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Nett hier, aber waren Sie schon mal beim Dammer Carneval?

Kolumne: Die Generation Z zeigt's Ihnen – Wenige Dinge sind beim Carneval so sicher, wie am nächsten Tag überall an seiner Kleidung Sticker zu finden. Und das ist gut so.

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Eine Frage für alle Besucher des Dammer Carnevals: Na, wie viele Aufkleber habt ihr dieses Jahr gesammelt? Mir sind beim Kostüm-Ausziehen schon vier abgefallen. Eine kurze Erklärung für alle, die nicht da waren: Kaum etwas ist so traditionell und beliebt wie das Sticker-Sammeln beim Carneval. Wer am nächsten Morgen nicht mindestens einen am Kostüm kleben hat, muss Widerstand geleistet haben. Denn in der Regel werden in Damme Menschen zu Litfaßsäulen. Trotz Stickerverbot – wusste überhaupt irgendjemand, dass es ein Stickerverbot gab? – waren die Klebefreunde fleißig. Dabei dachte ich, Leute, die einfach so in der Öffentlichkeit rumkleben, sind nicht beliebt.

Ich muss auch zugeben: Ich bin ein großer Fan der Sticker. Das ist nur menschlich – ich bin schließlich kein Feind von Kunst und Comedy. Selbst die Gegner der Klebekunst müssen zugeben, das Engagement der Stickergruppen verdient ein wenig Anerkennung. Es hat sich im Laufe der Jahre eine Art Eigenleben entwickelt, mit Witzen, die ganz Deutschland kennt. „Nett hier, aber waren sie schon mal in Holdorf?“ hat mir meine Freundin aus Fladderlohausen angeklebt.

Connaisseure der Stickerwelt werden die Anspielung sofort verstanden haben. Das Landesmarketing von Baden-Württemberg hat mal Sticker erstellt mit der Aufschrift „Nett hier, aber waren Sie schon mal in Baden-Württemberg?“, der Nachfolger einer selbstironischen Marketingkampagne aus dem Jahr 1990. Damit sind sie auf Gold gestoßen. Seither ist es ein Running Gag, im Internet zu zeigen, wo man diese Sticker findet – kurzgefasst: so gut wie überall auf der Welt.

"Helft dem Bauhof, beklebt eure Mitmenschen!"Ella Wenzel

Die Aufkleber zu personalisieren, ist eine nette Kultur, der ich nur zustimmen kann. So habe ich meinem Kollegen einen Sticker mit der Aufschrift „Gesichtselfmeter“ geschenkt. Er hat sich nicht mal bedankt. Es geht aber auch nett. So ist mir in diesem Jahr aufgefallen, dass es die guten alten „Ährenmänner“ und „Ährenfrauen“ nicht mehr gibt. Tragisch. Damit man sich aber nicht bei jedem Sticker Gedanken machen muss, welcher denn am besten zu seiner persönlichen Klebefläche passt, gibt es auch allgemein erfolgreiche Sprüche. Ein Renner in diesem Jahr: „Ich schlucke!“ Simpel, effektiv und passt zum Dammer Carneval.

Aber auch sonst eher unlustige Menschen und Gruppen laufen beim Sticker-Designen zur Höchstform auf. Die Junge Union Dammer Berge etwa hat den Wahlkampf dieses Mal in Klein nachgespielt und grüne Sticker verteilt. Ihr Beitrag zum Klimaschutz? Sie trennen den Becher vom Alkohol. Das nenn’ ich mal Einsatz! Man kann es nur willkommen heißen, wenn junge Leute kreativ werden.

Und wer hat schon etwas gegen ein Geschenk auszusetzen? Einen Sticker zu bekommen, ist praktisch, ein Stück Anerkennung zu bekommen. Ich erinnere mich daran, wie viele Aufkleber ich noch aus meiner Kindheit übrig habe, die nie benutzt wurden. Das war der Mini-Ella einfach zu viel Verantwortung. Was ist, wenn der Sticker einfach zu gut für seinen Untergrund ist? Das hätte ich sicherlich für immer bereut.

Diese Probleme gibt's bei den Carneval-Stickern nicht. Sie müssen in 3 Tagen verwertet werden, sonst wird's komisch. Wer klebt sich denn bei der Arbeit „Ich schlucke!“ auf? Das kommt nur bei betrunkenen Narren gut an. Mein Fazit zum Stickern? Den Carneval-Besuchern stehen die Sticker besser als den Gebäuden. Die freuen sich auch mehr darüber. Also: Helft dem Bauhof, beklebt eure Mitmenschen!


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