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Nach Erdbeben in der Türkei: Sportler aus Lohne lassen sich nicht lange bitten

Der Vorsitzende des Fußballvereins Amasyaspor Lohne, Ali Yilmaz, hat morgens den Aufruf zu Spenden für die Erdbebenopfer in der Türkei gestartet. Mittags waren die ersten Hilfsgüter da.

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Reges Treiben: Mitglieder des Vereins und deren Freunde brachten am Dienstag sofort viele Hilfsgüter. Foto: Kaiser

Reges Treiben: Mitglieder des Vereins und deren Freunde brachten am Dienstag sofort viele Hilfsgüter. Foto: Kaiser

Reges Treiben herrscht am Amasyaweg in Lohne. Autos kommen über die schmale Straße gefahren und steuern das Vereinsheim des SV Amasyaspor an, wo Männer und Frauen zwischen Säcken und Kartons hin und her laufen. In den Händen halten sie Beutel und Pakete, lose Kleidungsstücke und zu Paaren zusammengebundene Schuhe. Hinter langen Tischen sichten und sortieren Frauen Jacken, Hosen und Hemden: für Männer, Frauen, Jungen und Mädchen. Was brauchbar, und das trifft auf so gut wie alles zu, kommt sorgfältig verpackt in Umzugskartons, die dann im Vereinsheim gelagert werden.

Nur wenige Stunden ist es her, dass der Vorsitzende des Integrations-Fußballvereins, Ali Yilmaz, in den sozialen Medien zu Spenden für die Menschen im südtürkischen Erdbebengebiet aufgerufen hat. Es dauerte nicht lange, dass viele Frauen und Männer aus Lohne und Umgebung dem Aufruf folgten. „Wenn wir an solchen Tagen nicht zusammenhalten, wann dann“, sagt Yilmaz und erinnert an die Erdbebenkatastrophe in der Nordtürkei im August 1999 mit mehr als 18.000 Todesopfern.

Auch damals ließen sich die Lohnerinnen und Lohner nicht lange bitten, halfen mit Sach- und Geldspenden den betroffenen Menschen, so gut sie konnten, und schickten einen Lastwagen an den Bosporus. So ist es auch jetzt. Vom Anorak über Decken, Schuhe und Hygieneartikel bis hin zu Heizstrahlern und einem Rollstuhl: Die Mitglieder und Freunde des Sportvereins bringen alles, was im Erdbebengebiet dringend benötigt wird. Was die Helfer jedoch nicht gebrauchen können, sind Lebensmittel außer Trocken-Babynahrung. Denn was verderben kann, darf nicht eingeführt werden. Doch der Vereinsvorsitzende hat eine dringende Bitte: „Die Kleidung muss sauber und in Ordnung sein.“

Alles wird genau geprüft: Vor allem Kleidung wird benötigt. Die Sachen werden sortiert und für den Transport verpackt.  Foto: KaiserAlles wird genau geprüft: Vor allem Kleidung wird benötigt. Die Sachen werden sortiert und für den Transport verpackt.  Foto: Kaiser

Der Ehrenpräsident des Vereins, Ali Boydak, freut sich auch über die Hilfsangebote von Lohner Einrichtungen. So habe das Soziale Kaufhaus angekündigt, bis Freitag sortierte Kleidungsstücke zum Amasyaweg zu bringen. Der Runde Tisch für Integration und Völkerverständigung Lohne und auch der Heimatverein hätten angekündigt, die Sportler zu unterstützen. Hilfe komme zudem von einem befreundeten türkischen Fußballverein in Oldenburg.

Yilmaz versichert, dass die Spenden dort ankommen, wofür sie bestimmt sind. Das sei durch die Kooperation mit dem Roten Halbmond, dem türkischen Pendant zur Hilfsorganisation Rotes Kreuz, gewährleistet. Außerdem werde ein Mitglied des Vereins in dem Lastwagen, der sich am Wochenende auf die 3700 Kilometer lange Fahrt nach Gazyantep an der türkisch-syrischen Grenze machen wird, mitfahren, um sich vor Ort ein eigenes Bild zu machen, so Boydak. „Die Fahrt wird mehrere Tage dauern, bis zu einer Woche. Auf den letzten 330 Kilometern ist vieles zerstört“, erklärt er.

Hält Hilfe für selbstverständlich: der 1. Vorsitzende von Amasyaspor Lohne, Ali Yilmaz. Foto: Heinrich KaiserHält Hilfe für selbstverständlich: der 1. Vorsitzende von Amasyaspor Lohne, Ali Yilmaz. Foto: Heinrich Kaiser

Mit Decken, Schuhen und Taschenlampen allein ist es allerdings nicht getan. Die Organisatoren des Hilfstransportes brauchen auch Geld. Zufällig erwartet der Kaufmann Ali Yilmaz gerade einen Lastwagen mit Ware aus der Türkei. Er konnte den Spediteur überreden, auf der Rücktour die Hilfsgüter zu einem reduzierten Preis mitzunehmen und an ihren Bestimmungsort zu bringen. Aber trotzdem werden dafür 5000 Euro benötigt. Geldspenden sind deshalb ebenso willkommen wie Gebrauchsgüter.


Fakten:

  • Wer Hilfsgüter spenden möchte, kann sie noch bis Freitag (10. Februar) täglich zwischen 9 und 20 Uhr beim Vereinsheim des SV Amasyaspor, Amasyaweg 13 in Lohne, abgeben.
  • Auch Geldspenden werden benötigt. Die Kontodaten können unter der Rufnummer 0173/2976398 erfragt werden.
  • Der Vorgänger des Vereins wurde im Jahr 1983 von türkischen Mitbürgern als Straßenfußballmannschaft gegründet. 10 Jahre später entstand daraus ein eingetragener Verein.
  • Die Mitglieder waren und sind der Meinung, dass eine gelungene Einbürgerung von ausländischen Mitbürgern in die Lohner Gesellschaft am besten in einem neu gegründeten Verein ohne eingefahrene Strukturen gelingen würde.
  • Der SV Amasyaspor Lohne ist heute ein fest etablierter Verein im NFV Kreis Vechta. Das zeigt sich auch am laufenden Spielbetrieb, an dem zwei Herrenmannschaften, eine Damenmannschaft und sechs Jugendmannschaften teilnehmen.
  • Weitere Infos gibt es unter: www.amasyaspor.de

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