (links) lernte die Arbeit in den Werkstätten kennen, die unter anderem auch für Pöppelmann produzieren. Foto: HahnAuf der anderen Seite: Matthias Lesch (links) lernte die Arbeit in den Werkstätten kennen, die unter anderem auch für Pöppelmann produzieren. Foto: Hahn

Seinem SPD-Kollegen Kater machte der Austausch einen "Riesenspaß". Er sei toll in das Team aufgenommen worden, in dem eine familiäre Atmosphäre herrsche. Tatsächlich: Kater witzelte beim Bedienen der großen Industriespülmaschine mit seinen neuen Kolleginnen herum und fühlte sich scheinbar wohl in dem neuen Element. Zwischenzeitig wurde es voll in der Spülküche, weil alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehen wollten, ob sich der Bürgermeister als Praktikant denn auch gut macht. 

„Es ist beeindruckend zu sehen, was die Beschäftigten Tag für Tag schaffen.“Kristian Kater, Bürgermeister von Vechta

Matthias Lesch wurde ebenfalls mit großem Interesse an dem Hauptstandort an der Landwehrstraße aufgenommen. „Das ganze Haus kam zum Kiosk“, berichtete Gaschemann. Begegnungen zu schaffen, sei schließlich auch das Ziel des „Schichtwechsels“ gewesen.

Auch an der Essensausgabe blieb Kater nicht lange unerkannt: Einige Gäste staunten nicht schlecht, als der Bürgermeister ihnen das Essen aufgab. Über 250 Mittagessen am Tag gehen in der Manufaktur an der Großen Straße raus, weiß Kater. "Es ist beeindruckend zu sehen, was die Beschäftigten Tag für Tag schaffen." Ihn freue vor allem die große Akzeptanz der Bevölkerung, das Angebot werde gut angenommen.

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